Novartis schliesst Standort Schlieren – 73 Mitarbeitende betroffen

Basel / Schlieren ZH – Der Pharmakonzern Novartis schliesst im Rahmen seiner neuen Forschungsstrategie den Standort in Schlieren ZH. Bei der ESBATech, die vor allem in der Augenheilkunde forscht, gehen damit voraussichtlich 73 Stellen verloren. Auch die etwa 18-köpfige Biotech-Abteilung in Shanghai wird geschlossen.

Novartis will seine biotherapeutische Forschung künftig an zwei Standorten in Basel und Cambridge im US-Bundesstaat Massachusetts konzentrieren, wie Novartis-Sprecher Satoshi Jean-Paul Sugimoto sagte. An den genannten Standorten gebe es bereits ein grosses Know-how im Biologikabereich.

Die Mitarbeitenden wurden am Mittwoch über die Pläne informiert. Nun läuft das Konsultationsverfahren an. Es sei geplant, 20 bis 25 neue Stellen im Biologics Center in Basel zu schaffen, sagte Sugimoto weiter. Zudem gebe es weitere offene Stellen im Novartis-Konzern, auf die sich die Mitarbeitenden bewerben könnten.

«Schwacher Trost»
Der Aufbau in Basel sei ein schwacher Trost, kommentierte die Gewerkschaft Syna in einer Mitteilung. Die angekündigte Standortschliessung passe nicht gut zur Parole von Novartis, die Innovation verstärken zu wollen. Es dränge sich der Verdacht auf, dass es sich um eine versteckte Sparübung handle, um der teuren Schweiz zu entfliehen. In Anbetracht der guten finanziellen Situation von Novartis könne Syna dies nicht nachvollziehen.

Das Beispiel zeige einmal mehr, dass Restrukturierungen in der Schweiz vermehrt auch hoch qualifizierte Arbeitsplätze und erfolgreiche Branchen wie die Pharmaindustrie beträfen, schreibt der Verband Angestellte Schweiz. Der Verband verweist dabei auf den zweiten Schweizer Pharmariesen Roche, der Anfang September einen Abbau von 190 Stellen bekannt gegeben hatte.

Angestellte Schweiz und Syna fordern Novartis auf, den von der Schliessung der ESBATech betroffenen Angestellten eine neue Stelle im Unternehmen anzubieten.

Die Novartis-Tochter Alcon hatte das Biotechnologieunternehmen und Spin-Off der Universität Zürich ESBATech 2009 übernommen. Inzwischen ist ESBATech kein Teil von Alcon mehr. Anfang Jahr stellte Novartis die schwächelnde Augendivision neu auf. Alcon-Medikamente – auch von ESBATech – wurden in die Division Pharma transferiert. Bei Alcon verblieben die Bereiche Augenchirurgie sowie Kontaktlinsen und Kontaktlinsenpflege.

Auch Tropeninstitut zügelt
Parallel zur Konzentration im Biotech-Bereich plant Novartis, die Forschungsprogramme und Tätigkeiten seines Instituts für Tropenkrankheiten von Singapur nach Emeryville in Kalifornien zu verlegen.

Dieser Umzug ermögliche eine engere Zusammenarbeit mit dem Infektionskrankheiten-Forschungsteam, das bereits in Emeryville angesiedelt ist, und der Life-Sciences-Gemeinde im Grossraum San Francisco. Das Institut solle sich weiterhin auf die Erforschung neuer Arzneimittel gegen Malaria und andere vernachlässigte tropische Krankheiten konzentrieren.

Für Novartis ist das laufende Jahr ein Übergangsjahr. Im Juli hatte Novartis bereits seine Pharmasparte umgebaut und das Krebsgeschäft ausgegliedert. Die Sparte teilte sich damit in die beiden neu geschaffenen Geschäftseinheiten Novartis Pharmaceuticals und Novartis Oncology. Zudem dürften Investitionen in die Vermarktung potenzieller Blockbuster-Medikamente – die mehr als eine Milliarde Dollar Umsatz erzielen – den Gewinn dieses Jahr drücken. (awp/mc/upd/ps)

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