Schweizer Wirtschaft von Eurokrise weniger betroffen als befürchtet

Schweizer Wirtschaft von Eurokrise weniger betroffen als befürchtet

Zürich – Für 2013 rechnet die KOF mit einem Anstieg des Bruttoinlandprodukts von 1.2%. Sie bleibt damit bei ihrer Einschätzung vom Herbst (1.3%). Neben der Binnenkonjunktur wird in den kommenden Monaten auch der Aussenhandel wieder einen Wachstumsbeitrag liefern. Die Teuerung nimmt moderat zu. Die Arbeitslosigkeit wird geringfügig auf 3.2% steigen.

Erst nach diesem Winterhalbjahr wird sich die Weltwirtschaft allmählich beleben. Hierzu wird die weiterhin lockere Geldpolitik in den USA und Europa beitragen. Weitere Faktoren sind gemäss KOF Stimulusmassnahmen in China sowie – bei Fortsetzung ihres Reformkurses – im späteren Verlauf des Prognosezeitraums die verbesserte Wettbewerbsfähigkeit der südeuropäischen Länder, welche deren Exportchancen erhöht. Zusätzlich dürften die europäischen Finanzmärkte im Zuge der Umsetzung der Beschlüsse des EU-Gipfeltreffens vom Juni 2012 (z. B. zur Einführung einer Bankenunion) an Stabilität gewinnen. Vorerst verbleibt der Euroraum aber in einer leichten Rezession.

Wachstum in den USA beschleunigt sicht
In den USA sollte sich, sofern kein Sturz vom «Fiscal cliff» erfolgt, das Wachstum graduell beschleunigen, da die strukturellen Probleme im Banken- und Immobiliensektor kleiner werden und auch der Arbeitsmarkt seinen Erholungsprozess fortsetzen dürfte. Insgesamt sind die Impulse für die Schweizer Wirtschaft aus dem internationalen Umfeld aber bescheiden.

Kein Exportrückgang
Hierzulande scheint sich seit einigen Monaten eine Kluft zwischen Stimmung und den «harten Fakten» aufzutun. Dies dürfte vor allem daran liegen, dass die Schweiz von der Krise im Euroraum weniger stark betroffen ist, als gemeinhin befürchtet wurde. Trotz der Einführung des Mindestkurses gingen viele Beobachter davon aus, dass sich der immer noch hoch bewertete Franken in fallenden Exporten und höheren Arbeitslosenzahlen niederschlagen würde. Diese Entwicklung ist jedoch im Grossen und Ganzen ausgeblieben. Zwar hat die Dynamik der Gesamtexporte merklich nachgelassen und die Warenexporte stagnieren praktisch seit Anfang 2011, der befürchtete Rückgang ist aber nicht eingetreten. Insgesamt werden die Exporte in diesem Jahr mit einem Wachstum von 0.4% nahezu stagnieren.

In den vergangenen Monaten verlief die Entwicklung der Warenimporte ähnlich wie jene der Warenexporte. Ein beachtlicher Teil der Einfuhren sind zwar Vor- und Zwischenprodukte für die Exportwirtschaft, angesichts der robusten Binnenkonjunktur wären jedoch höhere Einfuhren anderer Waren (z. B. Luxusgüter) zu erwarten gewesen. Erst im Jahresverlauf nahmen die Einfuhren von Konsumgütern zu. Dieser Anstieg wurde jedoch grösstenteils durch rückläufige Investitionsgüterimporte kompensiert. Insgesamt steigen die Importe von Waren und Dienstleistungen in diesem Jahr um 2.7%.

Stabile Binnenwirtschaft
In den letzten Jahren war die Binnenwirtschaft ein wichtiger und stabilisierender Faktor. Diese Rolle wird sie in den kommenden Monaten weiter erfüllen. Allerdings werden sich die Wachstumsimpulse im Jahresverlauf hin zum Aussenhandel verlagern. Die Exporte steigen im nächsten Jahr um 2.3%, während die Importe mit 2.1% zunehmen. Der private Konsum erhöht sich 2013 dank der stetigen Einwanderung und leichten Lohnerhöhungen um 1.9%. Lediglich der Wohnbau wird auf einem hohen Niveau an Dynamik verlieren. Insgesamt werden die Bauinvestitionen mit 1.1% etwas weniger stark steigen als bis anhin.

Zunahme der Ausrüstungsinvestitionen
Aufgrund der geringen Kapazitätsauslastung in der Industrie von 80% ist der Bedarf an Investitionen derzeit gering. Dafür haben sich die Ausrüstungsinvestitionen im Dienstleistungssektor erhöht (z.B. Hard- und Software, Fahrzeuge). Die Ausrüstungsinvestitionen werden im zu Ende gehenden Jahr um 3.0% steigen. 2013 werden sie auch dank Investitionen im Transportbereich um 3.7% zunehmen. Insgesamt rechnet die KOF für 2013 mit einem Wachstum des Bruttoinlandprodukts (BIP) von 1.2%, nach 1.0% in diesem Jahr.

Arbeitslosigkeit erhöht sich leicht
Die Beschäftigung hat trotz des derzeit gedrosselten Wirtschaftswachstums zugelegt – und zwar stärker als in der letzten Prognose erwartet. Dieses Beschäftigungswachstum dürfte sich in nächster Zeit nur wenig abschwächen. 2013 wird sich die Arbeitslosenquote dennoch leicht auf 3.2% erhöhen. Die Beschäftigung wird mit einem Wachstum von 1.0% etwas weniger stark als im zu Ende gehenden Jahr (1.5%) zunehmen.

Weder Inflations- noch Deflationsgefahren absehbar
Die Teuerung stand in den vergangenen Monaten kaum im Fokus. Voraussichtlich wird dies in den kommenden Monaten so bleiben. Dieses Jahr ging das Preisniveau leicht zurück, vor allem weil der starke Franken die Importpreise sinken liess. Mit der Einführung der Wechselkursuntergrenze wurde die Gefahr einer deflationären Entwicklung weitgehend gebannt. Die KOF erwartet für das nächste Jahr praktisch Preisstabilität (0.2% Teuerung). (KOF/mc/pg)

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