Accenture: Europäische Führungskräfte trotz aktuellem Gegenwind zuversichtlich

Accenture: Europäische Führungskräfte trotz aktuellem Gegenwind zuversichtlich
(Photo by AbsolutVision on Unsplash)

Davos – Zwei Drittel (65 Prozent) der europäischen Führungskräfte geben an, mit dem schwierigsten Geschäftsumfeld seit Jahrzehnten konfrontiert zu sein. Gleichwohl ist ein noch grösserer Anteil (77 Prozent) zuversichtlich, dass sie trotz wirtschaftlichen Abschwungs das Wachstum ihres Unternehmens vorantreiben können. Zu diesem Ergebnis kommt die aktuelle Studie «Accelerating Europe’s path to reinvention» des Beratungsunternehmens Accenture.

Die Ergebnisse wurden auf der Jahrestagung des Weltwirtschaftsforums in Davos veröffentlicht. Sie zeigen die drängendsten Probleme auf, die europäische Unternehmen jetzt bewältigen müssen. Die Studie geht dabei auf Stärken und Schwächen der Unternehmen ein und beschäftigt sich mit der Frage, wie diese sich neu erfinden können, um sich kontinuierlich an eine unbeständige Welt anzupassen – und gleichzeitig ihre Wettbewerbsfähigkeit zu steigern, ihr Wachstum voranzutreiben und ihre Rentabilität zu verbessern.

Jede fünfte europäische Führungskraft nannte Energiekosten als die grösste Herausforderung, die sich negativ auf die Gewinnspannen ihres Unternehmens auswirkt, gefolgt von Unterbrechungen der Lieferkette (14 Prozent). Trotzdem sind 81 Prozent der Meinung, ihre Unternehmen seien gut positioniert, um künftiges Wachstum nach der Pandemie zu erzielen.

«Die Widerstandsfähigkeit, die die Führungskräfte der Unternehmen bewiesen haben, könnte ihre Zuversicht bei der Bewältigung des derzeitigen Gegenwinds erklären – einschliesslich der Energiekrise, die Europa besonders hart trifft», sagt Jean-Marc Ollagnier, CEO von Accenture für Europa. «Was jedoch für die europäischen Unternehmen auf lange Sicht auf dem Spiel steht, ist ihre Wettbewerbsfähigkeit. Das zunehmend unbeständige makroökonomische Umfeld in Verbindung mit dem Tempo der technologischen Innovation und der Notwendigkeit, die Energiewende zu beschleunigen, erfordert von den Unternehmen eine durchdachte Strategie zur kontinuierlichen Neuerfindung ihres Geschäfts. Nur durch einen umfassenden Wandel können europäische Unternehmen ihre Wettbewerbsfähigkeit steigern und langfristig florieren.»

Ein Defizit an Technologieinvestitionen dämpft Wachstum in Europa
Die Studie analysiert die finanzielle Performance von fast 3’000 Unternehmen weltweit. Die Ergebnisse zeigen, dass europäische Unternehmen zwar eine hohe Rentabilität aufweisen, aber im Vergleich zu ihren Wettbewerbern in Nordamerika und im asiatisch-pazifischen Raum ein langsameres Umsatzwachstum verzeichnen.

Um besser zu verstehen, wo europäische Unternehmen stehen, beleuchtet die Studie, wie sie im Vergleich zu ihren Konkurrenten in sechs Bereichen abschneiden: Talent, Technologie, Lieferkette und Betrieb, Vertrieb und Kunden, Liquidität und Kosten sowie Nachhaltigkeit.

Laut Analyse schneiden die europäischen Unternehmen in den Bereichen Nachhaltigkeit, Talente, Liquidität und Kostenmanagement besser ab als ihre Wettbewerber. Bei der Steigerung des Umsatzes und der Nutzung von Technologien zur Förderung des Umsatzwachstums liegen sie jedoch deutlich zurück. Im Vergleich zu nordamerikanischen und asiatisch-pazifischen Unternehmen ist die Wahrscheinlichkeit geringer, dass europäische Unternehmen neue Technologien innovativ einsetzen, auf ein technologieorientiertes Geschäftsmodell umstellen und eine digital versierte Führung haben.

«Die hohe Rentabilität und das geringere Wachstum europäischer Unternehmen deuten darauf hin, dass sie primär versuchen, den Wert bestehender Geschäftsfelder zu steigern, anstatt neue Geschäftsfelder zu erschliessen», erklärt Michael Brückner, Chief Strategy Officer von Accenture für Europa. «Die Optimierung der Kosten und die Maximierung der aktuellen Rentabilität sind unerlässlich. Sie müssen auch finanzielle Mittel generieren, um in die Zukunft zu investieren. Sie sollten ihre Stärken in Bezug auf Nachhaltigkeit und Mitarbeitererfahrung nutzen und gleichzeitig technologiegetriebene Wachstumschancen verfolgen.»

Noch nie dagewesene Zeiten erfordern noch nie dagewesene Antworten
Laut Studie sollten sich europäische Unternehmen auf ihre Stärken in den Bereichen Nachhaltigkeit und Talente sowie ihre Defizite in den Bereichen Technologie und Kundenbedürfnisse konzentrieren. Das umfasst folgende strategische Schritte:

  • Schneller Aufbau des digitalen Kerns, um das Geschäftsmodell neu zu erfinden: Unternehmen sollten kontinuierliche, komprimierte und skalierte Transformation vorantreiben, u.a. mithilfe einer digitalen Grundlage, die Cloud, Daten und KI nutzt. Das ermöglicht ihnen, neue Prozesse, Innovationen und Lösungen unternehmensweit zu skalieren. Dabei geht es um den Aufbau einer Plattform für die Neugestaltung durch Transformationsprogramme, die sich durch den von ihnen geschaffenen Wert selbst finanzieren.
  • Beschleunigung der Energiewende: Ökosystemübergreifende Arbeit ist essenziell, um die europäische Wirtschaft auf Netto-Null- und Kreislaufprinzipien auszurichten. Nur so können Unternehmen die globale Wettbewerbsfähigkeit steigern. Das schliesst eine enge Zusammenarbeit zwischen Industrie und Regierung mit ein sowie politische Massnahmen und Anreize, um die globalen Wettbewerbsbedingungen zu verbessern und die Umsetzung zu beschleunigen. Es gilt, branchenübergreifende Partnerschaften zur Dekarbonisierung zu fördern und schneller Lösungen zu implementieren, die sich noch in der Anfangsphase befinden. Zudem muss die Energieeffizienz verbessert werden – nicht nur zur Bewältigung der Energiekrise, sondern als langfristige Lösung zur Reduzierung von Emissionen und Kosten.
  • Anpassung an neue Kundenbedürfnisse: Unternehmen müssen die Kund:innen im Kontext ihres gesamten Lebens sehen und menschliche und maschinelle Intelligenz nutzen, um sie und ihre Beweggründe auf ganzheitliche und dynamische Weise zu verstehen. Unternehmen müssen den sich wandelnden Bedürfnissen der Kund:innen begegnen: Indem sie Pauschalangebote durch stärker personalisierte Produkte und Dienstleistungen ersetzen, Partnerschaften ausbauen sowie Talente, Technologie und Prozesse überdenken, steigern sie den Mehrwert und die Loyalität.
  • Talentstrategie als Kernstück der Geschäftsstrategie: Das bedeutet, den Menschen in den Mittelpunkt der unternehmerischen Neugestaltung stellen. Personalverantwortliche sollten hier als Katalysatoren für den Wandel fungieren. Zudem sollten Unternehmen eine enge Anbindung und Zusammenarbeit über die gesamte Führungsebene hinweg sicherstellen und alle Mitarbeitenden auf dem Weg der Neugestaltung mitnehmen. So entstehen neue Arbeitsweisen. Das Gewinnen und Fördern von Talenten muss innovativer gedacht werden. Dabei sollten Technologien und Daten genutzt werden, um ein tiefes, detailliertes Verständnis des aktuellen und zukünftigen Qualifikationsbedarfs zu erhalten. Es gilt, eine Kultur der Integration im gesamten Unternehmen zu schaffen, so dass Mitarbeitende aller Ebenen ihr volles Potenzial entfalten können – unterstützt durch ein starkes Gefühl der Zugehörigkeit und Zielsetzung.

«Die meisten Unternehmen erfinden Teile ihrer Organisation bereits neu», fügt Ollagnier hinzu. «Um in einem Geschäftsumfeld erfolgreich zu sein, das derzeit neu definiert wird, müssen Unternehmen den Wandel vorantreiben – ob innerhalb ihrer Betriebsmodelle oder in Form von neuen Arbeitsmethoden. Europäische Unternehmen müssen in diesen beispiellosen Zeiten auf eine noch nie dagewesene Art und Weise reagieren. Das erfordert ein mutiges und visionäres Konzept für die Umgestaltung. Unternehmen müssen bewährte Praktiken aufgeben, um eine neue Ebene der Leistungsfähigkeit zu erreichen. Dies ist ein entscheidender Moment für ein stärkeres Europa.»

Über die Studie
Die Accenture-Studie «Accelerating Europe’s path to reinvention» basiert auf den Antworten von 2’000 Führungskräften aus Europa (1’450), den USA (300) und China (250) aus 12 Branchen. Die Umfrage wurde vom 24. Oktober 2022 bis zum 30. November 2022 durchgeführt. Die Studie enthält auch eine Analyse der finanziellen Performance und der Stärken von 2’854 Unternehmen weltweit, darunter 1’344 europäische Unternehmen. Die Stärken und Schwächen der Unternehmen wurden in sechs Bereichen analysiert, die nachweislich Auswirkungen auf das profitable Wachstum haben: Liquidität und Kosten, Vertrieb und Kunden, Talent, Lieferkette und Betrieb, Nachhaltigkeit und Technologie.

Interessierte können die Studie Accelerating Europe’s path to reinvention auch in Accenture Foresight einsehen, der neuen Thought-Leadership-App. Sie bietet einen personalisierten Feed mit all unseren neuesten Berichten, Fallstudien, Blogs, interaktiven Datendiagrammen, Podcasts und mehr.

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