swissVR Monitor: Unternehmens-Kultur mit hoher Priorität

swissVR Monitor: Unternehmens-Kultur mit hoher Priorität
(Foto: Kovalenko Inna - Fotolia.com)

Zürich – Eine starke und offene Unternehmenskultur ist mehr als nur ein Wettbewerbsvorteil: Die Schweizer Verwaltungsräte sehen darin einen wesentlichen Treiber für den Unternehmenserfolg. Sie stufen Kultur gemäss dem neuen swissVR Monitor als Top-10-Thema ein – wichtiger als Compliance oder Risikomanagement. Um die Unternehmenskultur einzuschätzen – ohne selbst ins Tagesgeschäft eingebunden zu sein – helfen ihnen allen voran Mitarbeiterbefragungen und Betriebsbesuche. Den grössten Einfluss auf die Kultur hat gemäss der Befragung das Verhalten und die Kommunikation der Chefetage – im Guten wie im Schlechten.

Die Unternehmenskultur ist für Verwaltungsräte eines der wichtigsten Themen, mit dem sie sich in den letzten 12 Monaten beschäftigt haben – und wird zukünftig noch stärker priorisiert. Dies zeigt der swissVR Monitor I/2019, erstellt von der Vereinigung swissVR zusammen mit dem Beratungsunternehmen Deloitte und der Hochschule Luzern.

Während Themenfelder wie Talent und Compliance an Bedeutung verloren haben, schafft es das erstmals abgefragte Thema Unternehmenskultur gleich in die Top 10 – und verdrängt damit Risikomanagement. Strategische Themen wie Digitalisierung, Wettbewerbsverhalten und Transaktionen haben in den letzten 12 Monaten bei Schweizer Verwaltungsräten auch an Wichtigkeit gewonnen.

«Die Themen, mit denen sich Verwaltungsräte auseinandersetzen müssen, ändern sich rasch. Strategien werden nunmehr in immer kürzeren Abständen angepasst. Solche strategischen Richtungsänderungen bedürfen einer ebenso schnellen Angleichung der Unternehmenskultur. Heutzutage müssen Verwaltungsräte Themen wie Kultur noch höher auf ihre Agenda setzen», so Reto Savoia, designierter CEO von Deloitte Schweiz. «Der swissVR Monitor zeigt, dass die Vorbildfunktion des Managements für die Kultur und somit den Erfolg eines Unternehmens absolut zentral ist. Ich sehe es als eine der dringendsten Aufgaben des Verwaltungsrats, Kultur und Compliance genau im Blick zu haben und korrigierend einzugreifen, auch wenn die Zahlen stimmen.»

Unternehmenskultur als Wettbewerbsvorteil
Für knapp zwei Drittel der befragten Verwaltungsratsmitglieder (64%) ist eine gute Unternehmenskultur ein wichtiger Wettbewerbsvorteil und Treiber für den Unternehmenserfolg. Jedoch passt über ein Drittel der Befragten (36%) die Unternehmenskultur bei strategischen Neuausrichtungen eher nicht oder gar nicht an. Das mag allenfalls auch daran liegen, dass Verwaltungsräte die Verantwortung für die Unternehmenskultur klar bei CEO und Geschäftsleitung sehen: Für die grosse Mehrheit (88%) der Befragten ist klar, dass die Unternehmenskultur vorwiegend von der Geschäftsführung geprägt wird. Dies sollten sie – so rund 67% der Befragten – tun, indem sie die Werte der Unternehmung vorleben («Tone at the Top»).

«Die digitale Transformation und Innovation sind heute ein entscheidend wichtiger Wettbewerbsvorteil. Für den nachhaltigen Unternehmenserfolg ist es wichtig, dass der Verwaltungsrat eine Unternehmenskultur prägt, die den Wandel nicht nur fördert, sondern auch von den Mitarbeitenden einfordert. Dazu gehört neben gemeinsamen Werten und einer offenen Diskussionskultur, die Mitarbeitenden zu befähigen und zu motivieren, neue Wege zu gehen – und dies über alle Unternehmensstufen», erläutert Cornelia Ritz Bossicard, Präsidentin swissVR.

Interne und externe Beobachtungen wichtig
Verwaltungsräte wollen die Unternehmenskultur einschätzen. Dabei verlassen sie sich besonders gerne auf Mitarbeiterbefragungen (74%) oder auf Eindrücke, die sie aus Betriebsbesuchen und Interaktionen mit Mitarbeitenden mitnehmen (65%). Ihr Vertrauen darauf, die Unternehmenskultur persönlich gut einschätzen zu können, ohne selbst im operativen Tagesgeschäft aktiv zu sein, ist gross. Dazu werden teils auch externe Einschätzungen hinzugezogen: Die Reputation des Unternehmens in den Medien und der Öffentlichkeit (41%) sowie Eindrücke aus Rückmeldungen von Kunden und Lieferanten (31%).

Konjunkturaussichten trüben ein
Die befragten Verwaltungsratsmitglieder sehen am Konjunkturhimmel Wolken aufziehen. Bereits im letzten swissVR Monitor (Sommer 2018) hatten weniger Befragte die Aussichten positiv beurteilt als heute vor einem Jahr. Dieses Mal hat sich ihr Anteil von 54% auf 28% nochmal fast halbiert. Gleichzeitig ist der Anteil an neutralen und negativen Einschätzungen grösser geworden. Das insgesamt also deutlich pessimistischere Bild kommt den Konjunkturaussichten im swissVR Monitor von Anfang 2017 relativ nahe. Die weltweit von Verunsicherung geprägte Stimmung scheint in den Verwaltungsräten angekommen zu sein.


Beurteilung der Aussichten in den nächsten 12 Monaten (grün = positiv, rot = negativ)

Die Aussichten für die eigene Branche und vor allem das eigene Geschäft beurteilen die Befragten aber etwas zuversichtlicher. Immer noch 42% statt 46% schätzen ihre jeweiligen Branchenaussichten positiv ein. 14% (vor sechs Monate: 10%) sind der Meinung, dass ihrer Branche schlechtere Zeiten bevorstehen. Insgesamt zeigt sich also eine leichte, aber eindeutige Negativtendenz. Bei der Beurteilung des eigenen Geschäfts zeigt sich allerdings ein ganz anderes Bild: Befragte Verwaltungsratsmitglieder sehen die Aussichten für ihr Business weiterhin überwiegend optimistisch (59% im Vergleich zu 60% der letzten Befragung). In den letzten vier Ausgaben des swissVR Monitors hat sich dies kaum verändert.

Prof. Dr. Christoph Lengwiler, Dozent am Institut für Finanzdienstleistungen Zug IFZ der Hochschule Luzern und Vizepräsident von swissVR: «Die innert sechs Monaten feststellbare pessimistischere Einschätzung der künftigen konjunkturellen Entwicklung lässt aufhorchen. Offenbar führen geopolitische Spannungen und Negativmeldungen von Unternehmen zu ernsthaften Bedenken. Ein konjunktureller Abschwung würde den Druck auf die Unternehmen erhöhen und die digitale Transformation weiter beschleunigen. Dabei würden jene Organisationen punkten, die bei strategischen Neuausrichtungen auch kulturelle Aspekte berücksichtigen. Verwaltungsräte tun deshalb gut daran, sich vertiefte Gedanken zur aktuellen Unternehmenskultur und zu möglichen Veränderungen, die für den künftigen Erfolg des Unternehmens einzuleiten sind, zu machen.» (swissVR/mc)

swissVR Monitor

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