Christian Walti, CEO Starrag Group, im Interview

Christian Walti, CEO Starrag Group, im Interview
Christian Walti, CEO Starrag Group. (Foto: Starrag)

von Patrick Gunti

Moneycab.com: Herr Walti, Sie haben im Juni letzten Jahres die Führung der Starrag Group übernommen. Welche persönliche Bilanz ziehen Sie zum heutigen Zeitpunkt?

Christian Walti: Meine Absicht war es mit dem Stellenantritt, die Starrag in die weltweite Spitzengruppe der Werkzeugmaschinenhersteller zu führen. Auf Basis der technologisch hochstehenden Produkte und mit qualifizierten Mitarbeitenden befinden wir uns auf diesem Weg. Das Ziel wird mittelfristig zu erreichen sein.

Für 2018 haben Sie ein gemischtes Zahlenset präsentiert, aus dem ein deutlich höherer Auftragseingang herausragte, gleichzeitig aber auch die tieferen Gewinnzahlen und die rückläufige operative Marge von 2,9%. Was führte zu der übers Jahr gesehen unbefriedigenden Ertragslage?

Wir hatten mit einer Häufung kundeninduzierter Projektverschiebungen zu kämpfen. Der Beschaffungsmarkt bescherte uns teilweise massiv erhöhte Lieferfristen und eine Ausweichreaktion war nicht zeitnah möglich. Zudem zeigten sich erst an einem, im Verlauf der zweiten Jahreshälfte auch an weiteren Standorten, Verzögerungen in der Auftragsabwicklung. Hohe Projektkomplexitäten führten zu Mehraufwendungen und Verspätungen. Der hohe Auftragseingang zeigt die breite Akzeptanz unserer Produktqualität, in der Projektausführung gibt es bei Starrag aber einige Defizite.

«Unsere Produktkomplexität soll reduziert werden, dadurch steigt die Prozesseffizienz und die Risiken sinken, was sich im Resultat niederschlagen wird.»
Christian Walti, CEO Starrag Group

Sie haben bereits im vergangenen Jahr reagiert, die eingeleiteten Massnahmen haben aber noch nicht die gewünschten Resultate gebracht. Das soll sich mit dem Programm «Starrag 2021» ändern. Was sieht dieses vor?

Unsere Strategie ist marktorientiert. Wir adressieren anspruchsvolle Kunden in den Segmenten Aerospace, Energy, Transportation und Industry, inklusive Medtech und Luxusgüter. Das Programm sieht Massnahmen vor, um mit segmentorientierten Lösungen nachhaltig Kundennutzen zu stiften und Starrag eine gesunde Marge zu sichern. Über eine intensivere Zusammenarbeit in der Starrag-Gruppe durch Realisierung funktionaler Synergien und Vermeidung von Doppelspurigkeiten soll dies gelingen. Somit steht die Operational Excellence im Vordergrund. Unsere Produktkomplexität soll reduziert werden, dadurch steigt die Prozesseffizienz und die Risiken sinken, was sich im Resultat niederschlagen wird.

Das Mittelfrist-Ziel einer operativen Marge von 8% erscheint angesichts der aktuellen Zahlen dennoch sehr ambitiös?

Es bleibt das richtige Ziel, erfordert aber etwas mehr Zeit als bisher angenommen.

Der Auftragseingang erreichte das zweitbeste Resultat aller Zeiten. Welche Industriebereiche und Märkte führten zu dem deutlichen Anstieg?

Lediglich im Energie-Sektor blieben die Investitionen verhalten, in allen anderen Segmenten war ein Wachstum spürbar. Insbesondere Aerospace und Industry trugen deutlich zu dem erfreulichen Auftragswachstum bei. Regional betrachtet war in der ganzen Triade ein Anstieg zu verzeichnen, gleichermassen in Europa, Nordamerika und Asien, vor allem in China.

Ist für das laufende Jahr mit einem ähnlichen Auftragseingang zu rechnen?

Wir gehen in 2019 von einer Normalisierung aus. Konkret heisst das, dass der Auftragseingang im laufenden Jahr etwas unter dem Vorjahr, jedoch auf gutem Durchschnittsniveau liegen dürfte.

«Aufgrund der vitalen Bedeutung von China und USA in unserem Geschäft beobachten wir die Entwicklungen natürlich sehr genau.»

Wie stark ist Starrag von den weltweiten Handelskonflikten betroffen?

Bislang noch kaum. Aufgrund der vitalen Bedeutung von China und USA in unserem Geschäft beobachten wir die Entwicklungen natürlich sehr genau. Wir bringen unsere Interessen soweit möglich auch bei den Branchenvertretern und politisch Verantwortlichen in unseren Standortländern ein.

Die Luftfahrtindustrie wächst sehr stark. Starrag profitiert davon, wie stark ist das Unternehmen aber auch gefordert, um den vielschichtigen Anforderungen der Industrie gerecht zu werden?

Neben der operativen Exzellenz sind der globale Footprint und Technologieführerschaft zentrale Pfeiler der Starrag-Strategie. Genau dies ist von der Luftfahrtindustrie gefordert. Qualität und Zuverlässigkeit in Produkten und Leistungen, inklusive Service, werden erwartet. Starrag muss und wird mit diesen Kundenanforderungen weiter wachsen und als Partner für anspruchsvolle Lösungen zur Verfügung stehen.

In welchen Bereichen liegen die besonderen Kompetenzen von Starrag im Bereich Aerospace?

Präzision, Zuverlässigkeit und höchste Produktivität sind bei Starrag sprichwörtlich. Dies kommt bei allen Anwendungen zum Tragen, sei es in der dynamischen Bearbeitung von Triebwerkskomponenten, bei Strukturbauteilen jeder Grösse, bei Fahrwerkskomponenten (Landing Gear), der Bearbeitung jeglicher Gehäuse oder bei Präzisionsinstrumenten.

Die Digitalisierung ist natürlich auch bei Ihnen ein grosses Thema. Wie lässt sie sich hinsichtlich der bei Starrag praktizierten Anwenderfokussierung einbringen?

Unsere IPS-Produkte (Integrated Production System) steigern den Output unserer Maschinen und erleichtern deren Bedienung und Betreuung. Mit „ServicePlus“ verfügen wir über Tools zum Erhalt der Zielproduktivität. Die IPS-Module erlauben eine kundenorientierte Optimierung der Steuerung und Überwachung von Maschinen, Unterstützung für Operators und Ressourcenplanung im Maschinenunterhalt.

Ihr Portfolio an Werkzeugmaschinen ist sehr umfassend, die Funktionen so unterschiedlich wie die Anforderungen. Entsprechend komplex dürften die Servicedienstleistungen zu organisieren sein. Wie setzt Starrag hier die Schwerpunkte?

Kundenservice steht für Starrag an oberster Stelle. Wir verfügen über eine weltweite Service-Organisation mit Applikations-Know-how. Ersatzteillieferungen, Fieldservice und kleinere Überholungen sind vor Ort innert kurzer Zeit möglich. Bei komplexeren Themen wie Retrofit findet ein direkter Austausch mit den Kompetenzzentren in den Produktionswerken statt. Während die Servicedienstleistungen in Europa direkt aus den Stammwerken erfolgen, bestehen in den übrigen Weltregionen Technologiecenter und Partner mit qualifiziertem Personal für alle Starrag-Produkte.

Herr Walti, wir bedanken uns für das Interview.

Zur Person:
Dr. Christian Walti (1967, Schweizer) ist seit 1. Juni 2018 CEO der Starrag Group und Leiter Regionalvertrieb. Zuvor war er von 2012 bis 2018 für die Firma Bosch Packaging Technology in Beringen als Geschäftsführer tätig. Ab 2017 war er dort zudem verantwortlich für die Horizontal Packaging Systems Food mit fünf internationalen Produktionsstandorten. Die Schwerpunkte seiner Tätigkeit umfassten die globale Abstimmung des Produktportfolios, die Organisationsoptimierung, den Ausbau des Key Account-Geschäfts, die Implementierung von Industrie 4.0 und generell die Positionierung des Unternehmens als Technologieführer auf seinem Spezialgebiet. Von 2005 bis 2011 bekleidete er als Aktionär und Verwaltungsrat der Faes Finanz AG (Holding) die Funktion des Delegierten des Verwaltungsrats und CEO der Faes AG in Wollerau, für die er unter anderem internationale Strukturen aufbaute. Zuvor war er Consultant bei Capgemini Consulting AG, gefolgt von Managementaufgaben bei ABB Schweiz AG. Christian Walti schloss ein Studium in Betriebswirtschaft an der Universität St. Gallen (HSG) mit dem Doktorat ab.

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