CH-Verlauf: SMI baut Verluste dank Schwergewichten ab

Zürich – Der Schweizer Aktienmarkt hat am Dienstag die anfänglichen Verluste abgeschüttelt und notiert in etwa auf dem Vortagesniveau. Das Gros der Titel verzeichnet zwar Abgaben, anziehende Kurse bei den Schwergewichten Nestlé, Novartis und Roche grenzen diese aber ein. Deren defensive Qualitäten seien gefragt, heisst es am Markt. Denn in der grossen weiten Welt nähmen die Unsicherheiten gerade wieder einmal markant zu. Da ist zum einen die Regierungskrise in Frankreich, deren Ausgang völlig offen sei. Zum anderen sorgen neue Zoll-Drohungen von US-Präsident Donald Trump gegen China und seine Einfluss-Versuche auf die Geldpolitik für Unruhe.
So will Trump Fed-Gouverneurin Lisa Cook mit sofortiger Wirkung entlassen. Viele Experten halten die Begründung des Präsidenten allerdings für vorgeschoben: «Er will mit neuen Ernennungen das Fed schneller auf die von ihm gewollte Linie niedrigerer Zinsen bringen», so ein Ökonom. Die Betroffene will sich denn auch wehren: «Der Präsident gab an, mich ‚mit Gründen‘ zu feuern, während rechtlich keine Gründe existieren – und er keine Vollmachten hat, dies zu tun», hiess es in einer Stellungnahme von ihr. Gleichzeitig mehren sich die Zweifel, ob es in den USA tatsächlich zu raschen Zinssenkungen kommen wird – und dies hatte am Vorabend die Wall Street auf Talfahrt geschickt. Die Investoren blicken nun mit zunehmender Sorge auf die in der zweiten Wochenhälfte anstehenden Inflations- und Konjunkturdaten.
Der Leitindex SMI notiert um 11.05 Uhr 0,02 Prozent tiefer bei 12’203,54 Punkten. Im frühen Handel war er bis auf 12’119 Punkte gefallen, beim kürzlich markierten Tageshoch (12’209,66 Pkte) hatte er leicht im Plus gestanden. Der SLI, in dem derzeit 31 Titel enthalten sind, verliert 0,20 Prozent auf 2014,38 und der breite SPI 0,10 Prozent auf 16’949,28 Zähler. Knapp zwei Drittel der der 31 SLI-Titel verzeichnen Verluste.
Am stärksten bergab geht es mit den zyklischen Adecco, die 2,7 Prozent einbüssen. Das Papier dürfte unter der Regierungskrise in Frankreich leiden, da das Nachbarland ein Schlüsselmarkt für den Personaldienstleister ist. Im Streit um den anstehenden Sparhaushalt will Frankreichs Minderheits-Premier François Bayrou die Vertrauensfrage stellen. Das Parlament soll darüber in zwei Wochen am 8. September abstimmen.
Dahinter sind vor allem Finanzwerte unter Druck. So geben Swiss Life, Julius Bär, Partners Group und Zurich zwischen 1,2 und 1,7 Prozent nach. Auch hier spielten die aktuellen Unsicherheiten eine Rolle, meinen Händler. «Diese Faktoren könnten noch zu grösseren Turbulenzen an den Märkten führen, was dann die grossen Anleger – und zu denen gehören ja bekanntlich auch die Versicherer – zu spüren bekommen werden», so ein Börsianer.
Klare Verluste erleiden ausserdem Swatch (-1,7%) und SGS (-0,9%).
Das kurze Gewinnerfeld wird von den defensiven Lindt&Sprüngli (+1,3%) angeführt. Dahinter sind mit Givaudan (+0,9%) und Swisscom (+0,8%) weitere defensive Titel gefragt. Die Telekomaktie hat im Verlauf des Vormittags bei 597 Franken ein Jahreshoch markiert und notiert damit in Griffnähe zur 600-Franken-Marke, die zuletzt im Frühling 2023 gesehen wurde.
Eine Stütze für den Markt sind aber besonders die drei Schwergewichte Nestlé, Novartis und Roche, die zwischen 0,3 und 0,5 Prozent anziehen.
Am breiten Markt hat eine Vielzahl von Unternehmen Zahlen vorgelegt. Gut kamen jene des Flughafens Zürich (+2,3%). Analysten zeigen sich in ersten Kommentaren vor allem von der Entwicklung im Fluggeschäft und der Profitabilität positiv überrascht.
Aufwärts geht es nach Zahlen ausserdem mit Molecular Partners (+3,1%) und Intershop (+1,1%), klar abwärts mit TX Group (-8,9%), Vetropack (-6,8%), Kudelski (-5,1%) und Arbonia (-2,6%).
Huber+Suhner (+2,8%) bestätigen nach einer neuen Kaufempfehlung durch Baader Europa ihren Ruf als «Aktie der Stunde», welcher der Ausbruch aus dem langjährigen Trend gelungen sei. (awp/mc/ps)