Diebold bietet für Übernahme von Wincor Nixdorf 1,7 Mrd Euro

Diebold bietet für Übernahme von Wincor Nixdorf 1,7 Mrd Euro

Diebold-CEO Andy Mattes. (Foto: Diebold)

North Canton / Paderborn – Der angeschlagene Geld- und Kassenautomaten-Hersteller Wincor Nixdorf flüchtet sich in die Arme des US-Konkurrenten Diebold . Am Montag gaben beide Unternehmen die Eckdaten für ihren geplanten Zusammenschluss bekannt. Für bis zu 1,7 Milliarden Euro will der Konzern aus Ohio den Paderborner Rivalen schlucken. Der neue Konzern soll künftig Diebold Nixdorf heissen und seinen rechtlichen Sitz in North Canton (Ohio) haben. Ein weiterer Stellenabbau ist zumindest für Deutschland nicht vorgesehen.

Konkret beläuft sich das Angebot auf 38,98 Euro in bar sowie 0,434 Diebold-Anteile je Wincor-Nixdorf-Aktie. Der Preis entspricht den Unternehmen zufolge einem Wert von 52,50 Euro je Wincor-Papier. Der tatsächliche Wert hängt von der Entwicklung der Diebold-Aktie und dem Euro/Dollar-Verhältnis ab. Unterbreitet werden soll das Angebot den Aktionären Anfang nächsten Jahres. Bis zum Sommer soll die Transaktion abgeschlossen sein, die Genehmigung der Kartellbehörden vorausgesetzt.

Die beiden Konzerne hatten bereits Mitte Oktober Gespräche über eine Übernahme bestätigt. Allerdings hatte Wincor-Chef Eckard Heidloff da noch betont, dass der MDax-Konzern auch alleine weitermachen könnte. Der eigenständige Weg sei auch 15 Jahre lang der richtige gewesen, sagte der Manager jetzt am Montag. «Am Ende mussten wir dann aber abwägen, welche Option für die Zukunft die richtige ist. Gemeinsam sind wir viel besser für die Anfragen der Kunden gerüstet und können den Veränderungen der Branche besser begegnen.»

Aktie steigt – Analysten überwiegend positiv
An der Börse ging es für die Wincor-Aktie nach der Übernahmeankündigung bergauf. Zuletzt legte sie um 5,16 Prozent auf 48,17 Euro zu. Zahlreiche Analysten sprachen von einem guten Angebot und empfahlen es anzunehmen. «Die Transaktion ist sinnvoll», heisst es beispielsweise bei der DZ Bank. Wincor habe eine starke Marktstellung in Europa und Diebold in den USA.

Skeptischer sah dies die Commerzbank. Zwar bezeichnete auch Analystin Yasmin Moschitz das Angebot als «attraktiv». Dennoch sei sie nicht vollständig von dem Geschäft überzeugt, vor allem weil beiden Unternehmen eine bedeutende Stellung in den Schwellenländern fehle. Moschitz rät Anteilseignern, die das Angebot annehmen, die erhaltenen Diebold-Aktien schnell wieder zu verkaufen. Die Restrukturierung des entstehenden Konzerns werde Zeit brauchen und ein Erfolg sei nicht garantiert.

Branche kämpft mit Problemen
Die Branche befindet sich derzeit im Umbruch. Wincor Nixdorf beispielsweise kämpft seit Jahren mit einer schwachen Nachfrage vor allem nach Geldautomaten. Die Banken halten sich mit Investitionen zurück und auch aus dem Einzelhandel kommen kaum Impulse. Auch in den Schwellenländern läuft es schleppend. In China beispielsweise führen lokale Anbieter einen aggressiven Preiskampf.

Durch den Zusammenschluss von Wincor und Diebold entstünde ein Konzern mit einem gemeinsamen Jahresumsatz von 4,8 Milliarden Euro, 25’000 Mitarbeitern und knapp einer Million Bankautomaten. Das Wachstumspotenzial, das sich daraus ergebe, sei enorm, sagte Diebold-Chef Andy Mattes. Die Unternehmen ergänzten sich regional, die Kosteneinsparungen, die sich beispielsweise durch eine gemeinsame Produktion und bessere Auslastungen ergeben, könnten wiederum für Investitionen genutzt werden. Mattes rechnet damit, dass die jährlichen Kosten im gemeinsamen Konzern um 160 Millionen US-Dollar pro Jahr gedrückt werden können.

Kein zusätzlicher Jobabbau in Deutschland
Dabei soll es aber in Deutschland keinen wesentlichen Stellenabbau über das bereits bekannte Sparprogramm von Wincor Nixdorf hinaus geben. Die Ostwestfalen wollen rund 1100 ihrer 9100 Arbeitsplätze streichen, davon 500 in Deutschland. Durch die erhofften Folgen des Sparkurses soll die operative Rendite bis zum Ende des dritten Jahres nach Abschluss der Übernahme bei mehr als neun Prozent liegen. Zuletzt kam Diebold gerade mal auf knapp fünf Prozent. Beim Gewinn je Aktie vor Kosten für die Transaktion soll sich der Kauf der Deutschen bereits im zweiten Jahr positiv auswirken.

Der rechtliche Firmensitz von Diebold Nixdorf wird in North Canton liegen. Geführt werden soll das Unternehmen aus den Zentralen in Amerika und Paderborn. Konzernchef des neuen Unternehmens soll Mattes werden. Wincor-Chef Heidloff werde ins operative Geschäft eingebunden, seine genauen Aufgaben würden noch festgelegt, sagte ein Sprecher. Der Finanzvorstand des deutschen Unternehmens, Jürgen Wunram, soll die Integration leiten. Die Aktie von Diebold Nixdorf soll sowohl in New York als auch in Frankfurt gehandelt werden. (awp/mc/upd/ps)

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