Aus der Swiss soll keine Lufthansa Schweiz werden

Aus der Swiss soll keine Lufthansa Schweiz werden
Swiss-CEO Thomas Klühr. (Foto: Lufthansa)

Swiss-CEO Thomas Klühr. (Foto: Lufthansa)

Zürich – Der neue Chef der Fluggesellschaft Swiss, Thomas Klühr, hat bei seinem Debüt vor den Medien am Donnerstag klare Worte zur Zukunft der grössten Schweizer Airline gefunden. Die Eigenständigkeit bleibe bestehen und einen Arbeitsplatzabbau werde es mit ihm nicht geben. Bei der Pünktlichkeit der Flieger muss die Swiss aber deutlich zulegen.

Die Fluggesellschaft Swiss soll nicht zu einer Art Lufthansa Schweiz oder einer Airline von Zürich umgebaut werden. «Die Swiss wird Swiss bleiben.» Mit solch deutlichen Worten trat der neue Chef des Schweizer Vorzeigecarriers vor die versammelten Medien in Zürich und räumte einige Unsicherheiten über den weiteren Kurs der Swiss aus.

Befürchtungen, es werde künftig alles etwa aus Frankfurt heraus gemacht, hat Klühr – der mittlerweile rund 50 Tage im Amt ist – damit eine Absage erteilt. Vielmehr habe die Swiss eine gute Position im Lufthansa-Konzern und diese möchte der Manager ausbauen. Zudem richte sich der Netzplan auch weiterhin an den Bedürfnissen der Schweiz aus, sagte der Deutsche.

Wegfall von Doppelspurigkeiten
Zwar werden künftig zahlreiche Tätigkeiten im Konzern gebündelt und beispielsweise die Preisgestaltung sowie Flugpläne stärker in der Gruppe aufeinander abgestimmt, dennoch soll es laut Klühr in der Schweiz unter dem Strich nicht zu einem Stellenabbau kommen. Selbst dann nicht, wenn man den Personalaufbau von rund 510 Stellen herausrechnet, der allein aus der anstehenden Vergrösserung der Flotte mit den neuen Flugzeugen Boeing 777 sowie der Bombardier CSeries resultiert.

Eine der Königsdisziplinen einer Fluggesellschaft, nämlich die optimale Steuerung des Umsatzes und damit des Gewinns, die im Fachjargon Revenue-Management heisst, werde sogar künftig aus der Schweiz für die ganze Gruppe vorgenommen.

Mehr Pünktlichkeit verlangt
Klare Verbesserungen will der Firmenchef der Swiss aber bei der Pünktlichkeit sehen. So könne es nicht sein, dass Schweizer Präzision bei vielen Produkten und auch im öffentlichen Verkehr herrsche, aber am Flughafen Zürich ein Viertel aller Swiss-Flüge mit einer Verspätung von 15 Minuten und mehr starte, erklärte Klühr.

Schwächeres Schlussquartal
Dass die Swiss insgesamt viele Herausforderungen bewältigen muss, konnte man an den Finanzzahlen sehen, welche das Unternehmen am Donnerstag morgen veröffentlichte. So hatte die Fluggesellschaft ein schwächeres Schlussquartal 2015 verzeichnet. Der Betriebsertrag sank um 6% auf 1,2 Mrd CHF. Der operative Gewinn brach um 39% auf 52 Mio ein.

Als Ursache für diese schlechte Gewinnentwicklung gibt die Lufthansa-Tochtergesellschaft, wie viele Firmen in solchen Situationen, das hohe Niveau des Vorjahresergebnisses an. Der Gewinneinbruch sei nämlich im Wesentlichen darauf zurückzuführen, dass im vierten Quartal 2014 Einmaleffekte im Zusammenhang mit Auflösung von Rückstellungen und veränderter Bewertung der Bonusmeilen den Gewinn erhöht hatten.

Dass es trotzdem im vierten Quartal für die Swiss nicht so rund lief, zeigt sich an anderen branchenüblichen Kennzahlen. So ging von Oktober bis Dezember der Sitzladefaktor um 0,7 Prozentpunkte auf 81,9% zurück. Die verkauften Sitzkilometer reduzierten sich um 1,2%. Die beförderten Frachttonnenkilometer wiesen ein markantes Minus von 10,2% auf und der Frachtladefaktor lag um 3,3 Prozentpunkte unter dem Vorjahreswert.

Steigerung gegenüber 2014
Im Gesamtjahr 2015 sank der Betriebsertrag der Swiss um 3,5% auf knapp über 5 Mrd CHF. Dies sei vorwiegend dem hohen Wettbewerbsdruck und den daraus resultierenden Zerfall der Durchschnittserlöse geschuldet, die im Vergleich mit dem Vorjahr um 7,1% nachgegeben hatten. Zudem habe auch die Aufhebung des Euro-Mindestkurses belastet. Finanzchef Roland Busch sagte an der Medienkonferenz, mit der neuen Währungssituation hatte die Airline praktisch über Nacht rund 10% ihrer Wettbewerbsfähigkeit eingebüsst.

Das adjustierte Betriebsergebnis erhöhte sich um 34% auf rund 450 Mio CHF. Allerdings sagt die Swiss als Teilkonzern der Lufthansa nicht, um welche Faktoren der operative Gewinn genau angepasst wurde. Auf dieser Berechnungsgrundlage sei aber das drittbeste Ergebnis der Firmengeschichte erzielt worden, hiess es.

Neuer Passagierrekord
Im Geschäftsjahr 2015 hat die Swiss 0,9% mehr Passagiere befördert. Damit hat die Fluggesellschaft mit 16,3 Millionen Passagieren einen neuen Rekord aufgestellt. Das Angebot war um 1,1% mehr Sitzkilometer ausgeweitet und die Anzahl verkaufter Sitzkilometer um 0,8% gesteigert worden. Die Auslastung der Flüge sank daher um 0,3 Prozentpunkte auf 83,4%.

Die verkauften Frachttonnenkilometer nahmen 2015 um 4,3% ab und der volumenmässige Frachtladefaktor sank um 3,5 Prozentpunkte.

Positiver Ausblick
Für das laufende Geschäftsjahr sieht sich die grösste Schweizer Fluggesellschaft gut aufgestellt. Das Wettbewerbsumfeld bleibe zwar äusserst anspruchsvoll und die Ergebnisentwicklung hänge – wie bei jeder Airline – stark von der Entwicklung des Erdölpreises sowie den Währungsrelationen ab. Das Ergebnis soll aufgrund der besonderen Währungssituation mit dem starken Franken leicht unter dem Niveau des Vorjahres zu liegen kommen.

Klühr hob an der Medienorientierung abschliessend hervor, dass 2016 ein Jahr der Umsetzung sein werde. Die Swiss nimmt ab Mitte des Jahres sukzessive neue Flugzeuge in Betrieb. Damit reduziert sich das Durchschnittsalter der Flotte bis 2018 auf etwa 9 Jahre von derzeit rund 14 Jahren. Und diese Verjüngungskur ist den Investitionen des Konzerns von über 5 Mrd CHF geschuldet.

Am Donnerstag hatte auch die Muttergesellschaft der Swiss, die Deutsche Lufthansa, ihre Geschäftszahlen für das Jahr 2015 vorgelegt. Vorwiegend als Folge des gesunkenen Erdölpreises hat sich der Gewinn auf 1,7 Mrd EUR stark erhöht. Der Konzernumsatz ist um rund 7% auf 32 Mrd EUR gestiegen.  (awp/mc/upd/pg)

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