Walter Lüthi, Geschäftsleiter Betty Bossi Verlags AG: «Unsere Pipline ist voll mit Projekten und Ideen»

von Patrick Gunti


Herr Lüthi, am Anfang der Betty-Bossi-Erfolgsgeschichte stand die Frage «Was soll ich heute kochen?» Was haben Sie zuletzt gekocht?


Ich habe ein «finger-food»-Buffet für Freunde gekocht, respektive gemacht ? und zwar anlässlich der TV-Übertragung des Champions-League-Finals.


Hatten Sie dabei ein Betty-Bossi-Rezept zur Hand?


Nein, aber  die fertigen «IDEE BETTY BOSSI»  Produkte von Coop und viele spontane Ideen.


Betty-Bossi-Rezepte gelten als «unfehlbar». Woher stammen die Ideen für die Rezepte und welches wiederum ist das Rezept, dass der kulinarische Genuss offenbar wirklich allen gelingt?


Die Ideen für die Betty Bossi Rezepte stammen von  unseren Rezeptredaktorinnen, die sich in Büchern, kulinarischen Zeitschriften, bei Restaurantbesuchen etc. und vor allem durch Neugierde für die Rezeptschreibung inspirieren lassen. Bei der Rezeptschreibung haben der Genuss und die Gelinggarantie oberste Priorität, dass heisst sämtliche Rezepte werden durch unser kulinarisches  Kompetenzteam auf Herz und Nieren getestet und dabei Sachen wie Vereinfachung der Arbeitsschritte etc. ausprobiert. Weiter sind alle unsere Rezepte in der Formulierung auf einer einfachen Logik und Didaktik aufgebaut.



«Betty Bossi ist eine kulinarische Ideen-Fabrik mit hoher Innovationskraft!»  Walter Lüthi, Geschäftsleiter Betty Bossi Verlag


Vom Informationsblatt «Betty Bossi Post» 1956 zum multimedialen Anbieter Schweizerischer Kochkunst ist es ein langer Weg. Wie viele Personen arbeiten heute für die Betty Bossi Verlag AG in den verschiedenen Bereichen?
 
Betty Bossi hat heute rund 115 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter an drei Standorten in Zürich. Dabei ist zu berücksichtigen, dass wir fast alle operativen Tätigkeiten outsourcen und uns voll auf die Entwicklung von Rezepten, Büchern, Küchenhelfer, frischen Fertigprodukten (IDEE BETTY BOSSI Produkte bei Coop), TV-Sendungen etc. konzentrieren. Betty Bossi ist eine kulinarische Ideen-Fabrik mit hoher Innovationskraft!


Seit fünf Jahren kocht Betty Bossi im Schweizer Fernsehen. Der Erfolg von «al dente» ist mit durchschnittlich 800’000 Zuschauern und einem Marktanteil von 38 % riesig. Auch auf anderen Sendern wird gekocht, gebacken, gebraten und gegart, was das Zeug hält. Was ist das Erfolgsrezept von «al dente»?


Das Erfolgsrezept besteht aus der richtigen Mischung aus Kochen und Quiz. Zudem kann Betty Bossi auch im Fernsehen ihre kulinarische Kompetenz im Kochteil einbringen. Weiter spricht «al dente» die ganze Familie an. Bei der Auswahl der Protagonisten haben wir junge Talente mit  Potential eingesetzt.



«Mein Auftrag beim Amtsantritt war, Betty Bossi in die Zukunft zu führen.»


Ringier hat Betty Bossi 1995 von Unilever übernommen. Sechs Jahre später wiederum übernahm Coop 50 % an Betty Bossi. Dazwischen ? im Jahr 2000 ? lag ihr Amtsantritt als Geschäftsleiter der Betty Bossi Verlag AG. War es ihre Idee, Coop mit ins Boot zu holen?


Mein Auftrag beim Amtsantritt war, Betty Bossi in die Zukunft zu führen. Dabei haben wir viele strategische Optionen geprüft, unter anderem auch strategische Kooperationen.  Nach Gesprächen mit einigen potentiellen Partnern war für uns eine Kooperation mit Coop die Erfolgsversprechende und eine echte Win/Win-Situation.


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Was hat sich durch die Zusammenarbeit mit Coop alles verändert?


Für Betty Bossi haben sich durch die Kooperation mit Coop neue grosse Businesspotentiale in unserem Kerngeschäft Kulinarik eröffnet, ohne dabei unsere Eigenständigkeit zu verlieren. Man kann wirklich von einer sehr erfolgreichen Kooperation mit grossen Synergien sprechen.


2002 hat Coop die Marke Betty Bossi in ihrem Fresh Convenience Bereich eingeführt ? mittlerweile umfasst das Sortiment 500 Produkte. Der Erfolg ist unbestritten – Kritiker aus dem Gastro- wie auch Marketingbereich bemängeln aber, es finde ein Ausverkauf der Marke Betty Bossi statt. Was entgegnen Sie dieser Kritik?


Die Essgewohnheiten der Gesellschaft haben sich in den letzten Jahren stark verändert. Betty Bossi will ihre Kunden dabei aktiv begleiten und für sie alle Verpflegungsmöglichkeiten so genussvoll wie möglich gestalten. Jede Marke lebt von der Faszination, Eigenständigkeit und Vertrauen. Betty Bossi erfüllt gerade heute diese Anforderungen in einem sehr hohen Masse, wie laufende Marktforschungen bestätigen.


Mit «Betty?s Kitchen» kocht Ringier auch auf dem chinesischen Markt nach dem Betty-Bossi-Prinzip. Natürlich lässt sich dieses nicht 1:1 exportieren, aber bestehen nicht Überlegungen im Hinblick auf eine Expansion, gerade in Länder, in denen Ringier aktiv ist?


Wir suchen laufend Expansionsmöglichkeiten und da liegt es sehr nahe, dass wir diese primär bei unseren Aktionären Ringier und Coop  evaluieren.


Zeitungen, Kochbücher, Fernsehen, Internet, Kochschule, Kochberatung ? das Betty-Bossi-Angebot ist umfassend. Was sind Ihre Ziele mit Betty Bossi in den nächsten Jahren?


Unsere Pipline ist voll mit Projekten und Ideen. Unser Verwaltungsrat hat gerade in seiner letzten Sitzung drei strategische Projekte zur Realisierung freigegeben. Wir werden weiter im crossmedialen Bereich (Print/TV/Online) sowie im Dienstleistungsangebot für Dritte wachsen. Mehr kann ich noch nicht verraten.


Welche besondern Aktionen sind im Zusammenhang mit dem 50-Jahr-Jubiläum von Betty Bossi geplant?


Im Jubiläumsjahr von Betty Bossi stehen  primär unsere rund 850’000 Abonnentinnen und Abonnenten im Mittelpunkt. Ihnen bieten wir spezielle Jubiläumsangeboten  (bsp. Bücher, Küchenhilfen, Kochkurse etc.)  zu Jubiläumspreisen an.


Herr Lüthi, wir bedanken uns für das Interview.



Zur Person:
Der 1953 geborene Walter Lüthi absolvierte eine Lehre als Elektromechaniker, besuchte die Handelsschule, die höhere Wirtschaftsschule und belegte diverse Management-Weiterbildungen im In- und Ausland. Nach diversen Tätigkeiten führte ihn seine berufliche Laufbahn als Senior Account Manager zu Burroughs (Schweiz AG) und später als Verkaufsleiter zu Hawe-Neos Dental. 1986 – 1990 folgte die Gründung und der Aufbau einer eigenen Firma mit Dienstleistungsangeboten in den Bereichen Unternehmensberatung und elektronischen Medien. Nach dem Verkauf der Firma an einen schweizerischen Grosskonzern amtete Lüthi als Kommerzieller Direktor für die Niederlassung Schweiz der ADIA Interim AG und von 1993 – 1998 als Direktionspräsident der Mühlebach Holding AG. Seit 2000 ist Lüthi Vorsitzender der Geschäftsleitung Betty Bossi Verlag AG. Seit 1990 hat er ausserdem Verwaltungsrats- und Beratungsmandate inne und ist aktiv in Vorständen von Wirtschaftsverbänden.

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