Robert Jakobs Wirtschaftslupe: Wenn Drohnen drohen

Robert Jakobs Wirtschaftslupe: Wenn Drohnen drohen
140 Jahre nach ihrer Errichtung ist die Freiheitsstatue auf dem Müllhaufen der Geschichte gelandet. (Illustration: Michel Ahano)

Von Robert Jakob

Der grosse Philosoph Peter Sloterdijk bezeichnete Putin sehr klar als eine Art Apotheose des menschenverachtenden Zynismus. Was das bedeutet, zeigen uns auch Trump und Konsorten Tag für Tag. Ich drücke es volksnahe aus: Unsere Demokratie steckt in der Popanz-Falle.

In Deutschland etwa hat die Alternative für Deutschland AfD mit der christlichen Union CDU in der Wählergunst gleichgezogen. In der Schweiz liegen die Mitteparteien hinter SVP und SP abgeschlagen. Wer die Entwicklungsgeschichte zum Rutsch an die markanten Aussenpositionen der politischen Landschaft und die damit verbundenen Gefahren in einfach verständlicher Analyse nachlesen will, dem sei das gerade erschienene Buch von Helmut Brandstätter im Abspann empfohlen. Der Autorenname wirkt wie ein Menetekel. Medienprofi Brandstätter sieht in Trump-Putin eine neue Achse, welche mit Hilfe ihrer vorgezüchteten Marionetten das aufgeklärte Europa zu zerreiben droht. Die Zielrichtung ist klar: Es geht einzig und allein um die Zementierung der Macht der immer zahlreicher werdenden Autokraten dieser Erde. Dazu ist ihnen jedes Mittel Recht, wobei die Umdeutung aller Werte (ich habe diese Entwicklung in einer der früheren Wirtschaftslupen beschrieben) mittlerweile perverse Züge annimmt, wenn, wie Brandstätter es beschreibt, zehntausende ukrainische Kinder entführt und am Schluss zu russischen Soldaten umerzogen werden, um zu guter Letzt gegen ihre Altvorderen zu kämpfen.

Ich gehe sogar so weit zu behaupten, dass nur Europa die Demokratie retten kann. Denn in den USA ist sie schon verloren. Wenn die grossen Konzerne vorm SOTUS kuschen und sogar horrende Vergleichszahlungen in von Trump als Geldmaschinerie benutzen Klagen als moderne Form des Ablasshandels akzeptieren, ist Hopfen und Malz verloren. Donald Trumps Aufforderung an Microsoft, deren Chefin für globale Angelegenheiten, Lisa Monaco, zu entlassen, weil sie Sicherheitsberaterin in der Regierung von Barack Obama und stellvertretende Justizministerin unter Joe Biden war, zeugt von der Impertinenz, mit der sich die Trump Administration die totalitäre Kontrolle aneignen will. Dazu passt, dass Trump jetzt wild um sich schlägt, weil man ihm den Friedensnobelpreis vorenthalten hat.

Gluck, gluck macht our Lady of the Harbour
Der Europaabgeordnete Raphaël Glucksmann, Sohn des berühmten französischen Philosophen und Essayisten André Glucksmann, hatte die USA zu Recht aufgefordert, die Freiheitsstatue an Frankreich zurückzugeben. Die Vereinigten Staaten hätten «sich entschieden, auf die Seite der Tyrannen zu wechseln» sagt er und hofft wohl vergeblich, dass sich die einfachen Bürger auflehnen. Die Statue of Liberty des Elsässer Bildhauers Frédéric-Auguste Bartholdi wurde im Sommer 1884 in Paris mit 300 Kupferplatten vormontiert und dann, zerlegt und fein säuberlich verpackt in 200 Kisten an Bord des Dampfers Isère als Geschenk des französischen Volkes 1885 an ihren Zielort Liberty Island gebracht, um ein Jahr später feierlich eingeweiht zu werden. Knapp 140 Jahre später steht Amerika nicht mehr für die menschliche Freiheit. Es paktiert mit allen und jedem, Hauptsache der Rubel rollt, wie der Volksmund oder der Essayist sagen würde. Selbst im Freiheitsverteidigungsbündnis NATO will man nicht mehr richtig mitmachen. Es sei denn, da fällt was für Trumps Clique ab.

Europa muss endlich zur Welt kommen
Andre Babis, der klare Sieger der Tschechien-Wahl und bekennender Trump-Fan, Ukrainekritiker und Medienverachter, vervollständigt gerade die Antieuropäerliste von Orban über Chrupalla bis Kickl. Währenddessen drohen überall die russischen Drohnen, derweil der Herr der Bienen Putin genüsslich behauptet, er habe damit nichts zu tun. Sloterdijk dürfte das als Zynismusgipfel des personifizierten Bösen bezeichnen. Natürlich werden die Drohdrohnen genüsslich von russischen Schattenflottlern auf hoher See und Spionen zu Lande auf die Reise geschickt. Wer etwas anderes weissmachen will, träumt. Weil Dänemark angesichts der Bedrohung durch Russland erstmals Langstrecken-Präzisionswaffen kaufen will, tauchten die Flugkörper als erstes von Schrotttankern losgelassen vor der skandinavischen Halbinsel auf.

Man glaubt seinen Ohren und dem Verstand nicht zu trauen: In Deutschland wurde noch vor kurzem darüber gestritten, ob man nicht bei der Eigenentwicklung von Drohnen den Gebrauch gegen Menschen verbieten müsste. Und jetzt heisst es tatsächlich auch noch, dass für den Einsatz der Bundeswehr bei der Drohnenbekämpfung im Landesinneren kein verfassungsrechtlicher Auftrag bestehe. Erst müsse das Grundgesetz geändert werden. Dabei ist die einzig richtige Entwicklung die rasante Entwicklung von Störsendern, Abfangdrohnen oder dem bald neuen Volkssport «Tontaubenschiessen». Eine Kooperation mit den Tüftlern aus der Ukraine bietet sich an, denn die haben mittlerweile jahrelang Erfahrung mit Drohnen gesammelt und können ganz Europa aus der Patsche helfen.


Das Buch zum Thema ist gerade
im Verlag Kremayr & Scheriau 2025, 296 Seiten, 26,00 € inkl. MwSt. erschienen.

Helmut Brandstätter: Trump, Putin und ihre Marionetten bei Ex Libris CHF 31.10
ISBN: 978-3-218-01483-0

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