Bedrohungslage Schweiz: Die grösste Gefahr sind die Bauern

Bedrohungslage Schweiz: Die grösste Gefahr sind die Bauern

Bergbauern Armin Capaul (Bild: Hornkuh.ch)

Am Tag, an dem sich Europa mit der Frage auseinander setzen muss, wie es sich gegen den Terror der Anhänger und Vertreter des «Islamischen Staates» wehren soll, wird der Schweiz eine Diskussion darüber aufgenötigt, ob Kühe mit oder ohne Hörner glücklicher seien und mit wie viel Geld die Nicht-Verstümmelung der Rind- und anderer Viecher belohnt werden soll.

Kommentar von Helmuth Fuchs

Bauern haben es nicht einfach: Harte körperliche Arbeit für die Ernährung der Schweizer Bevölkerung mit den besten Erzeugnissen glücklicher Tiere, taufrischen Früchten und sorgsam gezogenem Gemüse. Dazwischen das Brauchtum bewahren, die Freiheit schützen und alles Fremde abwehren. So weit das von den Bauern selbst und einem nicht unerheblichen Teil der Bevölkerung gern gepflegte Idealbild. Schliesslich stammen wir irgendwie fast alle von Bauern ab, haben die Habsburger besiegt und können unseren Stammbaum auf Wilhelm Tell zurück führen.

Rekordhohe staatliche Unterstützung
Die Realität sieht etwas weniger rosig aus: Ein beachtlicher Teil unserer Nahrungsmittel kommt aus industrieähnlicher Produktion, damit das Wohl der Tiere einigermassen gesichert werden kann benötigt es Aktenschränke voll Vorschriften, die Bauern gehören mit zu den grössten Verursachern von Umweltbelastung für Luft und Wasser. Wir unterstützen die Landwirtschaft mit jährlich 3.6 Milliarden Franken, der Anteil der Bruttowertschöpfung von Landwirtschaft, Forstwirtschaft und Fischerei beträgt marginale 0.8%. Bei den staatlichen Beiträgen an das Einkommen der Bauern liegt die Schweiz weltweit nach Norwegen auf dem zweiten Platz.

Weniger Betriebe, weniger bewirtschaftetet Fläche, gleich hohe Zahlungen
Während bei fast allen Bereichen des Staatshaushalts gekürzt und gespart wird, schaffen es die Bauern dank cleverem Lobbying immer, mindestens den Besitzstand zu wahren, manchmal durch geradezu dreiste Aktionen, sich einen noch grösseren Anteil zu sicheren. Bei einer seit Jahren rückläufigen Anzahl von Betrieben (54’000 Betriebe, die 158’000 Personen beschäftigen, wovon nur 45% Vollzeit) und einer sinkenden Grösse der gesamthaft bewirtschafteten Fläche bleiben erstaunlicherweise die Beiträge gleich hoch. Betriebe mit über 20 ha bewirtschafteter Fläche nehmen zu, während die Bergbauern und Biobetriebe, die für das positive Image zuständig sind, stagnieren oder abnehmen. Als Dank für die grosszügige Unterstützung blockieren dann die Bauern mit gütiger Unterstützung «ihrer» SVP alle Massnahmen, die für mehr Wettbewerb und eine Öffnung des Marktes zugunsten der Konsumenten sorgen würde. Und ewig grüsst der Alpöhi.

Forderungen jenseits der Absurditätsgrenze
Während Startups und KMUs, die Arbeitsplätze für eine wirtschaftlich sichere Zukunft der Schweiz schaffen, mit teilweise lächerlich hohen Steuerbelastungen belegt werden, von Direktzahlungen nur träumen können und gegen von der Landwirtschaft mit verursachte Handelshemmnisse kämpfen müssen, haben Bauern offenbar genügend Zeit, sich neue Forderungen weit jenseits der Absurdität auszudenken und diese sollen selbstverständlich auch gleich in die Schweizer Verfassung geschrieben werden.

Der neueste Coup des Bergbauern Armin Capaul: Die Schweizer Bevölkerung soll dafür zahlen, dass er seinen Kühe die Hörner nicht wegbrennt. Niemand zwingt ihn dazu, er kann mit den Hörner seiner Tiere tun und lassen, was er will. Der Schweizer Bauer, am Stammtisch der freie Unternehmer, dem niemand dreinzureden hat, auf dem Hof sich aber dafür bezahlen lassen, dass er seine Tiere nicht quält oder verunstaltet, unsere Böden nicht noch mehr vergiftet mit Chemikalien und belasteten Tierexkrementen, die Landschaft nicht vollständig in eine Monokultur-Trostloswüste verwandelt und ein Blumentrögli vor das Haus stellt.

In dieser Logik macht es plötzlich auch Sinn, dass wir uns nach dem Tag der Attentate von Brüssel mit einer schwachsinnigen Forderung unserer Bauern beschäftigen. Diese sind für die Entwicklung unseres Landes aktuell die grössere Bedrohung als die Islamisten, was im grösseren Kontext auch wieder beruhigend ist.

Bundesausgaben für Landwirtschaft und Ernährung

Hornkuh-Initiative

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