Nestlé verkauft US-Süsswarengeschäft an Ferrero

Nestlé verkauft US-Süsswarengeschäft an Ferrero
Nestlé-CEO Mark Schneider. (Foto: Nestlé)

Vevey – Nestlé hat einen Käufer für sein Süsswarengeschäft in den USA gefunden. Der Schweizer Nahrungsmittelmulti einigte sich mit dem italienischen Konkurrenten Ferrero auf einen Verkauf. Die Italiener bezahlen 2,8 Mrd USD in bar. Analysten begrüssen den Schritt als Teil einer grösseren Portfolio-Umschichtung, die Aktie bewegt sich aber nicht allzu gross.

Der Verkauf soll voraussichtlich gegen Ende des ersten Quartals 2018 abgeschlossen sein, teilte Nestlé am Dienstagabend mit. Zuvor müssten noch die üblichen Genehmigungen eingeholt und Abschlussbedingungen erfüllt werden.

Mit Ferrero habe man einen geeigneten Käufer gefunden, wird Konzernchef Mark Schneider im Communiqué zitiert. Schneider hatte schon vor Monaten angekündigt, sich von der wenig profitablen Sparte trennen zu wollen. Neben Ferrero war in der Vergangenheit auch über ein Interesse des Schokoladekonzerns Hershey oder von gewissen Beteiligungsgesellschaften spekuliert worden.

Kleiner Teil des US-Umsatzes
Nestlé erzielte 2016 mit Süsswaren in den USA einen Umsatz von 900 Mio CHF, dies bei einem Gesamtumsatz in den USA von 26,7 Mrd. Das entspricht rund 3% des Umsatzes der Nestlé-Gruppe in der Region bzw. 1% des Konzernumsatzes. Der Bereich umfasst Schokoladenmarken wie etwa Butterfinger oder Crunch.

Mit Blick auf die USA stellte Nestlé klar, dass man auch weiterhin dort investieren und auf Innovation setzen werde. Dies gelte insbesondere für Kategorien, bei denen der Konzern eine Führungsposition innehabe, wie bei Produkten für Heimtiere, Wasser, Kaffee, Tiefkühlkost und Säuglingsnahrung.

Nestlés Backprodukte unter der Marke «Toll House» gehören derweil nicht zu den Marken, die an Ferrero gehen. Diese Marke stelle eine strategisch wichtige Wachstumsmarke dar, die man weiter entwickeln werde, heisst es. Man sei weiterhin entschlossen, das international führende Süsswarengeschäft weltweit auszubauen, insbesondere die globale Marke KitKat.

Guter Preis – Gewinn von 2,5 Mrd Franken?
Nestlé hatte das nun verkaufte Geschäft im vergangenen Sommer auf den Prüfstand gestellt und damals einen möglichen Verkauf bis Ende Jahr ins Auge gefasst. Im Dezember hiess es dann, dass man sich bis Ende März vom genannten Geschäft getrennt haben wolle.

Allzu überraschend kamen die News denn auch nicht. Sowohl der Käufer wie auch der Preis entsprechen den letzten Gerüchten. Die Nestlé-Aktie reagierte in einem tendenziell schwächeren Gesamtmarkt denn auch nur mit leichten Avancen (+0,2% auf 82,76 CHF zur Berichtszeit).

Als gut bewertet wird von Analysten der erzielte Preis. Gemäss Berechnungen von Goldman Sachs entsprechen die 2,8 Mrd USD dem Dreifachen des Umsatzes sowie dem 18 bis 19-fachen des EBITDA. Das liege deutlich über dem seit 2012 im Nahrungsmittelsektor beobachteten Bewertungsdurchschnitt. Da sich das US-Süsswarengeschäft zudem unterdurchschnittlich entwickelt habe, dürfte der Verkauf sich positiv auf das Wachstumsprofil von Nestlé auswirken, meint der zuständige Analyst.

Gemäss Schätzungen der ZKB wird Nestlé einen ausserordentlichen Gewinn von 2,5 Mrd CHF aus der Transaktion erzielen können (nach Steuern 2,2 Mrd). Dies sei bis jetzt jedenfalls «der beste Deal» des neuen CEO Mark Schneider, schreibt der zuständige Analyst in einem Kommentar.

Teil einer grösseren Umschichtung
Auch JPMorgan sieht den Schritt positiv. Nestlé könne mit dem kürzlich bekannt gewordenen Kauf der kanadischen Atrium und dem Verkauf des US-Süsswarengeschäfts quasi gewinnneutral aus einem wachstumsarmen in einen wachstumsträchtigen und erst noch margenstärkeren Bereich umsatteln, meint die zuständige Analystin.

Sie sieht in diesen beiden Transaktionen allerdings nur einen ersten Schritt und rechnet mit grösseren Veränderungen. Dieser Meinung ist man auch bei Goldman Sachs. Der Verkauf des US-Süsswarengeschäftes als solcher sei nicht allzu bedeutend. Er sei aber als ein bedeutender Schritt in einer grösseren Veränderung des Nestlé-Portfolios zu sehen, heisst es dort.

Der Broker Baader-Helvea sieht in diesem Zusammenhang eine Übernahme des Vitamingeschäfts der deutschen Merck als nächsten logischen Schritt für Nestlé. Deren Geschäftsaktivitäten würde jene der kanadischen Atrium ergänzen, heisst es. (awp/mc/upd/pg)

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