Platznot im Kunstmuseum Chur

Platznot
Die Sammlung des Bündner Kunstmuseums braucht mehr Platz. Darum wechselt sie nun in die Wolke.
Jedes Jahr wächst sie durchschnittlich um 150 Objekte an und zurzeit können nur rund 3% des Gesamtbestandes ständig gezeigt werden. Die aktuelle Ausstellung unterstreicht mit ungewöhnlichen Inszenierungen und selten gezeigten Werken die Notwendigkeit der geplanten baulichen Erweiterung.
Für einmal stellen wir sämtliche Räume des Hauses ausschliesslich der Sammlung zur Verfügung. Dabei holen wir nicht nur im Depot lagernde Schätze ans Licht, sondern greifen auch in die permanente Präsentation ein. In der historischen Villa Planta, die traditionellerweise der Sammlungspräsentation vorbehalten ist, verlassen Meisterwerke ihren angestammten Platz und tauchen im Sinn des „Platzwechsels“ in neuen Zusammenhängen auf. Die entstehenden Lücken bieten Raum für bisher nicht gezeigte Arbeiten, die formal, inhaltlich und medial überraschende Dialoge schaffen: Zilla Leutenegger trifft auf Angelika Kauffmann, Giovanni Giacometti auf Gerber/Bardill, Otto Dix auf Helmut Federle.
Für die Wechselausstellungsräume wurden die Depots durchforstet, um auch auf die hohe Qualität der selten gezeigten Arbeiten aufmerksam zu machen. Die zunehmende „Platznot“ wird darüber hinaus durch unterschiedliche Präsentationsweisen visualisiert. Überbordende Hängungen und Berge von Skulpturen wechseln sich mit reduzierten Inszenierungen einzelner Themen oder Werke ab. Der älteste Kupferstich in dieser Ausstellung stammt von 1642, das jüngste Video von 2009.
Dix_Otto.JPG, Otto Dix (1891–1969), San Gian im Winter, 1938, Tempera auf Hartfaserplatte, 69,8 x 80 cm

Das Konzept der Publikation spiegelt einerseits die Platznot visualisierenden Anhäufungen und die thematischen Gruppierungen in der Ausstellung wieder, anderseits die dialogischen  Gegenüberstellungen,die aufgrund der vorgenommenen Platzwechsel entstehen.
Gleichzeitig geht die Publikation über die Ausstellung hinaus, indem sie einen Gesamteindruck der Sammlung vermittelt mit der Auflistung sämtlicher Namen der rund 845  Künstlerinnen und Künstler, die heute darin vertreten sind. So bildet die Publikation das  Bindeglied zwischen Ausstellung und der zeitgleich zugänglich gemachten Online  Sammlung. (mc/th)

Die Sammlung des Kunstmuseums braucht mehr Platz. Darum wechselt sie nun in die Wolke.

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