Nestlé macht weiter mit Portfolio-Umbau

Nestlé macht weiter mit Portfolio-Umbau
Nestlé-CEO Mark Schneider. (Foto: Nestlé)

Zürich – Beim Nahrungsmittelkonzern Nestlé dreht sich das Portfolio-Karussel weiter. Nachdem sich das Unternehmen erst vor wenigen Tagen von seiner Lebensversicherungstochter Gerber Life getrennt hat, kommt nun die Hautgesundheitssparte Skin Health auf den Prüfstand. Für CEO Mark Schneider ist nach deutlichen Fortschritten in den letzten zwei Jahren nun der richtige Zeitpunkt für eine Prüfung der Eigentümerstruktur gekommen. Welche Optionen Nestlé dabei alles im Blick hat, wird offen gelassen.

Der Verwaltungsrat habe im Rahmen einer Strategieüberprüfung die Ausrichtung des Konzerns bestätigt und will künftige Investitionen noch gezielter auf die wichtigsten Wachstumsinitiativen konzentrieren, hiess es in einer Mitteilung vom Donnerstag. Die Überprüfung von Skin Health, das 2017 immerhin einen Umsatz von 2,7 Milliarden Franken erwirtschaftet hat, soll bis Mitte 2019 abgeschlossen sein.

Grösserer Fokus auf Wachstumsbereiche
Das künftige Wachstumspotenzial von Skin Health liege «zunehmend ausserhalb der strategischen Grenzen der Gruppe», hiess es. Der Fokus solle noch deutlicher auf Nahrungsmittel, Getränke und gesundheitsunterstützende Produkte liegen. Dies bildet laut Aussagen von Verwaltungsratspräsident Paul Bulcke die «beste Voraussetzung für langfristig profitables Wachstum.» Der Verwaltungsrat ist daher überzeugt, dass die Prüfung im besten Interesse sowohl von Skin Health als auch der Nestlé-Aktionäre liege.

Betont wurde vom Verwaltungsrat auch die strategische Bedeutung von Nestlé Health Science, das sich auf gesundheitsunterstützende Produkte, die medizinische Ernährung und Consumer Health konzentriert. Erst Anfang des Jahres seien mit dem Kauf von Atrium Innovations die eigenen Marken gestärkt worden. Für diesen Wachstumsbereich sollen weitere substanzielle Mittel bereitgestellt werden.

CEO sieht Konzern auf richtigem Weg – Third Point sitzt ihm im Nacken
Mit Bekanntgabe der Halbjahreszahlen zog das Wachstum bei Nestlé nach einigen eher mageren Quartalen endlich wieder an. CEO Schneider zeigte sich Ende Juli denn auch zufrieden. «Das Ergebnis zeigt deutlich, dass sich unsere strategischen Initiativen und deren konsequente Umsetzung bezahlt machen», sagte er vor einigen Wochen. Neben Gerber Life hatte sich Nestlé auch von seinem Süssigkeitengeschäft in Neuseeland getrennt und soll gleichzeitig am Kauf des indischen Malzgetränkeherstellers Horlicks vom britischen Pharmamulti GlaxoSmithKline interessiert sein.

Ob diese ganzen Massnahmen allerdings den US-Investor Third Point zufrieden stellen, wird sich zeigen müssen. Anfang Juli hatte dieser den Konzern nämlich erneut angegriffen und in einem Brief an das Management den «konfusen strategischen Kurs» kritisiert. Nestlé bewege sich nicht schnell genug bei der Abtrennung von Firmenteilen, hiess es damals unter anderem in dem Brief von Third Point. Der US-Investor forderte konkret den Verkauf, die Abspaltung oder andere Massnahmen zur Devestition von 15 Prozent des Umsatzes. Die Mittel daraus sollen für Akquisitionen und weitere Aktienrückkäufe verwendet werden.

Analysten erwarten weitere Bereinigungen
Für Analysten kommt die Überprüfung von Skin Health nicht überraschend. Nestlé erfülle Schritt für Schritt die Versprechen des letztjährigen Investorentags, heisst es bei Baader Helvea. Mittlerweile sei der Konzern schon nahe an seinem Verkaufsziel von 5 Prozent des Umsatzes bis 2020. Daher könnten einige Investoren nun eine beschleunigte Transformation fordern. Die schwächeren Bereiche wie das europäische Süsswarengeschäft, Tiefkühlprodukte, US-Eiscremegeschäft, Thomy sowie das US-Wassergeschäft müssten nun zeigen, dass sie nachhaltiges profitables Wachstum erzielen können und somit ihren Verbleib im Konzern rechtfertigen.

Die Bank Vontobel lobt den Schritt – nachdem Investoren den 2014 sehr überraschenden Eintritt in die Hautpflege nie wirklich nachvollziehen konnten, sei dieser Entscheid zur Überprüfung nun eine der besten strategischen Schritte, so Jean-Philippe Bertschy. Auch er geht davon aus, dass Nestlé im Portfolio weiter aufräumen wird. An der Börse wurden die Nachrichten gelassen aufgenommen. Zum Handelsstart zeigten sich die Titel mit +0,3 Prozent etwas freundlicher als der Gesamtmarkt. (awp/mc/pg)

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