Roche-Chef erwartet Erhöhung der Medikamentenpreise

Roche-Chef erwartet Erhöhung der Medikamentenpreise
Thomas Schinecker, CEO Roche Group. (Foto: Roche)

Bern – Roche-Chef Thomas Schinecker hat in einem Interview Druck zur Preiserhöhung neuer Medikamente in der Schweiz gemacht. Der Chef des Pharmakonzerns zeigte die Konsequenzen auf, sollte die Schweiz diese Preise nicht erhöhen.

«Dann wird es wohl leider zu weiteren Verzögerungen bei Einführungen von neuen Medikamenten kommen», sagte Schinecker in einem am Sonntag veröffentlichten Interview mit der «SonntagsZeitung». Die Schweiz habe am meisten zu gewinnen und am meisten zu verlieren, sagte der Konzernchef. Allein die Steuereinnahmen der Pharmabranche seien höher als das, was man in der Schweiz für innovative Medikamente ausgebe.

Sollte die Schweiz dem Referenzsystem der USA nicht folgen, und die Preise für neue Medikamente entsprechend nicht erhöhen, wird Roche laut Schinecker weniger in die Spitzenforschung investieren können. Denn der Konzern würde weniger Umsatz erzielen. Folglich würde Roche «weniger Steuern zahlen und weniger Arbeitsplätze» schaffen.

Die Schweiz ist ein Referenzland für US-Medikamentenpreise. Die US-Administration erwarte, dass Länder wie die Schweiz gleichmässiger zur Finanzierung der Innovation neuer Medikamente beitragen, sagte Schinecker. Der Beitrag sei an die Wirtschaftskraft gekoppelt. Der Konzernchef führte aus: «Wenn ein Land ein Bruttoinlandprodukt (BIP) hat, das pro Kopf 50 Prozent unter jenem der USA liegt, dann wird die US-Regierung in jenem Land den halben Preis als vergleichbar anerkennen.» Wenn das BIP höher als das der USA sei, werde eine entsprechende Preiserhöhung erwartet.

Schrittweise Preiserhöhung
Therapien, die bereits auf dem Markt sind, würden nicht teurer, sagte der Roche-Chef. Die Referenzländer «würden einen in Relation vergleichbaren Beitrag an den Investitionen leisten, um eine neue Therapie zu entwickeln». Schinecker rechnet damit, dass sich die Preise für solche neuen Therapien schrittweise in den nächsten Jahren ändern werden.

Er geht zudem davon aus, dass die Medikamentenpreise Teil der Zollverhandlungen der Schweiz mit den USA sein werden. Die Vereinigten Staaten wollen demnach, dass die Schweiz ihren Anteil beitrage. «Die USA sehen zum Beispiel Zwangsrabatte in der Schweiz für US-Medikamente als Handelshemmnis gegenüber Innovationen, die aus den USA kommen, und überlegen, eine Untersuchung gegen solche Länder zu starten», ergänzte der Roche-Chef.

Keine höheren Prämien
Gesundheitsministerin Elisabeth Baume-Schneider hatte sich in der «Samstagsrundschau» des Schweizer Radio und Fernsehens offen für Diskussionen rund um ein neues Preismodell gezeigt. «Ein neues Preismodell heisst aber nicht, dass alle Preise steigen», sagte die Vorsteherin des Eidgenössischen Departement des Innern in der Mitte November ausgestrahlten Sendung. Darin sagte sie auch, dass die Schweizerinnen und Schweizer eine Senkung der Medikamentenpreise in den USA nicht mit höheren Krankenkassenprämien bezahlen müssen.

Auf eine Senkung der Medikamentenpreise in den USA einigten sich neun Pharmakonzerne, darunter die Roche-Tochter Genentech und Novartis, vor wenigen Tagen mit der US-Regierung. Im Gegenzug für tiefere Medikamentenpreise und Investitionen in den Vereinigten Staaten sollen sie für drei Jahre von Zöllen befreit werden.

Dass die Preise für neue Medikamente schuld an den gestiegenen Krankenkassenprämien sind, wollte Schinecker im aktuellen Interview nicht gelten lassen. «Für innovative Medikamente gibt die Schweizer Bevölkerung pro Kopf monatlich im Schnitt 37 Franken aus», sagte er. Die Schweiz würde die Probleme der Gesundheitskosten auch dann nicht lösen, wenn sie für solche Medikamente gar nichts mehr bezahlen würde, zeigte er sich überzeugt. (awp/mc/ps)

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