Der wöchentliche Blick auf die Wirtschaft von Robert Jakob:
«Anleger misstrauen Glencore. Wenn ein Drittel des Aktienwertes innert weniger Stunden vernichtet wird, muss die Angst gigantisch sein. Auch auf den Anleihemärkten kam es zum Gemetzel. Notierten die milliardenschweren Ausleihungen des Rohstoffmultis noch vor Wochen deutlich über Pari, sind sie jetzt auf Ramschniveau gerutscht. Sie liegen damit weit unterhalb dessen, was die Ratingagenturen dem Schuldner bescheinigen. Denn für Standard & Poor’s und Co. ist Glencore immer noch Investment Grade, also ein solides Unternehmen. Der Ausblick ist zwar negativ, aber so schlecht auch wieder nicht.
Natürlich sind 30 Milliarden Dollar, so hoch türmt sich die Schuldenhalde, kein Pappenstiel. Der Marktwert deckt nur noch die Hälfte der Schulden. Aber die Fälligkeiten sind zeitlich gut gestreckt. Glencore hat keine unmittelbare Zahlungsnot. Im Gegenteil: Der Cashflow ist weiter solide, und je tiefer die Obligationen in den Keller rauschen, desto eher könnte sie Glencore billig zurückkaufen. War das Unternehmen früher ein reinrassiger Rohstoffhändler, so sitzt es heute auf vielen wertvollen Firmenbeteiligungen. Allein das Agro-Geschäft dürfte über 10 Milliarden Dollar wert sein.
Bei Kursen weit unter der Hälfte unter Buchwert müssten die Anleger eigentlich bedenkenlos zugreifen. Aber da dem einst privat gehaltenen Unternehmen immer noch der Ruf als Blackbox nacheilt, sind die Anleger verunsichert. Zu Unrecht, denn Glencore sollte wie Phönix aus der Asche wieder auferstehen. Die grösste Gefahr für die freien Glencore-Aktionäre ist nicht die Pleite, sondern ein „going private“. Das Management könnte versucht sein, die Aktien des eigenen Unternehmens von der Börse zu nehmen und billig zurückzukaufen.»
Zum Autor:
Robert Jakob ist promovierter Naturwissenschaftler und Buchautor, arbeitete sowohl in der Grundlagenforschung als auch für Verlage, Versicherungen und Banken. Seit Jahrzehnten ist der Kommunikationsspezialist ein ausgewiesener Kenner der Finanzszene und leitete nicht nur die Redaktion des Swiss Equity Magazins, sondern auch ein Team von Aktienanalysten.
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Erschienen im Verlag Ellert & Richter
ISBN: 978-3-8319-0594-2
216 Seiten
Format: 14 x 22 cm; Klappenbroschur
Preis: 16.95 EUR (D), 17.50 EUR (A)
