Sandoz definitiv in die Eigenständigkeit entlassen

Sandoz definitiv in die Eigenständigkeit entlassen
(Bild: Sandoz)

Basel – Es ist eine friedliche Trennung: Novartis hat am Mittwoch mit dem Spin-Off die Tochter Sandoz zurück in die Unabhängigkeit entlassen. Befreit aus den Fesseln der Mutter trauen einige Experten dem Generiakonzern positive Überraschungen zu.

Der Start in die Unabhängigkeit verlief zumindest was die Kursentwicklung angeht, erst einmal etwas holprig. Während Analysten im Vorfeld der Abspaltung damit gerechnet hatten, dass die Sandoz-Aktien im Bereich von rund 30 Franken starten würden, lag der erste Kurs für die 431 Millionen ausgegeben Aktien bei 24 Franken. Die Papiere gingen schliesslich mit einem leichten Plus bei 24,35 Franken aus den Handel.

Novartis-Aktien kosten nach der Abspaltung 87,88 Franken. Am Vortag waren sie bei 91,94 Franken aus dem Handel gegangen. Nimmt man die beiden Unternehmen zusammen, bringen sie rund 210 Milliarden Franken auf die Waage, was in etwa so viel ist wie Novartis allein am Abend vor der Trennung.

Allerdings kommt der zunächst verhaltene Start auch nicht ganz überraschend. Denn im Zuge des Spin-Offs haben alle Novartis-Aktionäre für fünf Pharmatitel eine neue Sandoz-Aktie eingebucht bekommen – ob sie die wollten oder nicht.

Manche Fonds, die aber beispielsweise den Leitindex SMI nachbilden, dürfen die Aktien damit gar nicht halten und werden sich so schnell als möglich von ihnen trennen bzw. haben das bereits im Vorfeld getan.

Nicht im Leitindex SMI
Denn anders als der Augenheilkunde-Spezialist Alcon, den Novartis bereits vor einigen Jahren abgespalten hatte, wird Sandoz nicht im Schweizer Leitindex SMI enthalten sein, sondern im SLI und SMIM.

Für den Sandoz-CEO Richard Saymor stellt die zurückerlangte Eigenständigkeit derweil eine grosse Chance dar. «Dieser ganze Prozess steht ganz im Zeichen der Fokussierung», sagt er im Video-Interview mit AWP. «Auf eigenen Beinen können wir selbst bestimmen, wie wir unser Kapital einsetzen und worauf genau wir uns fokussieren.» Vor allem aber könnten so Prozesse beschleunigt werden – auch Entscheidungsprozesse.

Keine Angst vor kurzzeitiger Schwäche
Und auch die ersten Stimmen am Markt fallen wohlwollend aus: «Unserer Meinung nach sollten Aktionäre aufgrund des möglichen kurzfristigen Abgabedrucks bei den Sandoz-Titeln in der ersten Handelswoche nicht nervös werden», heisst es in einem Kommentar der Helvetischen Bank. «Möglicherweise entstehen dadurch sogar Investitionschancen, denn die aktuelle Bewertung erscheint uns bereits jetzt attraktiv.»

Ihre Zuversicht begründen die Experten damit, dass Sandoz ein europäischer Champion und ein weltweit führender Anbieter von Generika und Biosimilars ist. «Somit ist das Unternehmen in einem wachsenden Markt tätig», so die Experten weiter.

Tatsächlich hatte Sandoz im Vorfeld des Spin-Offs im Rahmen von Investorenveranstaltungen auch betont, dass sich das Unternehmen in Zukunft noch stärker auf die lukrativeren Biosimilars fokussieren will. Immerhin verlieren laut CEO Saymor in den kommenden Jahren eine Vielzahl an milliarden-schweren Medikamenten ihren Patentschutz. «Alleine in den nächsten zehn Jahren sprechen wir hier von etwa 400 Milliarden US-Dollar.»

Der geplante Fokus auf Biosimilars kommt auch in Expertenkreisen gut an. Diese Nachahmerprodukte sind anspruchsvoller und kostspieliger in der Herstellung, was laut Stefan Schneider, Analyst bei Vontobel, das Wettbewerbsumfeld günstiger gestaltet, da die Einstiegsbarrieren für andere Wettbewerber steigen.

Neues Image nötig
Sandoz hofft, damit auch sein Image als wachstumsschwaches Generika-Unternehmen abzulegen. «Das Problem von Sandoz ist, dass sie am Markt – wie auch der Generikamarkt selbst – in puncto Margen und Wachstumsaussichten als wenig attraktiv wahrgenommen werden», stellt Octavian-Analyst Michael Nawrath im Gespräch mit AWP fest.

Dies dürfte auch einer der Hauptgründe für Novartis gewesen sein, sich von der Sparte am Ende auf diese Weise zu trennen. Eine strategische Überprüfung über die weitere Zukunft des Geschäftsfeldes hatte Novartis-CEO Vas Narasimhan bereits 2021 angekündigt. Hintergrund ist, dass sich Novartis selbst im Laufe der vergangenen Jahre zu einem fokussierten Unternehmen für innovative Medikamente entwickelt hat.

Mit einem Margen-Ziel von längerfristig 40 Prozent war da kein Platz mehr für das Generika-Geschäft, das aktuell lediglich etwa halb so profitabel ist wie das Pharmageschäft. (awp/mc/ps)

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