«Alternativ Versicherte subventionieren Standardmodell immer stärker»

«Alternativ Versicherte subventionieren Standardmodell immer stärker»
Felix Schneuwly, Krankenkassenexperte comparis.ch. (Foto: Facebook)

Zürich – Laut dem Comparis-Krankenkassen-Experten Felix Schneuwly widerspiegelt die durchschnittlich tiefe Erhöhung der Grundversicherungsprämien für 2019 von 1,2 Prozent nur bedingt den effektiven Anstieg der Gesundheitskosten. Zudem besteht ein grosses Ungleichgewicht zwischen Standardmodell und alternativen Versicherungsmodellen. «Alternativ Versicherte subventionieren immer stärker die Versicherten im Standardmodell. Das ist stossend», so Schneuwly.

Heute hat der Bundesrat für 2019 einen durchschnittlichen Prämienanstieg bei der Grundversicherung von 1,2 Prozent angekündigt. Das Bundesamt für Gesundheit (BAG) hat dabei erstmals bei der Berechnung das Modell gewechselt und nicht mehr den Prämienanstieg für das Standardmodell mit 300-Franken-Franchise kommuniziert, sondern die effektive durchschnittliche Prämienbelastung pro Person über alle Kantone, Altersgruppen, Kassen, Modelle und Franchisen hinweg.

Für den Comparis-Krankenkassen-Experten Felix Schneuwly ist das ein längst überfälliger Schritt: «Der Online-Vergleichsdienst comparis.ch hat jahrelang eine Vorreiterrolle gespielt und im Gegensatz zum BAG die effektiven Prämienanstiege errechnet. Wir begrüssen sehr, dass sich der Bundesrat nun endlich entschieden hat, den Realitäten ins Auge zu blicken. Nur noch gut jeder fünfte Erwachsene ist heute im Standardmodell versichert.»

Überhöhte Prämien bei alternativen Versicherungsmodellen
Indes darf der gesamthaft moderate Prämienanstieg nicht über strukturelle Defizite hinwegtäuschen: Die Querfinanzierung zwischen Rabattmodellen und dem Standardmodell mit ordentlicher Franchise hat sich gemäss Helsana-Prämienreport 2018 seit 1996 – absolut betrachtet – praktisch verdreifacht. Wären die Versicherungskollektive in den Rabattmodellen sich selbst tragende Kollektive (eigene Versicherungsgemeinschaften), lägen die Prämien in den Rabattmodellen pro Jahr im Schnitt rund 550 Franken tiefer und jene des regulären Standardmodells mit ordentlicher Franchise rund 1’800 Franken höher. «Versicherte mit alternativen Versicherungsmodellen müssten somit eigentlich von massiv tieferen Prämien profitieren», so Schneuwly.

Grosse Rechnungsrückstände bei den Ärzten und Spitälern
Die im Vergleich zu den Vorjahren unterdurchschnittliche Prämienerhöhung widerspiegelt nach Ansicht des Comparis-Experten zudem den effektiven Anstieg der Gesundheitskosten allerdings nur bedingt. «Tatsächlich steht zu erwarten, dass aufgrund des bundesrätlichen Tarmed-Eingriffes per 1. Januar 2018 grosse Zahlungsrückstände aus Arztpraxen und aus dem ambulanten Bereich der Spitäler die Prämienprognosen der Kassen und die Prämiengenehmigung des BAG erschwert haben», warnt Schneuwly.

Zudem fehlten auch Erfahrungswerte mit dem verfeinerten Risikoausgleich. Die ab 2019 vorgesehene Entlastung junger Erwachsener dürfte für die übrigen Versicherten noch nicht berücksichtigte Kostenfolgen nach sich ziehen. Schneuwly warnt: «Bundesrat Alain Berset macht den gleichen Fehler wie seine Vorgänger Dreifuss und Couchepin. Tiefe Prämienerhöhungen heute bedeuten erfahrungsgemäss einen Prämienschock morgen, weil der Kostenanstieg nur schwach gebremst wird.»

Die Hälfte aller Versicherten hat beträchtliches Sparpotenzial
Doch nicht nur der Prämienanstieg bei der eigenen Kasse ist ein wichtiges Wechselkriterium. Klar unterschätzt wird beim Vergleichen das effektive Sparpotenzial eines Krankenkassenwechsels. Beim Standardmodell sparten beispielsweise Versicherte in Zürich gemäss Comparis-Vergleich bei einem Wechsel 2017/2018 vom teuersten (Supra) zum günstigsten (Assura) Anbieter 182.60 Franken monatlich. Die Hälfte aller Versicherten in Zürich hätte bei einem Wechsel mindestens 49 Franken monatlich sparen können. Tatsächlich rechnen laut einer Befragung von Comparis-Nutzern 33,6 Prozent aber höchstens mit einem Sparpotenzial von 50 Franken monatlich. 27,4 Prozent glauben, sie könnten höchstens 20 Franken sparen. Und ein weiterer Fünftel hält sogar maximal 10 Franken für realistisch.

Sparen durch eine Trennung von Grund- und Zusatzversicherungen
Auch in diesem Jahr können Versicherte zudem besonders stark sparen durch eine Trennung von Grund- und Zusatzversicherungen. Auf comparis.ch können User neu Angebote für beide Versicherungsarten getrennt voneinander vergleichen. Im Besonderen ist ein spezifischer Vergleich für einzelne ambulante und stationäre Leistung im Zusatzbereich möglich. (comparis.ch/mc/ps)

comparis.ch

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