Accenture-Studie: Internet der Dinge sorgt für Wachstumsschub

Accenture-Studie: Internet der Dinge sorgt für Wachstumsschub

Thomas D. Meyer, Country Managing Director, Accenture in der Schweiz

Zürich – In Zeiten unsteten Wirtschaftswachstums könnte das Internet der Dinge bis 2030 mit 14,2 Billionen US-Dollar zur globalen Wirtschaftsleistung beitragen. Dies geht aus einer aktuellen Studie des Managementberatungs-, Technologie- und Outsourcing-Dienstleisters Accenture hervor.

Diese potenziellen Einnahmen stehen jedoch zur Disposition, denn weder Unternehmen noch Regierungen zeigen ausreichende Anstrengungen, um die benötigten Voraussetzungen zur umfangreichen Verbreitung neuer digitaler Technologien zu schaffen.

BIP-Steigerung für die Schweiz um 2.1 Prozent möglich
Das Internet der Dinge ermöglicht die Entwicklung neuer digitaler Services und Geschäftsmodelle mittels intelligenter, miteinander vernetzter Endgeräte und Maschinen. Diese Symbiose ist der Schlüssel für massives zukünftiges Wachstum in den entwickelten Märkten, wie Accenture in der Studie „Winning with the Industrial Internet of Things“ prognostiziert. Allein in den USA werden Investitionen in das Internet der Dinge und die daraus resultierenden Produktionsschübe bis 2030 voraussichtlich 6,1 Billionen US-Dollar zum kumulativen BIP beitragen. Würden die Vereinigten Staaten von Amerika 50 Prozent mehr in die Technologien des industriellen Internet der Dinge und dessen ausschlaggebende Infrastruktur – wie Anwendungsfähigkeiten und das Breitbandnetz – investieren, könnte der Zuwachs 7,1 Billionen US-Dollar betragen. Das BIP könnte demnach um 2,3 Prozent mehr wachsen, als es die bisherigen Trendprognosen voraussagen. Gleiches gilt für die Schweiz: Sie könnte ihr kumulatives BIP bei ähnlichen Investitionsanstrengungen um 182 Milliarden US-Dollar – also um 2,1 Prozent – in 2030 steigern.

Wachstumssteigerung unsicher wegen fehlender konkreter Pläne
Das BIP des Vereinigten Königreichs wiederum könnte in 2030 um 531 Milliarden US-Dollar anwachsen, was 1,8 Prozent über bisherigen Trendprognosen läge. Deutschland könnte sein kumulatives BIP im Jahr 2030 um 700 Milliarden US-Dollar, entsprechend 1,7 Prozent, erhöhen. In China würde durch das Internet der Dinge das Wirtschaftswachstum voraussichtlich stärker wachsen als in Russland, Indien oder Brasilien. Mit den antizipierten Hebelwirkungen der neuen Technologien würde Chinas kumulatives BIP in 2030 um 1,8 Billionen US-Dollar steigen, was 1,3 Prozent über derzeitigen Trendvoraussagen liegt.

Allerdings sind diese Wachstumssteigerungen keineswegs sicher, wie eine Befragung von 1.400 Führungskräften globaler Unternehmen, darunter 736 CEOs, zeigt. 73 Prozent der Befragten haben nämlich bis dato keine konkreten Pläne für das Internet der Dinge. Über eine umfassende digitale Strategie verfügen lediglich sieben Prozent der Teilnehmer.

Fehlende Überzeugung von den neuen Technologien 
Die fehlende Überzeugung von den neuen Technologien des Internet der Dinge ist massgeblich auf die Herausforderung zurückzuführen, die neuen Strukturen in Ertragsströme zu überführen. Obgleich die Mehrheit (57 Prozent) der Unternehmen neues Wachstum als zentrale Stärke des Internet der Dinge wahrnimmt, geht nur einer von sieben (13 Prozent) Befragten davon aus, dass das eigene Unternehmen tatsächlich davon profitieren wird. Für die meisten Unternehmen (44 bis 46 Prozent) stehen vielmehr Effizienzziele und damit die produktivitätssteigernden (44 Prozent) sowie betriebskostensenkenden (46 Prozent) Effekte des Internet der Dinge im Vordergrund.

„Natürlich hilft das Internet der Dinge schon heute, die Produktivität zu steigern und Kosten zu senken”, sagt Thomas D. Meyer, Country Managing Director, Accenture in der Schweiz. „Das volle wirtschaftliche Potenzial kann jedoch nur gehoben werden, wenn Unternehmen die digitalen Technologien über die reine Effizienzsteigerung hinaus zu nutzen wissen. Es geht künftig um „as a Service“-Angebote, in denen Produkte und Services branchenübergreifend neu gebündelt und massgeschneidert sowie weltweit bereitgestellt werden. Dienstleistungen, die physische und digitale Komponenten miteinander kombinieren, werden über Markterfolg und Wachstum, auch vieler Schweizer Hersteller, entscheiden. Die intelligent verarbeiteten Betriebsdaten vernetzter Produkte, sind der Treibstoff für solche Angebote.“

Unzureichende Rahmenbedingungen als Hürde
Eine Analyse von Accenture in 20 Schlüsselvolkswirtschaften zeigt auf, dass viele Länder nur eine unzureichende Basis für die rasche Implementierung des Internet der Dinge bieten. An der Spitze bewegen sich die USA, die Schweiz, Skandinavien und die Niederlande. Am wenigsten Unterstützung erfahren Unternehmen bei der digitalen Transformation hingegen in Spanien, Italien, Russland, Indien und Brasilien. Gründe dafür liegen in schwachen Infrastrukturen, mangelnden Fähigkeiten und Kenntnissen sowie dem Fehlen benötigter institutioneller Voraussetzungen, die für die weitgehende Verbreitung neuer Technologien notwendig sind. Auch hier sind die Unternehmen in der Pflicht. Sie sollten ihre jeweiligen Regierungen bei der Identifikation von Verbesserungsmöglichkeiten der kritischen Rahmenbedingungen unterstützen, um Investitionen in das Internet der Dinge anzustossen und dessen Verbreitung zu forcieren.

„Zur Verbesserung der Rahmenbedingungen braucht es auch hierzulande Leitunternehmen, die digitale Geschäftsmodelle um ihre Produkte aufbauen und weltweit exportieren. Im Alleingang wird dies jedoch kaum funktionieren. Wir brauchen daher gleichzeitig branchenübergreifende Initiativen, Kooperationen oder auch gezielte Akquisitionen, um die Schweizer Industrie zu digitalisieren“, sagt Thomas D. Meyer. „Und auch die Politik ist gefordert. Wirtschaft und Wissenschaft können gemeinsame nationale Software-Cluster schaffen, um industrieübergreifende digitale Plattformen für unsere ans Internet angebunden Produkte zu entwickeln. Entscheidende Bausteine für eine Schweizer Führungsrolle beim industriellen Internet sind darüber hinaus die Schaffung eines digitalen Binnenmarkts in Europa, eine verbesserte europäische Datenschutzverordnung und grössere Forschungsanstrengungen in Sachen Softwarearchitekturen und Datenanalytik.“

Positive Auswirkung auf den Arbeitsmarkt der Zukunft
87 Prozent der Studienteilnehmer sind davon überzeugt, dass das industrielle Internet der Dinge zukünftig Arbeitsplätze schafft. Diesen positiven Effekt unterstreicht auch eine gemeinsame Untersuchung von Accenture und dem World Economic Forum. Demnach erweitern digitale Technologien das vorhandene Know-how und befähigen Mitarbeiter dazu, anspruchsvollere Aufgaben ausüben zu können. So werden etwa Industriefachkräfte ihre Geräte ferngesteuert bedienen können, während sie mit Ingenieuren und Datenanalysten zusammenarbeiten, um die Produktivität und Präzision der Arbeitsschritte zu erhöhen.

Wachstumstreiber Internet der Dinge
Accenture hat drei Handlungsfelder für Unternehmen identifiziert, die es für eine schnelle Einführung des industriellen Internet der Dinge zu berücksichtigen gilt:

  • Industriemodelle neu denken: Unternehmen müssen ihre Organisation, Partnerschaften und operative Strukturen neu gestalten. So können beispielsweise Partnerschaften zwischen einem Agrochemieunternehmen, einem Software-Entwickler, Wetterdiensten und Satellitenbetreibern durchaus Sinn machen, um Ernteerträge an bestimmten Orten und unter spezifischen Konditionen zu steigern. Auch zentralisierte Produktionsstätten können perspektivisch auf den Prüfstand kommen, schliesslich ermöglichen Technologien wie der 3D-Druck eine Herstellung weit näher beim Kunden.
  • Daten in Mehrwert wandeln: Dies schliesst die Interoperabilität von Informationen sowie gemeinsame Sicherheitsstandards ein, um einen vertrauensvollen Datenaustausch zwischen Unternehmen zu gewährleisten. Auch neue Finanzierungsmodelle werden benötigt, um künftig Pay-per-use-Services und weitere serviceorientierte Dienstleistungen anbieten zu können.
  • Vorbereitung auf die Zukunft der Arbeit: Mit zunehmendem Datenzugang müssen dezentralisierte Arbeitsumgebungen zur Normalität werden. Nur so können Entscheidungsprozesse der Arbeitnehmer an der Front-Line optimal unterstützt werden. Auch bedarf es neuer Organisationsstrukturen, damit Mitarbeiter kreativer mit Kollegen in Partnerunternehmen zusammenarbeiten können.

(Accenture/mc/hfu)

Über Accenture:
Accenture ist ein weltweit agierender Managementberatungs-, Technologie- und Outsourcing-Dienstleister mit rund 319‘000 Mitarbeitenden, die für Kunden in über 120 Ländern tätig sind. Als Partner für grosse Business-Transformationen bringt das Unternehmen umfassende Projekterfahrung, fundierte Fähigkeiten über alle Branchen und Unternehmensbereiche hinweg und Wissen aus qualifizierten Analysen der weltweit erfolgreichsten Unternehmen in eine partnerschaftliche Zusammenarbeit mit seinen Kunden ein. Accenture erwirtschaftete im vergangenen Fiskaljahr (zum 31. August 2014) einen Nettoumsatz von 30 Mrd. US-Dollar. Die Internetadresse lautet www.accenture.ch.

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