CH-Schluss: SMI nach neuem Trump-Zollhammer kurzfristig abgestürzt

Zürich – Der Schweizer Aktienmarkt hat am Freitag einen Dämpfer in Form von neuen Zolldrohungen durch Donald Trump erhalten und im Minus geschlossen. Nach einem lange Zeit richtungslosen Handel war der Leitindex SMI am Freitagnachmittag plötzlich abgesackt, nachdem der US-Präsident dem iPhone-Hersteller Apple mit Abgaben in Höhe von 25 Prozent und der Europäischen Union mit Strafzöllen von 50 Prozent ab dem 1. Juni gedroht hatte.
Der SMI verlor in der Folge innert weniger Minuten über 250 Punkte. Hatte er vor den Trump-Aussagen kurz vor 14 Uhr noch bei rund 12’270 Zählern notiert, waren es eine halbe Stunde später nur noch rund 12’025 Punkte. Vom Tageshoch bei 12’325 kurz nach Handelsbeginn büsste er damit sogar rund 300 Punkte oder 2,4 Prozent ein. Später erholte er sich allerdings wieder klar und schloss nur noch 0,58 Prozent tiefer bei 12’198,69 Zählern. Im Wochenvergleich entspricht das einem Minus von 1,1 Prozent, dies nach einem Plus von 2,0 Prozent in der Woche davor.
Der SLI, in dem die wichtigsten Aktien nicht mit dem ganzen Gewicht enthalten sind, gab am Freitag um 0,77 Prozent auf 1986,08 Zähler nach, wobei 23 seiner 30 Titel im Minus, einer (Swisscom) unverändert und sechs im Plus schlossen. Der breite Markt gemessen am SPI verlor sogar nur 0,49 Prozent auf 16’772,45 Zähler.
Im Gegenzug profitierte der Schweizer Franken von seiner Funktion als sicherer Hafen in unsicheren Zeiten und legte zumindest vorübergehend recht stark zu. Der US-Dollar fiel zum Franken zwischenzeitlich nahe an die Marke von 82 Rappen, der Euro fiel gar kurzzeitig unter 93 Rappen.
Dass sich die Märkte relativ schnell wieder erholten und – gemessen am SMI – deutlich mehr als die Hälfte des zwischenzeitlichen Rücksetzers wieder wettmachten, wurde vor allem so begründet: Anleger hätten sich zwar in ersten Reaktionen an das «Zollgewitter» von Anfang April erinnert, als Trump die ganze Welt mit hohen Abgaben auf Einfuhren in die USA schockiert hatte. Vieles davon habe er später aber vorübergehend wieder ausgesetzt.
«Darauf hoffen die Märkte mit Blick auf die neuen Drohungen wohl ebenfalls, wenn man die diesmal überschaubare Kursreaktion betrachtet», sagte ein Marktbeobachter. Nach einem Abkommen mit Grossbritannien hatte zuletzt auch Hoffnung gemacht, dass die USA mit China eine vorübergehende Regelung fand und ihre exorbitant hohen Strafzölle für chinesische Waren deutlich reduzierte.
Aufgrund der neuen Trump’schen Drohungen waren unternehmensspezifische News weniger ein Thema. Am stärksten unter Druck standen Finanzwerte, Technologie-Titel und konjunktursensitive Werte. Die grössten Verluste zeigten sich bei Partners Group (-5,2%) und Swatch I (-5,1%), wobei beide heute ex-Dividende gehandelt wurden und das Minus damit deutlich überzeichnet war.
Dahinter folgten Logitech (-3,6%), Adecco (-3,0%), Richemont (-2,3%), Sonova (-1,9%), UBS (-1,8%) und VAT (-1,7%). Die sechs Gewinner hiessen Givaudan, Lindt PS, Sandoz, Nestlé, SGS und Roche, wobei die Gewinne im Maximum bei 0,7 Prozent lagen.
Auf den hinteren Rängen stachen besonders Curatis (+28%) hervor. Das Biotech-Unternehmen hatte sich nach einer Marktstudie positiv zu seinem Hoffnungsträger, dem Krebskandidaten Corticorelin (C-PBTE-01), geäussert.
Gefragt waren auch die Anteile von Polypeptide (+2,8%). Der Pharmazulieferer verschaffte sich mehr finanzielle Flexibilität. Dazu wurde der bestehende Kreditrahmen ausgeweitet und auch der Hauptaktionär Draupnir Holding verstärkte seine Unterstützung.
Dagegen schlossen LEM (-5,0%) klar im Minus. Grund dafür war laut Händlern eine Ratingsenkung von Kepler Cheuvreux. Und bei Skan (-2,8%) wurde die Übernahme des slowenischen Automatisierungsexperten Metronik mit Abgaben quittiert.
Mit Interesse verfolgt wurden ausserdem die am Freitag durchgeführten ausserordentlichen Generalversammlungen von Helvetia (-0,8%) und Baloise (-0,3%). Die Aktionäre der beiden mittelgrossen Versicherer stimmten der für das vierte Quartal geplanten Fusion dabei mit grossen Mehrheit zu. (awp/mc/pg)