Richemont verliert Marge und startet schlecht ins neue Jahr

Richemont verliert Marge und startet schlecht ins neue Jahr
Richemont-Hauptsitz in Genf. (Bild © Richemont)

Richemont-Hauptsitz in Genf. (Bild © Richemont)

Genf – Richemont spürt den Gegenwind, welcher der Schweizer Uhrenindustrie vor allem aus Asien entgegen bläst. Zwar hat die Uhren- und Schmuckgruppe den Umsatz im Geschäftsjahr 2015/16 (per Ende März) in der Berichtswährung Euro gesteigert, in Lokalwährungen ging dieser jedoch zurück. Zudem belasten Restrukturierungsmassnahmen die operative Marge. Der Start in die neue Berichtsperiode fiel im Monat April äusserst schwach aus und setzt den Aktienkurs unter Druck.

Den Umsatz steigerte Richemont mit Marken wie Cartier, IWC, Piaget oder Jaeger LeCoultre in Euro um 6% auf 11,1 Mrd EUR. In Lokalwährung gerechnet sind die Verkäufe aber um 1% zurückgegangen, wie es in einer Mitteilung vom Freitag heisst. Gewachsen sei man in Europa, dem Mittleren Osten, Amerika und Japan, während sich das Geschäft in Asien-Pazifik schwach entwickelt habe.

Dabei habe sich die Umsatzentwicklung im Verlauf des Geschäftsjahres abgeschwächt, wobei das Geschäft in Europa von den Terroranschlägen in Paris und der damit rückläufigen Entwicklung der Touristenströme aus Asien belastet worden sei, sagte CEO Richard Lepeu an einer Telefonkonferenz. Derweil präsentiere sich das Marktumfeld in Hongkong und Macau – wo die Händler aufgrund der stark rückläufigen Nachfrage ihre Lager abbauen – nach wie vor sehr schwierig.

Restrukturierung belastet
Die sich abschwächende Nachfrage äussert sich auch auf der Ergebnisseite. Der operative Gewinn (EBIT) ging um 23% auf 2,06 Mrd EUR zurück, während die entsprechende Marge auf 18,6% absackte von 25,6% im Vorjahr. Dabei sind die Betriebskosten um 14% angewachsen.

Kostentreiber waren Umbauten und Neueröffnungen der markeneigenen Boutiquen, höhere Werbekosten sowie auch die mit der Frankenstärke angewachsenen Ausgaben in der Administration. Gleichzeitig hatte die Gruppe alte, schlecht laufende Uhrenmodelle zurückgekauft, um die Ladenhüter gegen Stücke aus der neuen Kollektion einzutauschen.

Die EBIT-Entwicklung ist allerdings auch von einigen Sondereffekten geprägt. Einerseits haben im Jahr 2015/16 Restrukturierungen und Wertberichtigungen auf Assets das Ergebnis mit insgesamt 97 Mio EUR belastet, andererseits war im Jahr zuvor ein ausserordentlicher Erlös von 234 Mio aus dem Verkauf einer Immobilie an der Fifth Avenue in New York enthalten. Ohne diese einmaligen Effekte wäre der EBIT um 11% gesunken, so die Mitteilung.

Dividende erhöht
Der Reingewinn kletterte hingegen um 67% auf 2,23 Mrd EUR in die Höhe. Allerdings wurde das Ergebnis durch den Buchgewinn aus der Yoox Net-a-Porter-Fusion mit 639 Mio EUR begünstigt, während im Vorjahr eine Neubewertung auf Währungspositionen mit 686 Mio EUR belastet hatte.

Den Aktionären schlägt der Verwaltungsrat je Aktie derweil eine um 10 Rappen auf 1,70 CHF erhöhte Dividende vor. Richemont strebe auch in Zukunft weitere Dividendenerhöhungen an, sowohl in «guten als auch in schlechten Zeiten», wiederholte CFO Gary Saage das früher abgegebene Versprechen. Dagegen seien Aktienrückkäufe kein Thema.

Genügend Mittel für höhere Ausschüttung stehen der Gruppe zur Verfügung. Per Ende März beläuft sich die Nettoliquidität auf 5,3 Mrd EUR nach 5,1 Mrd per Ende Dezember.

Schwacher Start ins neue Jahr
Die kurzfristigen Aussichten sehen nicht rosig aus. Wie Verwaltungsratspräsident Johann Rupert in seinem Statement festhält, sei weiterhin mit einer schwachen Nachfrage in Asien zu rechnen, wobei in Hongkong weiterhin keine Erholung in Sicht sei. Das Erwirtschaften von Cashflow bleibe in diesem schwierigen Marktumfeld wichtig.

Im Monat April sind die Umsätze in Euro um 18% und in Lokalwährungen um 15% deutlich zurückgegangen, nachdem die Umsätze zu konstanten Wechselkursen bereits im dritten und vierten Quartal um 4 bzw. 7% rückläufig waren. Positiv stach im April allerdings Festland-China heraus, wo Richemont in Lokalwährungen um 26% gewachsen ist. Und in den Marktregionen habe Richemont lediglich im Mittleren Osten und in Afrika Wachstum erzielt, hiess es.

In der Schweiz hat der Konzern die Belegschaft um rund 500 Mitarbeitende reduzieren müssen. Der Stellenabbau sei bis Ende April abgeschlossen worden, sagte CEO Lepeu. Dabei seien aber viele Angestellte andernorts beschäftigt worden und man habe den Abbau auch durch Pensionierungen aufgefangen. Gemäss früheren Angaben der Gewerkschaft Unia wurden knapp 90 Mitarbeitende entlassen.

An der Börse brachen die Richemont-Titel im avancierenden Gesamtmarkt ein. Richemont hat insbesondere mit dem EBIT und dem Reingewinn die Vorgaben der Analysten verfehlt, während die Aussagen zum April und zum Ausblick die Sorge vor einer anhaltenden Marktschwäche bestätigten, wie es in Analystenkreisen hiess. Die Aktie verlor bis zu Börsenschluss 4,3%. (awp/mc/ps)

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