Robert Jakobs Wirtschaftslupe: We can do it!

Robert Jakobs Wirtschaftslupe: We can do it!
Coverillustration «Europas Resilienz – für Frieden, Freiheit und Wohlstand». (Bild: tau verlag)

Der Enkel Konrad Adenauers hat einen Mutmacher für Europa geschrieben. Schön, wenn einige seiner guten Ideen Anklang fänden.

Das 258seitige Buch beschwört Europas Resilienz. Es ist ein Gegenentwurf zur deutschen Misere, wie sie Markus Krall, Werteunion-Mitgründer und Ex-Degussa-Geschäftsführer, immer wieder reisserisch-destruktiv an die Wand malt. Stephan Werhahn, ebenfalls Doktor wie Krall, war sechs Jahre lang im Bundesvorstand der Mittelstands- und Wirtschaftsvereinigung der CDU und in deren Bundesfachkommission Energie und Umwelt, Steuern und Haushalt sowie Europa. Das weitet den Horizont und fördert gute Ideen zu Tage.

Was mir selbst als bekennender Europäer, der seit rund einem halben Jahrhundert nicht mehr auf bundesrepublikanischem Boden gelebt hat, auffällt, ist leider die Diskrepanz zwischen Realität und Wunschdenken insbesondere in der ehemaligen EU -Wirtschaftslokomotive Deutschland. Krall verortet Investitionshemmnisse und Fehlinvestitionen quer durchs Land und führt insbesondere die eingebrochenen Neubaugesuche ins Feld. Schuld sind die Investitionshemmnisse. Der Gipfel ist mit der Wegzugsbesteuerung erreicht, mit welcher die deutsche Finanzbürokratie die letzten Leistungsträger aus der Privatwirtschaft am Auswandern hindern will.

5 vor 12 im vollen Boot
Auf all diese betriebswirtschaftlichen Stolpersteine geht Stephan Werhahn nicht ein. Ihm geht es in seinem Paperback ums volkswirtschaftliche Ganze. Er zeigt die Chancen auf, die Europa nutzen muss, wenn es nicht zwischen den imperialistischen Staaten China, USA und Russland zerrieben werden soll. Bezeichnenderweise ist der erste Teil des klar gegliederten Buches der langfristigen Sicherung von Frieden, Freiheit und Wohlstand, einer restriktiven Asylpolitik und dem Aufbau der rein europäischen Verteidigungsbereitschaft gewidmet. Die USA, die noch sein Grossvater ins Boot geholt hatte, hat die Gemeinschaft längst verlassen. Sicherheits- und energiepolitisch sieht Wehrhahn die Europäer vor einem Scherbenhaufen. Umso dringender ist Speed. Es muss schnell alles an Abwehrdispositiven aufgebaut werden, um die blinde Zerstörungswut Putins und seines scheinheilig orthodoxen Patriarchen Kyrill I zu stoppen, so Werhahn. Denn sonst werden sich weitere Schlachtfelder öffnen. Hier warnt Werhahn – und der Name klingt fast wie ein Programm – gerade auch vor dem grassierenden naiven Pazifismus.

Praktisch lässt sich die Handlungsfähigkeit der EU nur durchsetzen, wenn es kein Einzelvetorecht mehr gibt. Zur Not müsste dann halt ein Land wie Ungarn auch austreten. Europa hat, so der übergreifende Eindruck, den der Autor glaubhaft vermittelt, weit mehr zukunftsträchtige Gemeinsamkeit als Widrigkeiten, auf der es seine dringend benötigte wirtschaftliche und moralische Machtposition ausbauen kann.

Buch bei Orell Füssli

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