2/3 aller Arbeitnehmer haben schon unethisch gehandelt

2/3 aller Arbeitnehmer haben schon unethisch gehandelt

(Foto: morganimation – Fotolia.com)

Zürich – Unethisches Verhalten am Arbeitsplatz ist auch für Schweizer Unternehmen ein sehr ernst zu nehmendes Thema. Dies belegen die Zahlen aus der aktuellen Studie «Fehlverhalten und Ethik am Arbeitsplatz in der Schweiz» von KPMG. Die Studie zeigt zudem, dass die Kultur einer Unternehmung ebenso starken Einfluss auf das Verhalten von Mitarbeitenden hat, wie die Kollegen, welche sich am Arbeitsplatz unethisch verhalten.

Die Schweiz verzeichnet eine grosse Vielfalt an von der Norm abweichendem und unethischem Verhalten der Angestellten. Im Rahmen der KPMG-Studie «Fehlverhalten und Ethik am Arbeitsplatz in der Schweiz» wurden 428 Teilnehmende in der Deutschschweiz gebeten, Fragen zu bestimmten Arten von unethischem Verhalten am Arbeitsplatz zu beantworten. Insbesondere in Bezug darauf, ob man Fehlverhalten beobachtet oder sogar selber begangen hat. 83% der Befragten gaben an, dass sie in den letzten zwölf Monaten mindestens eine Form beobachtet haben. Weitere 64% der Befragten berichteten zudem, selber unethisch gehandelt zu haben.

Dabei wurde das Kriterium «Verschwendung und Missbrauch von – beziehungsweise Misswirtschaften mit – Ressourcen der Organisation» von den Befragten am häufigsten beobachtet (54.6%) und ebenso begangen (36.4%). Am zweitmeisten wurde das Kriterium «Ausüben von Tätigkeiten, die einen Interessenskonflikt darstellen» von den Teilnehmenden beobachtet (40%) und begangen (24.8%).

Starker Einfluss durch Arbeitskollegen
Die Studie zeigt, dass Mitarbeitende, die häufiger unethisches Verhalten beobachtet haben, auch selber häufiger unethisch handeln. Dies insbesondere, wenn die beobachtete Person ein Vorbild für die Beschäftigten ist, z.B. ein sehr erfahrener Kollege, ein Vorgesetzter oder ein Mitglied der Geschäftsleitung. Für Organisationen bedeutet dies für den Fall, dass sich ein Mitarbeitender unethisch verhält und dies beobachtet wird, dass ein erhöhtes Risiko besteht und dieses Beispiel Nachahmer findet.

Einfluss von Arbeitsbeziehungen
Basierend auf Daten des «Schweizer HR-Barometer» hat KPMG einige weitere Ursachen für unethisches Verhalten identifiziert. Solche Ursachen können die impliziten Erwartungen an den Arbeitgeber sein, etwa mit Blick auf die eigene Weiterentwicklung, interessantere Arbeitsinhalte, Arbeitsplatzsicherheit und ein höheres Gehalt. Werden diese Erwartungen nicht erfüllt, entsteht ein sogenannter «psychologischer Vertragsbruch». Mitarbeitende, welche einen solchen Vertragsbruch erfahren und dadurch nur noch wenig Vertrauen in den Arbeitgeber haben, verzeichnen ein deutlich häufigeres Fehlverhalten am Arbeitsplatz.

Darüber hinaus zeigt die Auswertung der Daten des «Schweizer HR-Barometers», dass Mitarbeitende, welche eine grössere Angst vor dem Verlust ihres Arbeitsplatzes hegen, deutlich häufiger Fehlverhalten zutage treten lassen als Mitarbeitende mit einer tiefen Arbeitsplatzunsicherheit.

Ethisches Verhalten steuern
Damit die Unternehmen frühzeitig potenzielles unethisches Verhalten erkennen können, müssen sie die Einflussfaktoren verstehen. Ein besseres Verständnis für die Treiber von unethischem Verhalten hilft, das Handeln der Mitarbeitenden am Arbeitsplatz zu beeinflussen. Martijn de Kiewit, Leiter Ethics & Compliance Management von KPMG Schweiz, rät: «Die Unternehmen müssen die Erwartungen der Mitarbeitenden detailliert kennen, damit sie mittels Kommunikation und Schulungen Klarheit schaffen und die Einzelheiten aus dem Verhaltenskodex der Unternehmung erläutern können. Vertrauenspersonen und Whistle-blowing Hotlines geben Mitarbeitenden die Möglichkeit, unethisches Verhalten anonym zu melden und so weiteres unethisches Verhalten zu verhindern. Dies ist ein Weg, wie die Organisation wirksam ihre ethische Kultur sichern kann.» (KPMG/mc/pg)

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