EZB belässt Leitzins wie erwartet bei 4,25 Prozent

Angesichts der jüngsten Zuspitzung der Finanzkrise und der weiter eingetrübten Konjunkturaussichten hatten sich einige Ökonomen für eine Zinssenkung ausgesprochen. Zuletzt hatte die EZB auf ihrer Sitzung am 3. Juli den Leitzins wegen Inflationsgefahren um 0,25 Prozentpunkte auf 4,25 Prozent angehoben.


Trichet: Risiken für Preisstabilität etwas abgeschwächt
Die Risiken für die Preisstabilität im Euroraum haben sich nach Einschätzung der EZB zuletzt etwas abgeschwächt. Zwar seien die Inflationsrisiken nicht verschwunden, sie hätten sich aber etwas vermindert, sagte EZB-Präsident Jean-Claude Trichet am Donnerstag in Frankfurt. Allerdings werde die Teuerung im Währungsraum noch einige Zeit über dem mit Preisstabilität zu vereinbarenden Niveau liegen und erst im kommenden Jahr tendenziell zurückgehen. Abermals betonte Trichet, dass Zweitrundeneffekte – also hohe Preis- und Lohnsteigerungen als Inflationsausgleich – unbedingt vermieden werden müssten.


Einheitlicher Entscheid
Zugleich unterstrich Trichet, dass sich das Wachstum im Euroraum möglicherweise stärker als bislang angenommen abschwächen werde. Der EZB-Rat habe die jüngsten Turbulenzen an den Finanzmärkten und die möglichen Auswirkungen auf das Wachstum sehr intensiv diskutiert. Dabei seien im Rat die Optionen zu unveränderten Leitzinsen und einer Leitzinssenkung diskutiert wurden. Die Entscheidung zu einem konstanten Leitzins sei aber einheitlich gefallen.


«Fassung wahren und Ruhe nicht verlieren»
Die Unsicherheit wegen der jüngsten Turbulenzen an den Finanzmärkten sei «aussergewöhnlich hoch», sagte Trichet. Einige Marktteilnehmer gingen bei der aktuellen Neueinschätzung von Risiken allerdings zu weit. Trichet appellierte an diese Investoren, die Fassung zu wahren und nicht die Ruhe zu verlieren. «Wir sind frei, jederzeit das zu tun was notwendig ist», sagte Trichet mit Blick auf künftige Zinsentscheidungen. Der EZB-Rat lege sich nie im Vorhinein auf Zinsschritte fest.


Inflationserwartungen weiterhin verankert
Trichet betonte gleichwohl die hohe Bedeutung, die Inflationserwartungen weiterhin verankert zu halten. Trotz der zuletzt leichten Abschwächung des Preisauftriebs werde sich die Inflation im kommenden Jahr voraussichtlich nur moderat abschwächen. Das Geld- und Kreditmengenwachstum habe sich bis August leicht abgeschwächt, allerdings seien die jüngsten Marktturbulenzen in diesen Daten noch nicht berücksichtigt. Die Finanzierungsbedingen im Währungsraum hätten sich verschlechtert, obgleich die Kreditvergabe der Banken bislang noch nicht signifikant von der Finanzkrise betroffen sei. Besondere Aufmerksamkeit werde der EZB-Rat den künftigen Preis- und Lohnforderungen zukommen lassen.


Einhaltung des Stabilitäts- und Wachstumspakts angemahnt
Mit Blick auf die Haushaltspolitik der Euroraum-Mitgliedsländer unterstrich Trichet die Wichtigkeit, den Stabilitäts- und Wachstumspakt trotz der Finanzkrise einzuhalten. So trügen insbesondere Automatismen über die staatlichen Einnahmen und Ausgaben dazu bei, den Konjunkturzyklus zu glätten. (awp/mc/ps/23)

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