Alexander Gapp, CEO Plaston AG, im Interview

Alexander Gapp, CEO Plaston AG, im Interview
Plaston-CEO Alexander Gapp. (Foto: Plaston)

von Bob Buchheit

Moneycab.com: Herr Gapp, im vergangenen Geschäftsjahr gab es für Ihren Geschäftsbereich noch 28,5% Umsatzwachstum in China. Welche Auswirkungen hat die eingetretene Verschärfung des Handelskrieges zwischen den beiden grössten Volkswirtschaften der Welt?

Alexander Gapp: Für unser Werk in Jiaxing, eine Stunde südlich von Shanghai, sehen wir keine direkten, kurzfristigen Folgen. Unsere Kunden sind entweder auf den Heimmarkt konzentriert (zum Beispiel Elektromobilität) oder sind exportierende Firmen. Letztere haben ein starkes, auch finanzielles Commitment in China und eine Verlagerung ist derzeit kein Thema. Es kann jedoch eintreten, dass sich unsere Kunden langfristig nach Alternativen in Asien oder anderen Regionen umschauen. Dies könnte dann ein Thema werden, wenn sich der Handelskrieg nicht entschärft und die Massnahmen langfristiger Natur sind. In einem solchem Szenario haben wir in der Vergangenheit reagiert und sind in Abstimmung mit unseren Grosskunden mitgezogen.

Also ist vor Ort noch alles in Butter?

Erfreulicherweise entwickelt sich unser «lokaler» Umsatz überproportional, so wie wir es in unserer Strategie vorgesehen haben. Dieses Neugeschäft, mit rein chinesischen Kunden, ist einer der Gründe für unser starkes Wachstum in Jiaxing. Die immer strenger werdenden Umweltvorschriften kommen uns dabei entgegen. Während unsere lokalen Mitbewerber investieren müssen, haben wir unser Werk von Anbeginn nach strengen Schweizer Massstäben errichtet. Somit sind wir bereits heute in der Lage, alle ökologischen Vorschriften ohne Mühe zu erfüllen und dadurch wurde unsere Preisposition, im Vergleich zu den lokalen Anbietern (die investieren müssen), verbessert. Des Weiteren spielt das Design, die Qualität sowie die Performance von Kunststoffteilen auch in China eine immer bedeutendere Rolle. Hier kommt uns zu Gute, dass wir in Jiaxing über einen Schweizer R&D-Leiter verfügen, welcher exzellent Chinesisch spricht. Dank diesem Setup können wir den lokalen Kunden Schweizer Präzision liefern und diese in den Projekten ohne Kommunikationsschwierigkeiten erfolgreich umsetzen.

Deutlich schwächer fiel hingegen das Europageschäft aus. Ich nehme aber an, dass es von den Irrungen und Wirrungen Zwischen Trump und Xi unbeeindruckt bleiben wird, oder etwa doch?

Das Geschäft in Europa zeigt seit Spätsommer 2018 eine klare Abschwächung. Die Gründe dafür sind vielfältig. Das zweite Halbjahr 2017 und die ersten sechs Monate 2018 war eine aussergewöhnliche Wachstumsperiode. Die Nachfrage konnte nur dank Wochenendarbeit oder Überstunden bewältigt werden. Wir waren im genannten Zeitraum in der komfortablen Lage, dass wir die Bedürfnisse der Kunden ohne Problem erfüllen konnten. So wie es scheint wurden aber nicht nur die Marktforderungen gedeckt, sondern in vielen Fällen wurden Sicherheitslager aufgebaut, um den Boom vollständig und nachhaltig befriedigen zu können.

Dies bedeutet, dass wir seit Spätsommer 2018 nicht nur mit einer Abschwächung des Marktes leben müssen, sondern dass zusätzlich Lagerbestände abgebaut werden. Die derzeitige Marktsituation hat sicher eine enge Verbindung mit dem Handelskrieg. Man darf aber nicht vergessen, dass die Verunsicherung am Markt mit weiteren Themen im Zusammenhang steht. Wir wissen nicht wie das Brexit-Theater ausgeht und was es für Auswirkungen haben wird. Wir haben das übliche Politik-Dilemma und Verschuldungsproblem in Italien. Aber auch der Strukturwandel in der Automobil-Industrie hat eine nicht zu unterschätzende, wenn nicht sogar entscheidende Auswirkung auf die Wirtschaftslage in Europa. All diese Themen haben einen Einfluss auf die Märkte und leider auch auf die Währungen.

«Wir haben mit allen Grosskunden eine Preis-Gleit-Klausel vereinbart und somit das Risiko auf ein Minimum reduzieren können.»
Alexander Gapp, CEO Plaston

Naturgemäss sind die Materialkosten für Plaston etwa doppelt so hoch wie die Personalkosten und damit ein wichtiger Kostenfaktor. Zeichnen sich da tiefere Gestehungskosten ab?

Die Aussage ist richtig; das Material spielt in unserer Kostenrechnung einen grossen Faktor, den wir kaum beeinflussen können. Die Materialkosten haben in den letzten zwei bis drei Jahren eine deutlich höhere Volatilität erlebt als in der Vergangenheit. Wir haben daher mit allen Grosskunden eine Preis-Gleit-Klausel vereinbart und somit das Risiko auf ein Minimum reduzieren können.

Mit der neuen Werkkoffergeneration beim Ihrem Hauptkunden Hilti in Europa und in China haben Sie langjährige Planungssicherheit gewonnen. Was gibt es beim klassischen Koffer an technischen Neuigkeiten?

Der neuerliche Vertrag mit Hilti macht uns stolz und zeigt, dass wir in der über 50jährigen Zusammenarbeit mit Hilti vieles richtig gemacht haben. Es war jedoch keine Selbstverständlichkeit, diesen Auftrag wieder nach Widnau und Jiaxing zu holen. Wir mussten durch ein hartes Selektionsverfahren, bei dem die Kosten eine tragende Rolle gespielt haben. Neben dem Preis war es für Hilti aber auch wichtig, dass sie einen zuverlässigen Entwicklungspartner haben und dass die Umstellung auf den neuen Koffer absolut reibungslos verläuft. Bei einem Koffer darf man nicht unterschätzen, dass die Herstellung nur die halbe Miete ist. Die Logistik, um alle Bedürfnisse des Kunden abzudecken, ist sehr komplex. Wir bieten deshalb ein Rundum-Paket und sind aus diesem Grund auch Marktführer für Premium-Koffer.

Gibt es beim Koffer auch neue technische Herausforderungen?

Bei der Technik spielt die Robustheit wieder eine grössere Rolle. Der Koffer hat sich in den Vordergrund gerückt und soll nicht nur als reine, günstige Verpackung dienen. Wir stellen einen klaren Trend fest, dass er verstärkt als Marketinginstrument genutzt wird. Unsere Aufgabe ist es, das Optimum zwischen einem hochwertigen Koffer und der Kostenziele der Kunden zu erreichen. Zudem spielen die kabellosen Geräte eine immer grösser werdende Rolle. Die dazugehörenden Batterien stellen beim Transport ein Problem dar. Akkupakete mit über 100 Ah dürfen nicht zusammen mit dem Gerät transportiert werden, da sie als Gefahrengut gelten. Plaston ist weltweit die erste akkreditiere und zertifizierte Firma die Koffer mit einer UN-Zulassung (Verpackung, die auch für Gefahrgüter zugelassen ist, A.d.R.) herstellen darf. Wir bieten unseren Kunden die Option Koffer mit uns zu entwickeln, die einem speziellen, strengen Zertifizierungsverfahren standhalten und somit eine UN-Zulassung möglich gemacht wird. Dies bedeutet, dass im neuen Hilti-Koffer, Geräte und Akkupakte zusammen transportiert werden können und somit ein hoher Logistikaufwand reduziert werden kann.

Wie sieht es beim Geschäftsfeld „Technische Teile“ aus?

Die «Technischen Teile» oder «Techparts» machen uns in allen drei Werken viel Freude. Die strategische Entscheidung, verstärkt in dieses Feld zu investieren, zahlt sich aus. Wie vorgesehen wachsen wir bei den Techparts überproportional.

Die Regel- und Messtechnikindustrie ist eine stark laufende Branche, die Sie durchdringen können. Hat dieser Bereich bei Ihnen zurzeit die höchsten Wachstumsraten?

Die genannte Industrie ist für uns sehr wichtig, aber in diesem Bereich haben wir bereits seit Jahren eine sehr gute Durchdringung und daher ist das Wachstum erfreulich und stabil. Die höchsten Wachstumsraten erzielen wir in der Elektromobilität und in der Sanitärindustrie.

Um wieviel ist dieses Geschäft höhermargig?

Generell ist das Kunststoffspritzen eine stark umkämpfte und knallharte Industrie mit sehr vielen erfolgreichen und fähigen Mitbewerbern. Wir müssen um Aufträge kämpfen und die Effizienz in unseren Werken stets steigern. Nur so bleiben wir in diesem Umfeld profitabel. Es ist leider nicht festzustellen, dass eine spezielle Industrie oder ein besonderer Kunde mehr Marge bringt als andere. Die Unterschiede sind marginal.

«Die Initialkosten für eine neue Fabrikationsstätte sind sehr hoch, und daher muss ein solcher Schritt wohl überlegt sein. Wir sind aber an Akquisitionen interessiert.»

Welche neuen Märkte in Asien und den Amerikas wollen Sie erschliessen?

Derzeit sind keine neuen Märkte vorgesehen, zumal unsere Grosskunden keine Bedürfnisse bei uns angemeldet haben. Ein neuer Markt, unabhängig an welchem Standort, bedeutet für die Plaston im Normalfall ein zusätzliches Werk. Die Initialkosten für eine neue Fabrikationsstätte sind sehr hoch und daher muss ein solcher Schritt wohl überlegt sein. Gleichzeitig sind wird aber an Akquisitionen interessiert und über diesen Weg kann es durchaus sein, dass wir neue Märkte erschliessen werden.

In den letzten Jahren haben Sie sehr stark in den Maschinenpark investiert. Ich nehme an, in den nächsten Jahren brauchen Sie etwas weniger Investitionsgüter?

Wir haben in den letzten fünf Jahren tatsächlich sehr viel in unsere Infrastruktur investiert. Mehr als ein Drittel unserer Spritzgussmaschinen wurden in den letzten fünf Jahren installiert. Wir konnten dadurch die Effizienz steigern, das Wachstum ermöglichen und auch den ökologischen Fussabdruck deutlich verbessern. Bei einem Vergleich der Stromverbräuche konnten wir feststellen, dass die neuen Maschinen bis zu 40 Prozent weniger Strom brauchen als die alten. Ein Grossteil der Erneuerung ist abgeschlossen, aber wir werden auch in den kommenden Jahren investieren, weil wir sonst stehen bleiben würden.

«Wir konnten den ökologischen Fussabdruck deutlich verbessern.»

Wäre eigentlich aufgrund der soliden Bilanz von Plaston ein Schulterschluss mit einem Chemieunternehmen denkbar?

Dies ist nicht vorgesehen. Die Plaston möchte finanziell und strategisch unabhängig bleiben. Zudem sehen wir unsere Zukunft ganz klar im Bereich Kunststoffverarbeitung. In diesem Spielfeld gibt es in den nächsten Jahren noch genug interessante Aufgaben und auch neue Technologien, wie zum Beispiel 3D-Drucken, die uns beschäftigen werden. Wir sind an Akquisitionen interessiert, aber auch diese sollten sich mit unserer Kernkompetenz beschäftigen. Nur dort sehen wir Synergien, die für uns Sinn machen.

 
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