CH-Schluss: Verluste nach Zolldeal zwischen USA und EU

Zürich – Der Schweizer Aktienmarkt hat am Montag nachgegeben. Die am Wochenende erreichte Einigung im Zollstreit zwischen den USA und der EU sorgte zwar zu Beginn des Handels noch für Kursgewinne. Das Verhandlungsergebnis wurde indes schon früh zurückhaltend bis eher kritisch kommentiert, entsprechend folgte auch an der Börse schon bald die Ernüchterung und die Kurse rutschten am Nachmittag in die Verlustzone ab. Die Einigung zwischen den USA und wichtigen Partnern habe zwar die unmittelbaren Zollrisiken reduziert, doch Unsicherheiten blieben bestehen, so der Tenor in Börsenkreisen.
Und die DZ Bank übertitelte den Deal folgendermassen: «Zwischen Pest und Cholera». Zwar sei ein Handelskrieg mit den USA abgewendet, Grund zur Zufriedenheit gebe es aber trotzdem nicht. Angesichts der unterschiedlichen Interessenlage innerhalb der EU sei diese vor dem Druck der US-Regierung eingeknickt. Im weiteren Wochenverlauf warten wichtige Termine wie der Zinsentscheid des Fed oder der monatliche US-Arbeitsmarktbericht auf die Investoren. Ausserdem stehen die Zwischenberichte gewichtiger Unternehmen wie UBS oder Holcim auf der Agenda, sowie in den USA von Megakonzernen wie Apple, Microsoft oder Amazon.
Der SMI verlor bis Handelsschluss 0,34 Prozent auf 11’914,95 Punkte. Der SLI, in dem derzeit 31 Titel enthalten sind, gab 0,38 Prozent auf 1986,50 Punkte nach und der breite SPI 0,37 Prozent auf 16’649,77 Punkte. Von den SLI-Werten schlossen 25 tiefer, 5 höher und Alcon unverändert.
Am Tabellenende wurden insbesondere die zuletzt stark gelaufenen Swatch (-5,5%) von Gewinnmitnahmen belastet.
Aber auch konjunktursensitive Aktien wie SIG (-2,8%), Sika (-1,0%) oder Holcim (-1,0%) erlitten etwas deutlichere Verluste. Sika und SIG werden am morgigen Dienstag Zahlen vorlegen, Holcim am Donnerstag. Mehr als 1 Prozent büssten zudem noch Lindt & Sprüngli (-2,0%) sowie Julius Bär (-1,8%) ein.
Ins Gewicht fielen zudem die Abgaben in Nestlé (-1,4%). Die Aktie setzte damit ihre seit Wochen anhaltende schwache Performance fort. Erst am Freitag waren die Papiere auf ein Mehrjahrestief gefallen, welche nun noch einmal unterschritten wurde.
Gesucht waren dagegen einige Vertreter der Techbranche, allen voran VAT (+1,5%). Im breiten Markt zogen AMS Osram (+1,5%), U-Blox (+2,7%) oder auch Comet (+1,0%) und Inficon (+1,3%) deutlicher an. Händler berichteten von einer Branchenstärke, nachdem Tesla mit Samsung eine milliardenschwere Vereinbarung zum Bezug von AI-Chips abgeschlossen hatte.
Auch Aktien aus der Pharmabranche wurden gekauft. So verhinderten Roche und Novartis (je +0,5%) deutlichere Verluste des Gesamtmarktes. Zwar sollen auch auf Medikamente die vereinbarten 15 Prozent Zölle erhoben werden, Generika wiederum sollen aber ausgeschlossen sein, was wiederum den Sandoz-Aktien (+1,0%) half. Die Pharmabranche reagierte indes europaweit erleichtert, da zum Teil deutlich höhere Zollsätze befürchtet worden waren.
Bei Roche verweisen Börsianer zudem auf ein aktuelle Alzheimer-Update. Am diesjährigen Fachkongress in Kanada will der Konzern nicht nur neue Daten zu seinen Alzheimer-Kandidaten vorstellen, sondern auch Pläne, den Hoffnungsträger Trontinemab in einer zulassungsrelevanten Studie bei Patienten einzusetzen.
In der zweiten Reihe sorgen zahlreiche Analystenkommentare für Bewegung. Landis+Gyr (+4,9%) oder Interroll (+2,1%) rückten nach Hochstufungen vor.
Pierer (+1,8% auf 17,30 Fr.) gewannen hinzu, nachdem die Motorradherstellerin und Pierer-Mobility-Tochter KTM die Wiederaufnahmen der Produktion nach Abschluss des Sanierungsverfahrens ankündigte. Das Tageshoch lag bei 19,20 Fr. allerdings noch massiv höher.
Stadler Rail (+0,6%) erhielten von einem neuen Auftrag aus Köln für Hochflur-Stadtbahnen leichten Rückenwind. (awp/mc/pg)