Brigitte Luginbühl, CEO Crypto Real Estate AG, im Interview

Brigitte Luginbühl, CEO Crypto Real Estate AG, im Interview
Brigitte Luginbühl, CEO, Crypto Real Estate AG

von Karin Bosshard

Moneycab.com: Wie gross ist das Interesse der Investoren an Crowdinvesting und Blockchain anstelle von klassischen Immobilienfonds?

Brigitte Luginbühl: Das Investorenbedürfnis nach alternativen Investitionsmöglichkeiten in Immobilien ist definitiv vorhanden. Dies zeigt sich unter anderem im Erfolg bestehender Investitionsmöglichkeiten wie privat finanzierte Co-Investments oder Investitionsplattformen wie Exporo in Deutschland oder Crowdhouse in der Schweiz.

Welche Möglichkeiten bietet die Blockchain Technologie interessierten Investoren und wie verändert sich der Investorenmarkt dadurch?

Blockchain Technologie ermöglicht neue Investitionsformen, welche die sich verändernden Bedürfnisse von Investoren abbilden können ­­- Erhöhung der Handelbarkeit und Liquidität, aber auch der Transparenz von nicht börsengehandelten Immobilienanteilen.

«Die Blockchain Technologie ermöglicht neue Investitionsformen.» Brigitte Luginbühl, CEO, Crypto Real Estate AG

Zudem öffnet sich der Markt für Investorengruppen, welche zuvor keinen Zugang zu derartigen Investments hatten; es werden einheitliche Qualitätsstandards gesetzt, welche den Ansprüchen des Verbraucherschutzes für Retail-Investoren zukünftig gerecht werden können.

Bleiben wir bei den Investorengruppen. Für wen sind Blockchain-basierte Immobilienanlagen geeignet?

Solche innovativen Finanzinstrumente sind bisweilen eher noch den tech-affinen Early Adaptors zugänglich, gerade in Europa. Aber im asiatischen Raum ist der Stellenwert von digitalen Anlagen bereits enorm. In Südkorea beispielsweise halten rund 30 Prozent der berufstätigen Bevölkerung Crypto Assets.

«Im asiatischen Raum ist der Stellenwert von digitalen Anlagen bereits enorm.»

Institutionelle Investoren wie Pensionskassen werden wohl noch länger vorwiegend in traditionelle Anlagen investieren. Dazu trägt sicher auch der langfristige Anlagehorizont bei. Hinzu kommt, wie die Vergangenheit zeigt, dass bei neuen Investitionsmodellen immer eine gewisse Skepsis herrscht, und grosse Investoren erst nach einiger Zeit und genügend Precedents ausreichendes Vertrauen entwickeln.

Letzten Endes sind es innovative Bestrebungen wie die der Société Générale, die kürzlich erstmals einen 100 Mio. Euro schweren Pfandbrief als Token Offering emittiert haben, die zum Entstehen einer breiteren Akzeptanz beitragen.

Blockchain hat ja auch einen sehr demokratischen Grundgedanken…

Absolut! Ich bin überzeugt, dass demokratische Investitionsmöglichkeiten immer wichtiger werden. Ein gutes Beispiel ist die in Berlin entbrannte öffentliche Debatte über die Macht grosser Wohnungskonzerne am Immobilienmarkt, verbunden mit dem Wunsch nach mehr Umverteilung –  was nicht unbedingt als politisches Statement zu sehen ist, sondern zeigt, in welchen Sphären neue Technologien, wie zum Beispiel digitale Wertschriften von Immobilien, in Zukunft zum politischen Diskurs beitragen könnten.

«Demokratische Investitionsmöglichkeiten werden immer wichtiger.»

Wie steht es bei Blockchain um die internationale Rechtssicherheit sowie um die technische Sicherheit?

Das regulatorische Framework ist sehr wichtig, es schützt die Anleger. Die Schweiz, wie auch andere Jurisdiktionen haben das erkannt und  bereiten die Wege für Rechtssicherheit in Bezug auf neue Technologien bzw. auch neue Formen, wie bspw. das Crowdinvesting Gesetz in der EU.

Unser CREAG Team steht in engem Austausch mit den Schweizer Regulierungsbehörden. Dies mit dem Ziel bei der Gestaltung der gesetzlichen Rahmenbedingungen neben der Produktsicherheit auch die Praktikabilität der Vorgaben zu berücksichtigen, um die Schweiz auch zukünftig als attraktiven Standort für derartige Geschäftsmodelle zu sichern.

«Das regulatorische Framework ist sehr wichtig, es schützt die Anleger.»

Auch wenn man immer wieder von Hackerangriffen und gestohlenen digitalen Assets liest, hat es häufig nur wenig mit der eigentlichen Sicherheit der Technologie zu tun; vielmehr sind es Compliance Thematiken, welche nicht gegriffen haben oder anwenderbezogene Probleme.

PropTech ist in aller Munde – wie differenzieren Sie sich mit Ihrer Unternehmung?

Wir verstehen uns als Brückenbauer, der sehr nahe am Markt „Real-World“ Applikationen entwickelt, welche den Immobilieneigentümern und -anlegern unmittelbaren Nutzen und Mehrwert generieren. Hinzu kommt, dass unser Schaffen von der Überzeugung hinsichtlich der Effizienz der Märkte bei einer effizienten Angebot- und Nachfragesituation getrieben ist – die Invisible Hand ist aus unserer Sicht ökonomisch die effektivste und sinnvollste Macht im Markt.  

«Die Invisible Hand ist ökonomisch die effektivste und sinnvollste Macht im Markt.»

Mit welchem Vorgehen wollen Sie ganz konkret Nutzen und Mehrwert für Immobilieninvestoren generieren?

Wir sind der Überzeugung, dass dafür als erster Schritt die Digitalisierung steht. Da ist natürlich auch mein Mitgründer Yauhen Yakimovich zentral, der seine Erfahrung und Expertise, die er bei PriceHubble aufgebaut hat, einbringen kann. PriceHubble ist ja eines der führenden Schweizer PropTech-Unternehmen im Bereich automatisierter Preisvorhersagen von Immobilien – wesentliche Algorithmen, die das Fundament des Unternehmens bilden, wurden von Yauhen entwickelt. Unser Ziel ist es, uns vom Brückenbauer auf Basis unserer Applikationen zu einem führenden SaaS Anbieter entwickeln zu können.

Sie sind im letzten Jahr mit SwissRealCoin gestartet. Wie sehen Ihre bisherigen Erfahrungen aus?

Mit unserem Pilotprojekt SwissRealCoin sind wir im letzten Jahr mit dem Konzept von einem alternativ finanzierten Immobilienportfolio gestartet. Da waren wir sicher Pioniere und haben sowohl aus regulatorischer Sicht als auch in Bezug auf die technisch benötigte Infrastruktur sehr viel Ground-Work betrieben, um den Weg für viele neue, digitale Geschäftsmodelle zu ebnen und treiben dies auch weiter voran.

Obwohl aktuell mehrere Projekte ein ähnliches Ziel verfolgen, ist es bis heute noch keinem Team gelungen, dies in effizienten und sinnvollen Masse umzusetzen. Gelingt dies, kann ein wahnsinniges Potenzial erschlossen werden.

Welche Ziele verfolgen Sie mit Ihren aktuellen Projekten?

Wie im letzten Jahr setzen wir gemeinsam mit starken Partnern aus der Immobilien- und Bankenbranche aktuell diverse Pilot-Projekte im Bereich Tokenisierung und Handelbarkeit sowie Entwicklung eines zentralen intelligenten Datenbanksystems für die Zusammenführung von Daten unterschiedlicher Software-Anwendungen.

Die Digitalisierung von Immobilien und in der Öffnung und Erhöhung der Liquidität von Immobilieninvestitionen birgt enormes Potenzial. Mit unseren Software-Entwicklungen und Expertise haben wir es uns zum Ziel gesetzt, die technologische Revolution im Immobilienmarkt massgeblich voranzubringen und mittelfristig hochwertige SaaS Produkte anzubieten.

Zum Schluss ein Blick in die Kristallkugel: Wo geht die Digitalisierung im Immobilienbereich hin?

Nach unserem Verständnis trägt die Qualität von Daten und Informationen sowie deren schnelle und effiziente Verfügbarkeit massgeblich dazu bei, dass Investoren und Eigentümer Immobilien besser bepreisen können – dies ist letzten Endes nichts anderes als eine Form der Renditeoptimierung. Letzteres wird sicherlich auch durch die Kosteneffizienz und Skalierbarkeit von digitalen Lösungen für Immobilien unterstützen. Stichworte sind hier sicherlich Automatisierung und Predictions.

Zur Gesprächspartnerin

Brigitte Luginbühl, CEO, Schweizer Immobilienexpertin. Langjährige Immobilienberaterin in den Bereichen Immobilientransaktionen und -bewertungen bei Jones Lang LaSalle AG in Zürich und London. Fundierte Marktexpertise und breites Immobilien-Netzwerk; starke Kenntnisse in Bewertung und Transaktionsmanagement. BA und MA in Betriebswirtschaftslehre an der Universität Zürich, Schweiz.
Brigitte Luginbühl auf LinkedIn

Zum Unternehmen

Crypto Real Estate AG (“CREAG”) besteht aus einem jungen, ambitionierten und hochmotivierten Team von erfahrenen Immobilienexperten and Software Ingenieuren. CREAG wird von namhaften Verwaltungsratsmitgliedern und Investoren aus der Immobilienbranche und aus dem FinTech-Bereich unterstützt. Weitere Informationen auf cryptorealestate.tech

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