I-CV Bankenstudie: «Daumen hoch für Brasiliens Banken»

I-CV Bankenstudie: «Daumen hoch für Brasiliens Banken»

Christian Fischer, Partner von I-CV

Zürich – In ihrer sechsten Bankenstudie weist die auf unabhängige Kreditanalyse spezialisierte Research Boutique Independent Credit View (I-CV) darauf hin, dass nach wie vor eine grosse Anzahl von Banken in einem Stressszenario massiven Finanzierungsbedarf haben.

Das starke De-Leveraging der Banken hat noch nicht zu einer Strukturbereinigung des Finanzsystems, sondern vielmehr zu immer höher verschuldeten Staaten respektive Zentralbanken geführt. Letztere mutieren zusehends zu „Bad Banks“ des Finanzsystems. Die Studienresultate von I-CV, eine auf unabhängige Kreditanalyse spezialisierte Research Boutique, zeigen entgegen dem Ausblick der klassischen Ratingagenturen, dass sich die Bonitäten der Banken auf den generell tieferen I-CV-Einschätzungen stabilisiert haben. Während die jährliche Ratingentwicklung seit 2007 (erste I-CV-Studie) stets negativ war, hat sich das durchschnittliche Rating gegenüber dem Vorjahr nun um eine halbe Ratingstufe verbessert.

«Aufgrund der voranschreitenden Implementierung von Basel III sollte dieser leichte Aufwärtstrend intakt bleiben», ist Christian Fischer, Partner von I-CV, überzeugt. Diese Anzeichen einer Stabilisierung der Bonitäten im untersuchten Bankenuniversum führt Fischer in erster Linie auf vier Gründe zurück: Kapitalerhöhungen, Reduktion von Risiken, positive Gewinntrends und eine nach wie vor steile Renditekurve.

Stresstest: Gewinner aus Brasilien – Verlierer aus Italien und Irland
Viel Wert legt Fischer auf die Differenzierung der Ergebnisse: «Der durchgeführte Stresstest zeigt, dass eine grosse Anzahl von Banken in einem Stressszenario immer noch einen massiven Finanzierungsbedarf aufweist.» Aus dem mehrstufigen Stresstest ermittelte I-CV jeweils einen geschätzten Kapitalbedarf beziehungsweise Kapitalüberschuss in Prozent der Marktkapitalisierung. Mit einem substanziellen Kapitalüberschuss führen die beiden brasilianischen Institute Banco do Brasil sowie Bradesco die Rangliste vor der Schweizer UBS an. Zu den Schlusslichtern gehören wie im Vorjahr die irischen Banken, jedoch auch italienische Banken (z. B. Intesa, Unicredit) sowie die deutsche Commerzbank. Basierend auf den Annahmen des I-CV-Stresstests haben diese Institute einen Kapitalbedarf, der die momentane Marktkapitalisierung beträchtlich übersteigt. «Die Gewinner weisen eine deutlich höhere Stressresistenz bei erneuten externen Schocks und finanziellen Spielraum für Akquisitionen, Wachstum, Dividendenzahlung sowie Aktienrückkäufe auf. Dagegen besteht bei den Verlierern ein latentes Risiko zur (Teil)-Verstaatlichung und/oder Restrukturierung der Schulden. Zudem besteht die Gefahr einer Verwässerung der Altaktionäre durch den hohen Kapitalbedarf und es existieren potenzielle Schwierigkeiten bei der Erfüllung der regulatorischen Vorgaben», erläutert Fischer.

Ratingdynamik als wichtiger Anhaltspunkt für Investoren
I-CV beurteilt die Ratings der Agenturen in den meisten Regionen als nach wie vor zu hoch angesiedelt und rechnet daher weiterhin mit anhaltendem Ratingdruck. Besonders pessimistisch ist I-CV gegenüber Banken der PIIGS-Staaten. Aufgrund der von I-CV untersuchten Komponenten besteht auch für australische Bankinstitute ein erhebliches Downgrade-Potenzial. Im Vorteil dagegen sind Banken mit bonitätsstarkem Heimmarkt und tiefen politischen Risiken. Hohes Upgrade-Potenzial wird den brasilianischen Banken attestiert. Investoren müssen ihre Anlageentscheidungen sehr selektiv treffen, da der Unterschied zwischen Gewinnern und Verlierern im Bankensektor gross ist. Die Ratingdynamik dient dabei als wichtiger Anhaltspunkt. Eine weitere Erkenntnis der Studie lautet: Das starke De-Leveraging der Banken führte noch nicht zu einer Strukturbereinigung des Finanzsystems, sondern zu einer Verlagerung und zu stark belasteten Bilanzen der Staaten respektive Zentralbanken. «Trotz der Stabilisierung des durchschnittlichen I-CVRatings bleiben Risiken für das Finanzsystem bestehen. Staatsbankrotte oder das Platzen von Spekulationsblasen könnten im fragilen Umfeld eine erneute Finanzkrise auslösen. Für Anleger ist das ein Grund mehr, anfällige Institute frühzeitig zu identifizieren und sich auf stärkere Banken zu fokussieren», erläutert Fischer.

Zur Vorgehensweise der Studie: 4PhasenModell mit über 30 Bewertungsfaktoren und Stresstest
Zur Beurteilung der Kreditqualität von Banken hat I-CV ein Vier-Phasen-Modell entwickelt. Die erste Phase besteht aus der Fundamentalanalyse, die über 30 verschiedene Bewertungsfaktoren umfasst. Im Anschluss wurden die Bankbilanzen einem Stresstest unterzogen und nach möglichen Auswirkungen von regulatorischen Eingriffen untersucht. In einer dritten Phase werden die Ergebnisse aus der Fundamentalanalyse und dem Stresstest zu einem standalone Rating konsolidiert. In der letzten Phase werden die Resultate in selektive Relative Value Vorschläge umgesetzt. (I-CV/mc/hfu)

Independent Credit View AG (I-CV)
agiert seit 2003 erfolgreich als erste unabhängige Research Boutique für institutionelle Bondinvestoren. In ihrer Funktion als Beraterin analysiert, beurteilt und überwacht I-CV die Kreditqualität von nationalen und internationalen Emittenten. Das Unternehmen verfügt über ein erfahrenes Spezialistenteam und robuste Analyseverfahren, welche in einem I-CV Rating und einer Empfehlung resultieren. Das I-CV Rating hat sich im Markt als unabhängige Einschätzung der Kreditqualität etabliert und als akkurater Frühwarnindikator bewährt. I-CV handelt ausschliesslich im Interesse der Investoren und generiert durch umfassende Studien unmittelbaren Mehrwert, indem Marktverschiebungen frühzeitig erkannt werden (vgl. I-CV Bankenstudie 2010). Die Nähe zum Kunden sowie die Unabhängigkeit zählen zu den wichtigsten Erfolgsfaktoren des Unternehmens.

 

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