Die Mittelschicht in der Schweiz bleibt stabil

Die Mittelschicht in der Schweiz bleibt stabil
Bevölkerung in der Schweiz: Menschen an der Zürcher Bahnhofstrasse.

Bern – 2012 gehörten in der Schweiz rund 57 % der Bevölkerung zur mittleren Einkommensgruppe, gleich viel wie 1998. Dies zeigt der Bericht «Erodiert die Mittelschicht?» auf, den der Bundesrat heute gutgeheissen hat.

Als mittlere Einkommensgruppe definiert das Bundesamt für Statistik jene Personen, deren Haushalt über 70 bis 150 Prozent des «mittleren bedarfsgewichteten Bruttoeinkommens» (Median) verfügt. Dies sind 2012 beispielsweise Alleinlebende mit einem monatlichen Bruttoeinkommen zwischen 3868 und 8289 Franken oder Paare mit drei Kindern unter 14 Jahren mit einem monatlichen Haushaltseinkommen von brutto 9283 bis 19‘892 Franken.

Stabile Einkommenssituation der Mittelschicht
Das durchschnittliche verfügbare Einkommen der Mittelschicht stieg zwischen 1998 und 2012 bedarfsgewichtet um 13 Prozent, während es in der einkommensschwachen und einkommensstarken Gruppe nur um je 9 Prozent zunahm. Zwar verzeichnete das Einkommen der Einkommensstärksten in der gemessenen Periode den grössten Zuwachs, gleichzeitig erhöhten sich aber auch die obligatorischen Ausgaben für hohe Einkommen überdurchschnittlich. Bei den mittleren Einkommen blieb die Umverteilung durch Steuern und Abgaben hingegen insgesamt relativ stabil.

Hohe Einkommensmobilität
Gemäss einer Studie aus dem Kanton Zürich war die Einkommensmobilität im Zeitraum 2001 – 2010 hoch: 54 Prozent der Haushalte verblieben im untersten Einkommensfünftel, die restlichen 46 Prozent der Haushalte stiegen in eine höhere Einkommensklasse auf. Umgekehrt befanden sich von den im Jahr 2001 einkommensstärksten Haushalten 2010 nur noch 62 Prozent im Top-Einkommenssegment.

Krankenkasse belastet Budgets immer stärker
Neben einer generellen Situationsanalyse zur Mittelschicht untersucht der Bericht auch spezielle in einem Postulat von Nationalrätin Susanne Leutenegger Oberholzer (SP) aufgeworfene Fragen zu den Lebenshaltungskosten. Die Standard-Krankenversicherungsprämie stieg von 173 Franken im Jahr 1996 auf 396 Franken im Jahr 2014, was einem jährlichen Wachstum von 4,7 Prozent entspricht. Dem gegenüber wuchs das nominale BIP pro Kopf um 1,9 Prozent pro Jahr und der Nominallohn um 1,2 Prozent jährlich. Die Ausgaben für Krankenkassen belasten das Haushaltsbudget also immer stärker.

Markante Preisunterschiede
Schweizer Preise lagen 2013 um 41,4 Prozent über jenen der EU-Kernländer (EU15). Die Preisunterschiede fielen bei einem Vergleich mit kleineren Ländern wie Belgien, Dänemark, Irland, den Niederlanden, Österreich, Finnland, Schweden und Norwegen kleiner aus. Hier betrug der Preisunterschied noch 16,9 Prozent. Eine Schweizer Mittelschichtsfamilie mit zwei Kindern bezahlte für den gleichen «Lebensmittel-Warenkorb» monatlich zwischen 225 und 280 Franken mehr als eine deutsche. Gemessen am Bruttohaushaltseinkommen macht dies zwischen 2,1 bis 2,6 Prozent aus. Da noch keine internationalen Preisvergleiche des Europäischen Statistischen Amtes (EUROSTAT) für 2015 vorliegen, können die Auswirkungen infolge der Aufhebung des Franken-Mindestkurses am 15. Januar 2015 durch die Schweizerische Nationalbank noch nicht beziffert werden.

Mittelschicht-Haushalte gaben zwischen 2009 und 2011 knapp 16 Prozent ihres Bruttoeinkommens für Wohnen aus. Die Wohnkosten der Wohneigentümer nahmen im betrachteten Zeitraum 1998 – 2011 ab, während die der Mieter leicht zunahmen. Der Bericht zeigt ausserdem auf, dass die Haushalte je nach Region sehr unterschiedlich hohe Wohnkosten aufweisen. (ESTV/mc/pg)

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