Gabriel Brenna, Group CEO Liechtensteinische Landesbank, im Interview

von Bob Buchheit
Moneycab.com : Herr Brenna, mit knapp 100 Milliarden Franken erreichten die bei Ihrer Bank gehaltenen Kundenvermögen ein Allzeithoch. Dadurch lag das Dienstleistungs- und Kommissionsgeschäft mit 214 Millionen Franken sieben Prozent über dem des Vorjahres. Ich nehme an, Sie sind für 2025 weiter vorsichtig optimistisch?
Gabriel Brenna: Sowohl bei den Kundenausleihungen als auch den Kundenvermögen und beim Geschäftsvolumen erzielten wir neue Rekordmarken. Die LLB-Gruppe profitiert davon, dass wir sowohl auf der Anlageseite mit rund 100 Milliarden Franken als auch auf der Kreditseite mit rund CHF 16 Milliarden stark sind, und dass wir im ganzen deutschsprachigen Raum Schweiz, Liechtenstein, Österreich und Deutschland tätig sind. Damit haben wir ein breit diversifiziertes Geschäftsmodell, welches in verschiedenen wirtschaftlichen und politischen Szenarien stabilisierend wirkt. Wir haben eine klare zukunftsgerichtete Strategie und sind für weiteres Wachstum gut aufgestellt. Dies ist eine solide Basis für die Zukunft. Die zunehmende globale Unsicherheit dürfte aber bestehen bleiben. Das macht Prognosen für 2025 sehr schwierig.
Als beratungsintensive Bank liegt Ihre Cost/Income Ratio bei 66,4 Prozent. Wo liegt der langfristige Zielwert?
Unsere Strategie ACT-26 fokussiert auf die drei Kernelemente «Wachstum», «Effizienz» und «Nachhaltigkeit». Für die Effizienz haben wir uns den Zielwert gesetzt, dass die Cost-Income-Ratio im Jahr 2026 bei maximal 65 Prozent liegt. Kein unrealistisches Ziel, wenn man berücksichtigt, dass wir die letzten Jahre stark in unsere Strategie investiert haben. Zum Beispiel in den Aufbau unserer neuen Standorte in Deutschland und der Schweiz oder in die Digitalisierung.
Demnach wollen Sie bis 2026 rund 100 Millionen in Ausbau und Modernisierung Kundeninteraktion investieren. Welches sind die Schwerpunkte?
Herzstück unserer Digitalisierungsinitiative ist das Programm LLB.ONE. Hier laufen alle Fäden zusammen, wenn es darum geht, unsere Bankengruppe moderner, digitaler und effizienter zu machen. Wir konzentrieren uns auf die Erweiterung des digitalen Produktangebots sowie die Optimierung und Automatisierung unserer Kernprozesse zur Steigerung von Effizienz und Verbesserung des Kundenerlebnisses. Nach gut der Hälfte der Zeit haben wir bereits viel erreicht. Schauen wir allein auf das vergangene Jahr, so haben wir im Kreditprozess die automatische Wiedervorlage umgesetzt, was den Prozess einfacher und transparenter macht. Seit 2024 können sich Kunden vollständig digital onboarden und vermehrt Produkte online abschliessen. Ausserdem haben wir unser Mobile Banking weiterentwickelt und ausgerollt. Besonders erwähnen möchte ich unsere Anlage-App wiLLBe. Sie bietet unseren Kunden die Möglichkeit, sicher zu sparen und verantwortungsbewusst zu investieren. Die App kombiniert vorteilhafte Konditionen beim Sparen mit einer Auswahl an Anlagemöglichkeiten.
«Herzstück unserer Digitalisierungsinitiative ist das Programm LLB.ONE. Hier laufen alle Fäden zusammen.»
Die Tier-1-Ratio beträgt jetzt 18.8 Prozent. Damit zählt die LLB bei Hypothekarforderungen von mittlerweile 14,8 Milliarden Franken zu den sichersten Bankinstituten. Gibt es bei Ihnen überhaupt im Immobiliengeschäft einmal Rückstellungen oder Ausfälle?
Die LLB zählt zu den sichersten Banken weltweit. Dies belegt neben der soliden Kapitalausstattung auch unser Moody’s Rating von Aa2. Zudem verfügt unser Hauptaktionär, das Land Liechtenstein, als eines von wenigen Ländern weltweit über ein AAA Rating. Um das Risiko möglichst gering zu halten, setzen wir auf eine risikobewusste Kreditpolitik und unser Kreditportfolio ist breit diversifiziert. Unsere Kredite sind zu rund 90 Prozent hypothekarisch gedeckt. Der durchschnittliche Belehnwert liegt bei rund 50 Prozent. In den letzten beiden Jahren konnten wir sogar mehrere langjährige Fälle erfolgreich abschliessen und dadurch die Risikovorsorge für Kreditverluste reduzieren.
Wie sind die Wachstumsraten bei der LLB Umwelthypothek 2.0?
Nachhaltigkeit ist ein strategisches Kernelement der LLB: Wir wollen bis 2040 Netto-Null bei unseren Treibhausgasemissionen erreichen. Einer von vielen Bausteinen auf dem Weg dorthin ist die Umwelthypothek. Per 1. Januar 2024 haben wir diese für unsere Kunden noch attraktiver ausgestaltet: Neu können auch Firmenkunden von einem Zinsabschlag profitieren, wenn sie bei Neubau oder Sanierung einer Immobilie auf Energieeffizienz achten. Als Folge dieser Überarbeitung haben wir 2024 eine spürbar höhere Nachfrage nach dieser attraktiven Finanzierungslösung verzeichnet. Das freut uns sehr, weil wir damit nicht nur den Kundinnen und Kunden beim Geldsparen helfen – eine höhere Energieeffizienz bedeutet geringere Heizkosten – sondern gleichzeitig einen Beitrag zum Klimaschutz leisten.
Was versprechen Sie sich von der Übernahme der Zürcher Kantonalbank (Österreich)?
Die LLB hat per 9. Januar 2025 100 Prozent des Aktienkapitals der Zürcher Kantonalbank Österreich AG übernommen. Die Übernahme umfasst ein Kundenvermögen in der Grössenordnung von rund 3,4 Milliarden Euro. Mit dieser Übernahme erreichen wir einen weiteren Meilenstein bei der Umsetzung der bereits erwähnten Unternehmensstrategie ACT-26. Seit 2009 ist die LLB mit ihrer Tochtergesellschaft Liechtensteinische Landesbank (Österreich) AG am Standort Wien aktiv und hat in den letzten 15 Jahren das Vermögensverwaltungsgeschäft in Österreich durch starkes organisches Wachstum und durch Akquisitionen signifikant ausgebaut. Per Ende 2024 lagen die verwalteten Kundenvermögen bei rund 35 Milliarden.
«Mit der Übernahme der ZKB Österreich stärkt die LLB Österreich ihre Position als die führende Vermögensverwaltungsbank in Österreich.»
Die LLB ist auch in Deutschland, wo Sie drei neue Filialen eröffnet haben, präsent. Wie sehen Sie das Land nach den Wahlen?
In Deutschland zeichnet sich ein Paradigmenwechsel in der Fiskalpolitik ab, der stark von der voraussichtlichen neuen Regierung aus CDU/CSU und SPD getragen wird. Die Jahre nach der Eurokrise bis COVID waren geprägt von Sparsamkeit und Budgetüberschüssen. Dies führte zu einer rückläufigen Staatsschuldenquote, aber auch zu niedrigem Wachstum und unzureichenden Investitionen in die Infrastruktur. Zukünftig soll eine expansivere Fiskalpolitik die deutsche Wirtschaft unterstützen. Dafür wurde ein Infrastruktur Sondervermögen von EUR 500 Mia. (über 11 Prozent des BIP!) beschlossen. Daneben soll wie in ganz Europa angesichts der geänderten Sicherheitslage auch deutlich mehr Geld in die Verteidigung fliessen. Insgesamt dürften diese beiden Massnahmen nicht nur die Sicherheit erhöhen und den Standort verbessern, sie werden auch das Wachstum über Jahre um ein Prozentpunkt erhöhen.
Das steht aber doch noch immer auf wackeligem Fundament, oder?
Zu hoffen ist, dass die neue Regierung auch andere bisher belastende Faktoren wie hohe Energiekosten, Fachkräftemangel, die Regulierungsflut und eine hohe Steuer- und Abgabenlast angehen wird. Besonders wünschenswert wäre auch ein tragbarer Kompromiss zur Beilegung des Zollstreits mit den USA. In wirtschaftlich unsicheren Zeiten hilft Unternehmerinnen und Unternehmern eine breit diversifizierte Aufstellung über verschiedene Rechtsräume hinweg, um Risiken zu minimieren und Chancen zu nutzen. Mit unseren Standorten in München, Frankfurt und Düsseldorf sind wir nah an den Bedürfnissen unserer Kundinnen und Kunden und bieten hier Lösungen an, die auf Sicherheit und Stabilität sowie langfristigen Vermögenserhalt ausgerichtet sind. Wir werden die wirtschaftliche und finanzpolitische Entwicklung in Deutschland weiterhin aufmerksam verfolgen und unseren Kundinnen und Kunden als verlässliche Partnerin zur Seite stehen.
«Mit unseren Standorten in München, Frankfurt und Düsseldorf sind wir nah an den Bedürfnissen unserer Kundinnen und Kunden.»
Wo liegt der Schwerpunkt Ihres Private Banking in Abu Dhabi und Dubai, bei Sharia-konformen Anlagen?
Wir bieten im Nahen Osten das Beste aus zwei Welten: einerseits die Sicherheit und Stabilität Liechtensteins und der LLB-Gruppe, andererseits globale Investments und unseren hohen Servicestandard. Unsere Dienstleistungen in den Vereinigten Arabischen Emiraten (VAE) umfassen zudem lokale Produkte wie den Zugang zum Aktienmarkt der VAE, Sharia-konforme Anlagen sowie massgeschneiderte LLB-Produkte, die besonders auf hohe und regelmässige Dividenden- und Couponzahlungen ausgerichtet sind.
Über die digitale App wiLLBe kann man per Klick auch Tages- und Festgeld anlegen. Werden Sie diese auch in verschiedenen Fremdwährungen anbieten?
Das tun wir schon. Bereits mit der Lancierung der Tages- und später auch der Festgeldoption war es uns wichtig, diese in verschiedenen Währungen anzubieten – konkret in CHF, EUR und USD. Zukünftig bieten wir auch GBP an. So können Kunden ihre Ersparnisse in der Währung halten, die für sie am vorteilhaftesten ist, je nach ihren persönlichen oder geschäftlichen Bedürfnissen. Die Zinssätze variieren je nach Währung, wobei unsere Kunden von den jeweils besten Konditionen zu profitieren können.
Mit dem youli-Konto wird die Kundenbindung zu den Heranwachsenden bis 26 befördert. Wie viele neue Jungkunden gewinnen Sie so pro Jahr?
Das youli-Konto wurde 2024 ins LLB Flex Paket für Kinder und junge Erwachsene integriert. Damit können wir allen unseren Kunden bis 26 Jahre und jungen Erwachsenen in Ausbildung bis zum 30. Geburtstag die volle Leistungsbreite unseres LLB Flex Paketes kostenlos anbieten. Wir verzeichneten im vergangenen Jahr eine stetige Zunahme an neuen Kunden in diesem Alterssegment, was die Attraktivität des neuen LLB Flex Paketes unterstreicht. Dieses bietet jungen Erwachsenen Privatkonten in verschiedenen Währungen, ein Sparkonto mit Vorzugszins, eine weltweit einsetzbare Visa Debitkarte und natürlich Mobile Payment rund um die Uhr. Die youli-Membercard bietet zusätzlich attraktive Vergünstigungen bei Events.