Agrarrohstoffe: Golfstaaten suchen Wege aus der Abhängigkeit

Agrarrohstoffe: Golfstaaten suchen Wege aus der Abhängigkeit

Die PET-Verpackung ist aus Erdöl, der Inhalt lebensnotwendig (Bild: CrystalPack).

Dubai – Viel Öl, wenig Nahrung. Während zwei Drittel der weltweit bekannten Reserven des schwarzen Goldes unter den Wüsten und Meeren des Mittleren Ostens lagern, müssen die arabischen Golfstaaten 90 Prozent ihrer Lebensmittel aus dem Ausland einführen.

Am jährlichen Lebensmittelkongress Gulfood in Dubai geht es normalerweise um Gaumenfreuden und die neuesten Rezepte renommierter Chefköche. Nicht so an der 16. Ausgabe des viertägigen Gulfood, der am Sonntag im Dubai World Trade Center mit 3,800 Firmen aus 100 Ländern begann. Heuer dreht sich der Chat um die weltweit astronomisch hohen Lebensmittelpreise. Kein Wunder: Mais verteuerte sich in den letzten 12 Monaten um 88 Prozent, Weizen um 74 Prozent. Die Tasse Kaffee kostet in Dubai jetzt umgerechnet 3,80 Dollar, so viel wie noch nie.

Warten auf die Preiswende
Bitter für die sechs arabischen GCC-Staaten am Golf: in Ermangelung an Ackerland und wegen der ultra-heissen Sommermonate importieren sie neun Zehntel des Lebensmittelbedarf für ihre 40 Mio. Einwohner. «Wir sehen noch kein Ende der Fahnenstange in der Agrapreis-Rally“, sagt der deutsche Geschäftsführer Fawad Ahmadi von Mulitpower Sportsfood. Neben der Erdölpreis-Hausse, die den Transport für Lebensmittel in die Höhe treibt, sind auch schlechte Ernten für den Preisschock im Supermarkt verantwortlich. «Unsere letzte Saison war miserabel. Entweder es war in Australien zu kalt, zu heiss oder zu trocken. Dann suchten uns die Fluten an der Ostküste heim», sagt ein Rohstoffhändler aus dem fünften Kontinent. Anfang Januar hatten verheerende Regenfälle den Bundestaat Queensland und vor allem dessen Hauptstadt Brisbane in eine Katastrophenzone verwandelt, 26 Menschen starben.

Krasse Unterschiede
Doch die Knappheit gilt nicht überall. Algerien produziert beispielsweise genug Nahrung für seine 35 Mio. Einwohner, so dass der erdöl- und gasreiche Staat in Nordafrika mit seiner fruchtbaren, grünen Mittelmeerküste Agri-Güter (cash crops) auch exportieren kann. Die Scheiche am Golf wissen, wie riskant es ist, das Treiben den Marktkräften tatenlos zu überlassen. Auslöser für die Revolutionen in Tunesien und Ägypten und jetzt in Libyen waren explodierende Preise für Grundnahrungsmittel, die den Volkszorn erst richtig in Fahrt brachten. Zwei Drittel der 300 Mio. Araber sind unter 30, ein Viertel davon ohne Job. Algerien reagierte Mitte Januar schnell und subventionierte Getreide und Speiseöl, um die Inflation zu dämpfen, die Regierung hob das Kriegsrecht von 1991 auf und blieb von einem Umsturz verschont. Schon werden aus dem Oman neue Unruhen gemeldet. Die Emirate wollen mehr Agrarland im anderen Staaten kaufen, um sich gegen Preisschübe zu hedgen.

Helfen könnte, von China zu lernen. Im Reich der Mitte wird bei jedem Restaurantbesuch der Rest auf dem Teller eingepackt, um kostbare Nahrungsmittel nicht zu verschwenden. Essen im Überfluss gibt es auch an der Gulfood. Die Knappheit in Nordafrika steht im auffälligen Kontrast zu der sich ausbreitenden Übergewichtigkeit in den reichen Golfstaaten, die in Kuwait noch vor den USA Weltrekordniveau erreicht hat.

Mit Qualität können an der Gulfood nur wenige Aussteller punkten. «Dies ist ein Preismarkt», sagt Gino Iannillo, Manager des japanischen Trockenobst-Exporteurs Shoei Foods Corporation.

Die 16. Gulfood von Dubai dauert noch bis zum 2. März.

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