Novo Nordisk streicht tausende Stellen – Ausblick erneut angepasst

Bagsvaerd – Die zunehmenden Probleme beim Pharmakonzern Novo Nordisk haben nun auch ernste Konsequenzen für die Belegschaft. Die Dänen kündigten am Mittwoch den Wegfall von 9.000 Jobs weltweit an, mehr als die Hälfte davon im Heimatland Dänemark. 11,5 Prozent der Mitarbeitenden sind damit insgesamt betroffen, wie Novo Nordisk in Bagsvaerd mitteilte. Damit setzt der neue Konzernchef Mike Doustdar nur wenige Wochen nach seinem Amtsantritt bereits den Rotstift an. Die hohen Kosten für die Umstrukturierung belasten auch die Aussichten für das Jahr: Das Management stutzte seinen Ausblick für 2025 ein weiteres Mal. An der Börse legte die Aktie im frühen Handel dennoch zu.
Das im EuroStoxx50 notierte Papier kletterte am späten Vormittag zuletzt um mehr als zweieinhalb Prozent. Einige Investoren dürften damit womöglich bereits eine Wette auf eine bessere Zukunft von Novo Nordisk abschliessen, denn im bisherigen Jahresverlauf hat die Aktie immer noch rund 44 Prozent verloren. Seit dem Rekordhoch von Juni 2024 bei 1033 Kronen hat das Papier sogar rund zwei Drittel an Wert eingebüsst – aktuell kostet ein Anteilsschein knapp 348 Kronen.
Wettbewerbsdruck nimmt zu
Der ehemals gefeierte Vorreiter bei Diabetesmitteln und Gewichtssenkern hat aktuell mit einem zunehmenden Wettbewerbsdruck zu kämpfen, wodurch er langsamer wächst als erhofft. So gilt etwa das Abnehmmittel Zepbound des US-Herstellers Eli Lilly als effektiver im Vergleich zu Wegovy von Novo Nordisk. Vor allem aber machen Hersteller billiger Kopien, darunter auch US-Apotheken und Online-Anbieter, den Dänen auf dem wichtigen US-Markt derzeit das Leben schwer. Sie nutzen wohl regulatorische Grauzonen, wogegen Novo Nordisk gerichtlich vorgehen will.
5000 Jobs sollen in Dänemark gestrichen werden
Nachdem die Probleme bereits den früheren Unternehmenschef Lars Fruergaard Jorgensen den Job gekostet hatten, soll es nun vor allem die Belegschaft im Stammland Dänemark treffen. Dort sollen 5.000 Job abgebaut werden, was mehr als die Hälfte der weltweit vorgesehenen Stellenstreichungen ausmacht. Nach mehrfachen Kapazitätsausweitungen arbeiteten zuletzt 78.400 Menschen weltweit für den Konzern.
Restrukturierung kostet 1 Milliarde Euro
Die Kosten für die Restrukturierung bezifferte Novo Nordisk zur Wochenmitte auf acht Milliarden dänische Kronen (1,07 Mrd Euro), einschliesslich Wertminderungen. Genauso viel verspricht sich das Management ab 2026 dann jährlich einsparen zu können. Das Ziel sei es, das Unternehmen schlanker aufzustellen und Entscheidungen zu beschleunigen, hiess es in der Mitteilung weiter. So soll der Konzern vor allem weiter auf die Wachstumschancen im Bereich Diabetes und bei krankhaft starkem Übergewicht (Adipositas) ausgerichtet werden.
Der seit dem 7. August amtierende Konzernchef Doustdar erklärte, dass auch Novo Nordisk sich weiter entwickeln müsse, da die Märkte insbesondere bei Adipositas wettbewerbsintensiver und verbraucherorientierter geworden seien. «Das bedeutet, dass wir eine stärker leistungsorientierte Kultur etablieren, unsere Ressourcen noch effektiver einsetzen und Investitionen dort priorisieren müssen, wo sie die grösste Wirkung erzielen – in unseren führenden Therapiebereichen.»
Der angepasste Ausblick sieht jetzt vor, dass der bereinigte operative Gewinn im Gesamtjahr abseits der Wechselkurseffekte um 4 bis 10 Prozent anzieht. Ursprünglich war Novo Nordisk sogar einmal von plus 19 bis 27 Prozent ausgegangen, hatte seine Ziele aber dann wegen des gestiegenen Wettbewerbs im Mai und dann noch einmal im Juli gesenkt. Aussagen zum Umsatzziel machte Novo Nordisk in seiner aktuellen Mitteilung nicht – hier stand zuletzt für 2025 ein Wachstum auf Basis konstanter Währungen von 8 bis 14 Prozent im Plan. (awp/mc/pg)