Novartis kann bei Alcon-Baustelle Fortschritt vermelden

Basel – Die Quartalszahlen von Novartis haben zwar nicht für einen Freudentaumel gesorgt – sie dürften sowohl das Management als auch Investoren deutlich beruhigt haben. Denn es gab keine negativen Überraschungen. Im Gegenteil: die Augensparte Alcon, das Sorgenkind über viele Quartale hinweg, hat sogar so gut abgeschnitten, dass die Umsatzprognose für das Gesamtjahr etwas angehoben wurde.

Es ist aber wohl vor allem die Aussicht, dass die Erholung der Alcon-Geschäfte auch die Optionen für die strategische Überprüfung erweitere. Wie CEO Joseph Jimenez am Dienstag vor Journalisten und Analysten mehrfach sagte, müsse angesichts der aktuellen Tendenz auch eine Kapitalmarkttransaktion in Betracht gezogen werden. «Aber», so schränkt er ein, «das macht nur Sinn, wenn es gelingt, auch in den kommenden Quartalen diesen Trend bei Alcon fortzusetzen.»

Angesichts der operativen Verbesserungen fällt denn auch die Tatsache, dass die Augensparte im Laufe des zweiten Quartals eine Zwangsvorladung vom U.S. Department of Justice und der Securities and Exchange Commission wegen bestimmter Aktivitäten in Russland und Asien erhalten hat, kaum ins Gewicht. «Das steht im Zusammenhang mit aggressiven Verkaufspraktiken, die wir aber bereits vor einigen Jahren unter die Lupe genommen haben,» antwortete Jimenez auf entsprechende Fragen. Man kooperiere mit den entsprechenden Behörden vollständig.

Innovative Medicines mit voller Pipeline
Neben Alcon hat auch die Pharmasparte Innovative Medicine beim Umsatz etwas besser als erwartet abgeschnitten. Hier hätten sich die Wachstumstreiber positiv bemerkbar gemacht, so der CEO. «Cosentyx und Entresto haben im zweiten Quartal die Umsatzeinbussen durch den das abgelaufene Glivec-Patent aufgefangen», heben sowohl Jimenez als auch Vas Narasimhan, Global Head Drug Development und Chief Medical Officer, hervor.

Zu den künftigen Wachstumstreibern zählt Narasimhan auch das Krebsmittel Kisqali, das seit Mai in den USA auf dem Markt ist. Narasimhan und Jimenez geben sich zuversichtlich, dass der Absatz ab der zweiten Jahreshälfte dann auch anziehen werde, weil einige regulatorische Gegebenheiten des US-Gesundheitssystems dann nachliessen.

Es sind aber auch die zahlreichen Produkte, die derzeit noch in der Pipeline sind und entweder auf eine Zulassung warten, oder für die noch solche Anträge gestellt werden müssen, bei denen Novartis sich mit Blick auf das eigene künftige Wachstum zuversichtlich gibt. Eines der wichtigsten dieser Projekte ist die personalisierter Zelltherapie CTL019. Hierfür erwartet Novartis in Richtung Oktober grünes Licht von der US-Gesundheitsbehörde FDA.

Zelltherapie als Transformator
«Unsere Zelltherapie CTL019 betrachten wir als einen möglichen Transformator der Immunonkologie», sagt Narasimhan. Noch unklar sei die künftige Preisgestaltung für dieses Mittel. Auch hier sei ein Erfolgs-abhängiges Modell denkbar. Aber darüber werde man erst entscheiden, wenn man die Zulassung auch habe.

CTL019 gehört neben dem Augenmittel RTH258 und ACZ885 zur Behandlung von Herzkranzarterien-Erkrankungen klar zu den Kandidaten, auf die Novartis seine Hoffnungen stützt, wenn der Konzern ankündigt, voraussichtlich ab dem kommenden Jahr auf den Wachstumspfad zurückzukehren.

Etwas holpriger verlief dagegen das zweite Quartal für die Generika-Sparte Sandoz. Ein anhaltend intensiver Preisdruck bei Generika auf dem US-Markt setze dem Unternehmen zu. Novartis steure dagegen mit neuen Produkten und Lancierungen, wie etwa den zuletzt zugelassenen Biosimilars.

Gewinne durch Veräusserungen gestützt
Insgesamt ist es dem Pharmakonzern gelungen, im zweiten Quartal einen Nettoumsatz von 12,24 Mrd USD zu erzielen, ein Minus von 2% gegenüber dem Vorjahreszeitraum. Zu konstanten Wechselkursen (kWk) ergab sich ein unveränderter Umsatz.

Auf Gewinnseite profitierte der Konzern von Veräusserungsgewinnen und geringeren Abschreibungen, so dass Novartis ein operatives Ergebnis von 2,28 Mrd USD vermeldet, das um 9% (13% kWk) über den Werten vom zweiten Quartal 2016 liegt. Der Reingewinn des fortgeführten Geschäftes nahm um 10% (14% kWk) auf 1,98 Mrd zu.

Das operative Kern-Ergebnis hat sich im Berichtszeitraum auf 3,24 Mrd (-3%; 0% kWk) verringert und beim Kern-Reingewinn stehen 2,87 Mrd (-2%; +1% kWk) zu Buche. Die «Kern»-Zahlen sind bereinigt um Akquisitions- und weitere bedeutende Sondereffekte.

n der Börse und bei Investoren kamen die Zahlen zunächst gut an. Mit einem Plus von 0,4% schmolzen die frühen Gewinne bis zum Schluss aber zusammen. (awp/mc/upd/pg)

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