Trump will Roche und Novartis künftig den Preis diktieren

Trump will Roche und Novartis künftig den Preis diktieren
Den beiden Schweizer Pharmariesen Roche und Novartis droht aus dem Weissen Haus Ungemach.

Washington / Basel – Ein innovatives Krebsmedikament von Roche oder Novartis kostet in den USA das Vielfache wie hierzulande – noch. Denn US-Präsident Donald Trump setzt gerade alles daran, die Machtverhältnisse im globalen Pharmamarkt zu verschieben.

Am vergangenen Donnerstag hat der US-Präsident nicht nur erneut die Zoll-Keule geschwungen und dabei insbesondere die Schweiz hart erwischt. Er hat auch Briefe an die grossen Pharmaunternehmen dieser Welt versendet. Darin fordert er die Konzerne auf, umgehend Massnahmen einzuleiten, um die Arzneimittelpreise in den Vereinigten Staaten zu senken. Andernfalls drohten diesen Vergeltungsmassnahmen. Immerhin setzt Trump den Unternehmen eine Frist von 60 Tagen.

Konkret orientiert sich Trump an dem umstrittenen Preismodell «Most Favoured Nation». Bereits im Wahlkampf hatte er erneut angekündigt, dieses Modell durchsetzen zu wollen. Sei Ziel: Die USA sollen künftig nicht mehr zahlen als andere Länder. Vielmehr will Trump für die USA lediglich den niedrigsten internationalen Preis gelten lassen.

Schon 2020 hatte Trump versucht, das Modell per Executive Order umzusetzen, scheiterte jedoch an juristischen Hürden. Doch mit dem Wahlkampf 2024 kehrte das Thema zurück – schärfer und entschlossener denn je.

Milliardenschwere Herausforderung
Für Pharmakonzerne wie Roche und Novartis stellt dies eine milliardenschwere Herausforderung dar. Die ersten Reaktionen aus Basel sind entsprechend neutral. «Wir prüfen das Schreiben derzeit», schrieb Novartis auf Anfrage der Nachrichtenagentur AWP. Auch von Roche hiess es, man sei dabei den Brief, den US-Präsident Trump in den sozialen Medien veröffentlicht habe, zu prüfen.

Zur Einordnung: Roche generierte in seiner Pharmasparte im ersten Halbjahr 2025 von den knapp 24 Milliarden Umsatz mit 12,7 Milliarden etwas mehr als die Hälfte in den USA. Die Diagnostik-Sparte erwirtschaftet annähernd ein Drittel ihrer Umsätze (H1: knapp 7 Mrd.) in den USA. Beim Branchenkollegen Novartis stammten knapp 12 Milliarden der insgesamt gut 27 Milliarden Umsatz im ersten Halbjahr aus den USA. Würden die dortigen Preise auf europäisches Niveau fallen, könnten die Umsätze in Milliardenhöhe einbrechen.

Nicht verwunderlich also, dass sich beide Konzerne zusammen mit anderen Branchengrössen in der Vergangenheit klar gegen staatlich festgesetzte Preise ausgesprochen haben. Ihr Argument: Innovation sei so nicht nachhaltig finanzierbar.

US-Regierung setzt Innovation aufs Spiel
Branchenverbände wie Interpharma verurteilen das Modell als gefährlich für den medizinischen Fortschritt. Mit dem Entscheid zum «Most-Favoured-Nation Drug Pricing» setze die US-Regierung die weltweite Versorgung mit innovativen Medikamenten aufs Spiel, schrieb Interpharma in einer ersten Stellungahme. «Dadurch sind auch die forschenden pharmazeutischen Firmen in der Schweiz sowie die Versorgung in der Schweiz betroffen.»

In der Sendung «Forum» des Westschweizer Radios RTS erinnerte die Verbands-Sprecherin Michèle Sierro am Samstag daran, dass die Pharmaunternehmen selber entschieden, zu welchem Preis sie ihre Medikamente in den USA verkaufen. Gleichzeitig forderte sie die Schweiz auf, unterdessen ihr eigenes Preisfestsetzungssystem zu reformieren. Hierzulande werden die Preise vom Staat festgelegt. «Wir fordern eine Reform dieses Systems, da es für innovative Produkte nicht geeignet ist», sagte Sierro.

Investoren kübeln Pharmaaktien
Die Reaktionen der Investoren fiel auf jeden Fall klar aus: Sowohl in den USA als auch Europa gaben die Kurse im Pharma-Sektor nach. Hierzulande werden Investoren erst am morgigen Montag reagieren können, da die Börse zum Wochenschluss wegen des Nationalfeiertages geschlossen blieb.

Analyst David Seigerman von BMO Capital Markets sprach von «schockierenden Schlagzeilen», äusserte aber Zweifel, ob sich die Forderungen einfach umsetzen liessen. Hier gebe es gesetzliche Hürden. Ähnlich fiel die Einschätzung von Richard Vosser von JPMorgan aus. (awp/mc/ps)

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