Rückblick Deutschland 2009: Pleiten, Pech und Pannen

Trotz staatlicher Milliardenhilfen und Programmen zur Stützung der Konjunktur, stiegen in vielen Industrieländern sowohl die Zahl der Insolvenzen als auch die der Arbeitslosen. Fehlendes Vertrauen der Banken endete in einer Kreditklemme. Der Umstand läutete vor allem für die Solarbranche schwere Zeiten ein.


Finanzmarktregulierung beschneidet Boni
Der Lehman-Kollaps 2008 hat nicht nur die Finanzindustrie auf den Kopf gestellt, sondern auch politische Debatten zur Regulierung hervorgebracht. Neben einer Straffung der globalen Finanzinstitutionen beschlossen die G20-Regierungschefs auch eine breitere Risikovorsorge, die Banken künftig zu tragen haben. Während sich Europäer für strenge Regulierungen stark machen, setzen Amerikaner auf Fiskalpolitik . Nach Boni-Exzessen, die sich bei US-Investmentfirmen auf rund 14 Mrd. Dollar summieren, will die Politik nun Gehaltsgrenzen festlegen .


Chrysler gerettet
Nachdem nach monatelangen Verhandlungsrunden mit Anleihegläubigern keine Einigung zur Umschuldung für den drittgrössten US-Autobauer Chrysler erzielt wurde sowie das Ultimatum für die an einen Restrukturierungsplan gekoppelten Staatshilfen auslief, folgte die Insolvenz. Als Voraussetzung für Staatsgelder hatte US-Präsident Barack Obama eine Einigung mit den Gläubigern gefordert . Nach nur 30 Tagen des Insolvenzverfahrens führt Fiat Chrysler nun in eine neue Zukunft. Im dritten Quartal erzielte Chrysler 200 Mio. Dollar operativen Gewinn .


Drama um GM/Opel geht weiter
Weniger erfreulich gestaltete sich 2009 der geplante Verkauf der ums Überleben kämpfenden General-Motors-Tochter Opel. Nachdem sich die Verhandler nach intensiven Gesprächen mit der deutschen Regierung darauf geeinigt hatten, Opel zu 55 Prozent an Zulieferer Magna und dessen Partner Sberbank zu verkaufen , hatte das Management in den USA in letzter Minute einen Rückzieher gemacht. Opel wolle man lieber in Eigenregie sanieren. Restrukturierungen würden sich laut Angaben aus Detroit auf 3,3 Mrd. Euro belaufen sowie Entlassungen vorsehen.


Übernahmen zwischen Conti und Schaeffler sowie Porsche und VW
Für Aufsehen in der Automobilbranche sorgten 2009 sowohl die spektakuläre Übernahme des Sportwagenherstellers Porsche durch VW sowie die des Zulieferers Continental durch dessen Grossaktionär Schaeffler. Wegen der drei mal höheren Verschuldung der Franken wurde sogar die Option diskutiert, dass Continental Schaeffler als Tochtergesellschaft führen sollte . Volkswagen-Patriarch Ferdinand Karl Piëch konnte sich trotz Widerstands gegen den mit 50 Mio. Euro grosszügig abgefundenen Ex-Porsche-Chef Wendelin Wiedeking durchsetzen. Porsche soll als zehnte Marke bis 2011 integriert werden.


Arcandor-Zusammenbruch 
Das schlechte Wirtschaftsumfeld, das sich in Deutschland, dem Exportweltmeister, für 2009 aufgrund der schwachen internationalen Nachfrage mit einem negativen BIP-Wachstum von 4,9 Prozent niederschlägt, hatte vor allem katastrophale Folgen für den Grosshandels- und Touristikkonzern Arcandor. Die insolvente Tochter Karstadt schliesst 13 Filialen, kappt 1.200 Arbeitsplätze und strebt die Sanierung sowie den anschliessenden Verkauf von 120 Standorten an . Im Zuge der Arcandor-Pleite ist auch die Zukunft für die Post-Tochter DHL ungewiss .


Aus für Quelle
Keinen Käufer und damit auch keinerlei Aussicht auf Rettung gibt es hingegen für das einst 82 Jahre alte Traditionsversandhaus Quelle. Trotz eines Notkredits über rund 50 Mio. Euro werden 7.000 Mitarbeiter ihren Job verlieren . Die Marke Quelle und das Russlandgeschäft sowie Eigenmarken wie Privileg für Russland, Deutschland und weitere mittel- und osteuropäische Länder gehen an Erzrivalen Otto. Auch Quelle Österreich wird liquidiert. Damit verlieren in der Alpenrepublik 1.100 Menschen ihren Job. Der Kundendaten-Verkauf bleibt strittig .


Solarbranche kämpft mit Dumpingpreisen aus Fernost
Ausgelöst durch die restriktive Kreditvergabepraxis der Banken liessen sich 2009 zunehmend weniger Grossprojekte in der Solarbranche finanzieren. Auch machen der Industrie vor allem Billigproduzenten aus China, Taiwan und Japan das Leben schwer. Diese können zu massiv günstigeren Preisen ihre Produkte anbieten. Da die Modulpreise 2009 um 40 Prozent fielen und die Margen stark belasteten, diskutierte SolarWorld darüber, auf EU-Ebene Schutzzölle durchzusetzen und darüber hinaus ernsthaft eine «Buy European»-Regelung einzuführen . (pte/mc/ps)

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