Klimastiftung Schweiz: Ein Zusatzleben für Abfallberge

Klimastiftung Schweiz: Ein Zusatzleben für Abfallberge
Das natürliche Plastik FluidSolids wird wie herkömmliches Plastik als Granulat geliefert. Dank der finanziellen Unterstützung der Klimastiftung Schweiz soll das Granulat bald noch einfacher in die gewünschte Form gebracht werden können. (Foto: Carole Fleischmann)

Klimafreundlicher Biokunststoff hat die Zürcher Firma FluidSolids bereits erfolgreich entwickelt, mit finanzieller Unterstützung der Klimastiftung Schweiz. Jetzt geht sie noch weiter und tüftelt an Kunststoffrezepturen aus Pflanzenabfällen.

Kunststoff aus Holzfasern. Das wollte Beat Karrer entwickeln und verkaufen, als er seine Firma FluidSolids gegründet hat. Doch nun hat sich ihm ein Geschäftsfeld aufgetan, das viel mehr Potenzial bietet – seiner Firma und dem Klimaschutz. Er ist mit grossen Unternehmen in aller Welt im Gespräch, bei denen jedes Jahr tausende Tonnen faseriger Abfall entstehen. Zum Beispiel Nussschalen, Getreidehülsen, leere Maiskolben oder auch Kartonschnipsel. Mit seinem Team entwickelt Beat Karrer individuelle, kundenspezifische Kunststoffrezepturen, damit diese Firmen aus ihrem Abfall Kunststoff machen können, den sie gleich selbst wieder verwenden.

Vom Biokunststoff zur Abfallproblematik
Erste Ideen für die Produktion von Biokunststoff hatte Beat Karrer 2008. Vier Jahre später gründete er dann die Firma FluidSolids. «Als Industriedesigner haben wir einfach mal ausprobiert», sagt Beat Karrer. Akademiker wie Francesca Trancini, Chemikerin mit Doktortitel, kamen erst später dazu. Zunächst gelang es Beat Karrer und seinem wachsenden Team, mit Nadelholzfasern einen Biokunststoff zu entwickeln, der den Qualitätsansprüchen gerecht wurde. Mit der finanziellen Unterstützung der Klimastiftung Schweiz wurde dieser Werkstoff für die gängigen Verfahren zur Kunststoffaufbereitung, Extrusion und Spritzguss, optimiert und für seine geringen CO2-Emissionen zertifiziert.
Während der Kunststoff aus den Holzfasern für den Gebrauch attraktiv wurde, hat sich dem Team von FluidSolids ein zusätzliches Geschäftsmodell angeboten. Anstatt einfach das Granulat des Biokunststoffs zu verkaufen, tüftelten sie weiter und erfanden Verfahren, um aus den verschiedensten Ausgangsmaterialien Kunststoff herzustellen. «Firmen wollen mit FluidSolids nicht in erster Linie zusammenarbeiten, weil sie Kunststoff brauchen, sondern weil sie ein Abfallproblem haben oder ein Zeichen für den Klimaschutz setzen wollen», fasst Beat Karrer seine Erfahrungen zusammen.

Keine Esswaren als Ausgangsmaterial
Das Ausgangsmaterial müsse faserig sein, wie Holz, Schalen, Karton oder Ähnliches, erklärt Beat Karrer und ergänzt lachend: «Aus Gurken können wir keinen Kunststoff machen.» Das würde er aber auch aus einem anderen Grund nicht wollen, denn der Designer betont, dass er Biokunststoff aus Material herstellt, das nicht als Nahrungsmittel infrage kommt. Noch weiter geht sein Ziel, dass für FluidSolids nicht extra Pflanzen angebaut werden müssen, sondern dass er mit Abfällen aus Industrie und Landwirtschaft arbeiten kann. «Es ist unglaublich, was es zum Teil für Abfälle gibt.» Man könne sich Güterzüge von Zürich bis Berlin vorstellen, gefüllt mit homogenem pflanzlichem Abfallmaterial.
Natürlich kann man den Abfall auch anders nutzen, zum Beispiel zum Heizen, als Biogas oder als Kompost. Das sei aber mit dem gebrauchten Biokunststoff immer noch möglich, betont Beat Karrer. «Wir fügen einfach eine weiteren Nutzungszyklus dazu», sagt er. Ausserdem kann FluidSolids viel herkömmlichen Kunststoff ersetzen, der vor allem aus Erdöl hergestellt wird.

Die Klimastiftung Schweiz sieht im Biokunststoff ein grosses Potenzial für den Klimaschutz. «Dass ein Zürcher KMU in diesem Bereich Pionierarbeit leistet, ist eine Chance für die Schweizer Wirtschaft», sagt Vincent Eckert, Geschäftsführer der Stiftung. Die Klimastiftung Schweiz fördert mit ihren Beiträgen gezielt den Klimaschutz im Inland sowie den Wirtschaftsstandort Schweiz und Liechtenstein. Dazu vergibt sie jedes Jahrs bis zu drei Millionen Franken an KMU. Hinter der Stiftung stehen 27 renommierte Dienstleistungsunternehmen wie Banken, Versicherungen und Beratungsfirmen.

«Es gibt noch viel auszuprobieren»
Beat Karrer ist in den letzten Jahren vom Designer zum Geschäftsmann und Kunststoffexperten geworden: «Bevor ich die Firma gründete, wusste ich gar nicht genau, wie vielfältig die Eigenschaften von Kunststoff sein können», gibt er zu. Die Kunststoffe, die FluidSolids herstellt, sind stabil und eher hart. Sie eignen sich für Bauteile von Möbeln, für Verpackungen, nicht aber für Folien oder Tragtaschen. In einem eigenen kleinen Labor misst die Chemikerin Francesca Trancini von FluidSolids, wie sich die Materialien verhalten. Sie testet ihre Reaktion auf Druck, Zug, Wärme, Kälte, Feuchtigkeit etc. «Die Rezepturen sind noch so neu, da gilt es ganz viel zu testen und zu perfektionieren», sagt sie. (Klimastiftung Schweiz/mc)

Über die Klimastiftung Schweiz
Klima schützen. KMU stärken. Nach diesem Motto unterstützt die Klimastiftung Schweiz Projekte kleiner und mittlerer Unternehmen (KMU), die einen Beitrag zum Klimaschutz leisten. Die Stiftung hat seit ihrer Gründung 2008 rund 1300 KMU in der Schweiz und im Fürstentum Liechtenstein mit 16 Millionen Franken unterstützt. Die Klimastiftung Schweiz wurde als gemeinnützige, unabhängige Stiftung gegründet. Sie ist unter Bundesaufsicht und steht interessierten Firmen offen, die durch einen effizienten und gezielten Einsatz der Rückverteilung aus der CO2-Lenkungsabgabe den Klimaschutz verstärken wollen. Seit Januar 2008 verlangt das CO2-Gesetz eine Abgabe auf Brennstoffe. Ein Teil der Abgaben fliesst zurück an die Wirtschaft. Vor allem grosse Dienstleistungsunternehmen erhalten mehr zurück, als sie bezahlt haben. Diese «Netto-Rückvergütung» setzen die Partnerfirmen der Klimastiftung Schweiz für Klimaschutzmassnahmen von Schweizer und Liechtensteiner KMU ein.

Die Partner der Klimastiftung Schweiz
Die Schweizer und Liechtensteiner Dienstleister Allianz Suisse, Alternative Bank Schweiz, AXA Winterthur, Bank J. Safra Sarasin, Bank Vontobel, ECA, Gebäudeversicherung Bern, Gebäudeversicherung Kanton Zürich, Glarner Kantonalbank, Julius Bär, LGT, Liechtensteinische Landesbank, Man Investments AG, New Re, PartnerRe, Pictet & Cie, PwC, Raiffeisen Schweiz, RobecoSAM, Sanitas Krankenversicherung, SAP (Schweiz) AG, SCOR Services Switzerland AG, Swiss Life, Swiss Re, Vaudoise Assurances, VP Bank und XL Group sind Partner der Klimastiftung Schweiz.

Klimastiftung Schweiz

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