Roche übernimmt Seragon Pharmaceuticals

Severin Schwan, CEO Roche. (© Roche)

Zürich – Die Roche-Gesellschaft Genentech übernimmt das US-Biotechnologieunternehmen Seragon Pharmaceuticals. Mit der Akquisition kommt der Konzern zu einem Forschungs- und Entwicklungsprogramm, das in einer frühen klinischen Phase einen möglicherweise neuen Ansatz in der Therapie einer Form von Brustkrebs untersucht.

Roche leiste im Rahmen der Übernahmevereinbarung eine Vorauszahlung von 725 Mio USD in bar, auf die Meilenstein-Zahlungen von bis zu 1 Mrd USD bei Erreichen vorher festgelegter Ziele folgen könnten, teilte der Basler Pharma-Konzern mit. Mit dem Abschluss der Transaktion wird im dritten Quartal 2014 gerechnet. Seragon ist ein privat gehaltenes Unternehmen mit Sitz in San Diego, Kalifornien, und wurde 2013 gegründet.

Der Vollzug der Transaktion unterliege den üblichen Abschlussbedingungen, einschliesslich der Genehmigung gemäss Hart-Scott-Rodino Antitrust Improvements Act. Sobald die Transaktion vollzogen ist, soll das Portfolio von Seragon zu Genentech überführt werden.

Neuer Ansatz in der Brustkrebs-Therapie
Die Akquisition gewähre Genentech die Rechte am gesamten Prüfpräparateportfolio selektiver Östrogenrezeptor-abbauender Medikamente (SERDs) der nächsten Generation zur oralen Verabreichung zur Therapie von Hormonrezeptor-positivem Brustkrebs, hiess es weiter. Derzeit befinde sich das F&E-Programm für den SERD-Wirkstoffkandidaten ARN-810 in der Phase I der klinischen Entwicklung.

Bei Brustkrebs hängen das Wachstum und die Ausbreitung in bis zu 60% der Fälle vom Hormon Östrogen und vom Östrogenrezeptor ab, so die Mitteilung weiter. Üblicherweise würden zur Behandlung Medikamente wie Tamoxifen und Aromatasehemmer verwendet, die die Wirkung des Östrogenrezeptors hemmten oder die körpereigene Bildung von Östrogen behinderten. Viele Frauen, die diese Standard-Hormontherapie erhalten, erlitten längerfristig einen Rückfall oder eine Verschlimmerung der Krankheit.

Die Wirkung der von Seragon entwickelten Präparateklasse SERD beruhe einerseits auf der Hemmung der Östradiolwirkung am Östrogenrezeptor, anderseits auf der gänzlichen Beseitigung des Östrogenrezeptors von der Zelle. Daher könnten die SERDs der nächsten Generation mit ihrer zweifachen Wirkung einen verbesserten Ansatz zur Behandlung von Hormonrezeptor-positivem Brustkrebs bieten – und eventuell von anderen Krebserkrankungen, die durch den Östrogenrezeptor ausgelöst werden, hiess es von Roche.

«Relativ hoher Preis»
Die Experten der Zürcher Kantonalbank (ZKB) stufen den Übernahmepreis für Seragon als «relativ hoch» ein. «Wir gehen davon aus, dass sich die Wissenschaftler von Genentech sehr viel von den SERDs versprechen, denn sonst hätten sie nicht diese relativ hohen Zahlungen akzeptiert», so die ZKB. Weil Roche damit eine grosse Lücke für zukünftige Behandlungsmethoden von Brustkrebs schliesse, werde die Akquisition trotz des hohen Preises als vorteilhaft betrachtet.

Die Seragon-Übernahme steht gemäss Marktbeobachtern im Einklang mit der bisherigen Akquisitionspolitik. «Wir wollen weiterhin Zukäufe von Unternehmen oder Technologien und Produkten tätigen», sagte Roche-CEO Severin Schwan zuletzt dieses Frühjahr. Im bisherigen Jahresverlauf erfolgten denn auch bereits einige Übernahmen. So wurde beispielsweise im Juni das US-amerikanische Unternehmen Genia Technologies zur Stärkung der Sequenzierungspipeline für 125 Mio USD übernommen und im Mai der Molekulardiagnostiker IQuum für 275 Mio. (awp/mc/pg)

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