Novartis forciert Alzheimer-Forschung

Basel – Der Pharma-Konzern Novartis will die Forschung und Entwicklung (F&E) zur Vorbeugung gegen die Alzheimer-Erkrankung forcieren. Alzheimer gilt als eine der künftig wichtigeren Therapien, die derzeit untersucht werde. Dabei wird der aktuelle Ansatz, die Bildung bestimmter Eiweissmoleküle zu verhindern, so genannte Anyloid-Peptide, von Wissenschaftlern als «vielversprechend» bezeichnet. Andere Pharma-Konzerne, darunter Roche, sind allerdings bereits weiter fortgeschritten mit ihren Forschungsbestrebungen.

Im Rahmen einer Zusammenarbeit mit dem Banner Alzheimer’s Institute (BAI) werde in einer klinischen Studie untersucht, ob die beiden Anti-Amyloid-Behandlungen von Novartis den Ausbruch von Alzheimer-Symptomen verhindern oder verzögern können, teilt der Konzern am Dienstag mit. Dabei sollen gesunde Probanden untersucht werden, die ein genetisch bedingtes Risiko hätten, an Alzheimer zu erkranken. Das BAI ist ein Non-Profit-Institut, das sich auf die Alzheimer-Forschung konzentriert. Es wurde 2006 in den USA gegründet.

Bildung von Plaques verhindern
Ausgegangen werde dabei von der Hypothese, dass die Bildung von Amyloid-Proteinen im Gehirn über Zeit Alzheimer auslösen könne, heisst es in der Mitteilung weiter. Die eine Behandlungsform basiere auf einer aktiven Immuntherapie, mit der die Bildung von körpereigenen Antikörpern gegen Amyloid ausgelöst werden soll. Dabei handle es sich um eine Phase-II-Studie. Der Wirkstoff werde injiziert.

Bei der zweiten Therapieform werde oral ein BACE-Hemmer verabreicht, mit dem die Produktion von verschiedenen Formen von Amyloid verhindert werden soll. Hier werde demnächst mit Phase-I-Tests begonnen, heisst es weiter. An den Studien in Nordamerika und Europa sollen mehr als 1’300 Probanden im Alter von 60 bis 75 Jahren teilnehmen. Begonnen werden soll mit den Tests im kommenden Jahr.

Vergangenes Jahr hatten Wissenschaftler der ETH Lausanne die Wirkungsweise zweier Moleküle entschlüsselt, die sich damals in klinischen Tests zur Bekämpfung von Alzheimer befanden. Dabei kamen sie den Ursachen der vererbbaren Formen der Krankheit auf die Spur, wie es im August 2013 hiess.

Bei Alzheimer bilden sich bestimmte Eiweissmoleküle, so genannte Amyloid-Peptide. Diese kommen zwar bei allen Menschen vor, lagern sich aber bei Alzheimerkranken im Gehirn in Form der gefürchteten Plaques ab. Diese Proteinklumpen lassen die Nervenzellen schliesslich absterben, so der Schluss der ETH-Forscher. Weltweit seien rund 44 Mio Menschen an Alzheimer oder einer durch die Krankheit bedingten Demenz erkrankt, teilte Novartis weiter mit.

Auch Roche forscht an Alzheimer-Medikament
An einer Alzheimer-Therapie forschen angesichts des Marktpotenzials auch weitere Pharma-Unternehmen. Der Branchennachbar Roche ist dabei weit fortgeschritten. So hat Roche gemäss Angaben von Mitte April dieses Jahres drei Produktkandidaten in der klinischen Entwicklung: RG1577 und Crenezumab in Phase II sowie Gantenerumab in Phase III. Die Studien von Novartis seien zwar noch in frühen Stadien, jedoch seien die klinischen Tests mit den genetischen Markern neuartig. Der Markt für ein erstes Alzheimer-Medikament – bisher war die Ausfallrate bei allen neuen Entwicklungen 98% – wäre gigantisch, kommentiert die Zürcher Kantonalbank.

An der Börse legen die Novartis- und Roche-Titel am Berichtstag zu. Allerdings haben Novartis zudem über die Einlizenzierung der «Smart Lens»-Technologie für den Augenheilbereich Alcon und Roche über die «Priority Review» für das Krebsmedikament Avastin zur Behandlung von Gebärmutterhalskrebs berichtet. Die Novartis-Aktie notiert um 11.35 Uhr um 0,3% höher auf 80,65 CHF, der Roche GS legt um 0,9% auf 268,60 CHF zu. Derweil gewinnt der Gesamtmarkt, gemessen am Swiss Market Index, um 0,23%. (awp/mc/pg)

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