Bevölkerung nutzt und schätzt den Schweizer Wald

Bevölkerung nutzt und schätzt den Schweizer Wald

Bern – Eine neue Umfrage zeigt: Die Menschen gehen häufig in den Wald und sind mit diesen Aufenthalten zufrieden. Sie schätzen die vielfältigen Leistungen des Waldes für die Gesellschaft. Der Schutz des Waldes und das Rodungsverbot sind ausserordentlich gut verankert. Dies sind Ergebnisse einer repräsentativen Befragung der Schweizer Bevölkerung zu ihren Ansprüchen an den Wald, welche die Eidgenössische Forschungsanstalt für Wald, Schnee und Landschaft WSL im Auftrag des Bundesamts für Umwelt durchgeführt hat.

Die repräsentative Bevölkerungsumfrage «Waldmonitoring soziokulturell» untersucht die Einstellung der Bevölkerung, ihr Verhalten und ihr Wissen bezüglich waldspezifischer Themen. Sie wurde erstmals 1997 durchgeführt und 2010 wiederholt. Erste Grundlagen hatte 1978 eine Befragung geliefert.

Waldbesuche entspannen
95 Prozent der Befragten erleben ihre häufigen Waldbesuche als entspannend. Und der Mehrheit gefällt der Wald, den sie jeweils besuchen. Generell gefallen den Menschen aus Laub- und Nadelbaumarten gemischte Wälder mit Lichtungen besser als dunkle mit dichtem Bestand. Sehr beliebt sind Waldgebiete mit Bächen oder Teichen. Für ihre Freizeitaktivitäten im Wald sind Erholungssuchende oft auf eine gewisse Infrastruktur im Wald angewiesen. Die neue Umfrage zeigt, dass Naturlehrpfade, Feuerstellen, Waldhütten und Unterstände, Bänke und Spielplätze besonders beliebt sind.

Biker und «Hündeler» stören
Im Vergleich zur Umfrage 1997 führen die unterschiedlichen Freizeitnutzungen häufiger zu Konflikten. Ein Indiz dafür ist, dass mehr Befragte sich gestört fühlten. So geben 27 Prozent der Befragten an, sie fühlten sich in ihrer Erholung teilweise durch Störungsquellen beeinträchtigt. Dabei erwähnen sie an erster Stelle Radfahrer, Leute mit Hunden und vereinzelt Lärm.

Ob Biker und «Hündeler» diese 27 Prozent nicht auch an einem anderen Ort stören würden, wurde nicht eruiert. Die individuell empfundenen Störfaktoren werden aber von den meisten Betroffenen nicht als derart prägend wahrgenommen, als dass sie das positive Erlebnis eines Waldbesuchs wesentlich schmälern könnten. Die Qualität der Erholung und Entspannung erfährt dadurch also keine markanten Einschränkungen.

Bevölkerung schätzt vielfältige Waldleistungen…
Gemäss der Umfrage hat die Bevölkerung der Schweiz ein breites Verständnis der vielfältigen Waldleistungen und weiss diese zu schätzen. Wald sorgt für saubere Luft, produziert Holz, ist Lebensraum für Tiere und Pflanzen, schützt vor Naturgefahren und ermöglicht den Menschen, sich in einem naturnahen Umfeld zu bewegen und zu erholen. Diese Funktionen nannten die Befragten am häufigsten in dieser Reihenfolge auf die Frage, wozu unser Wald nützlich und notwendig sei.

… und es darf auch etwas kosten
Die Mehrheit der Interviewten ist zudem der Meinung, dass diese Leistungen zugunsten der Allgemeinheit etwas kosten dürfen. Beispielsweise sind ihnen die durch Subventionen mitfinanzierte Pflege von Schutzwäldern und der Naturschutz im Wald wichtig. Diese Einschätzung deckt sich mit der Waldpolitik des Bundes.

Produktionsfunktion ist wichtiger geworden
Die Holzproduktion ist heute bei der Bevölkerung stärker im Bewusstsein als bei der Umfrage 1997. 83 Prozent der Befragten finden die Holznutzung wichtig für die hiesige Wirtschaft, und nur jeder zehnte ist der Meinung, im Schweizer Wald würden zu viele Bäume geschlagen. Nur 22 Prozent unterstützen eine intensivere Nutzung; 1997 waren noch 45 Prozent für eine stärkere Nutzung gewesen. Die «Waldpolitik 2020» des Bundesrates plädiert dafür, das nachhaltig nutzbare Holznutzungspotenzial auszuschöpfen (siehe Faktenblatt «Multifunktionaler Wald»).

Gibt es genügend Wald?
Gemäss des Schweizerischen Landesforstinventars von 2006 sind in der Schweiz rund 12‘800 Quadratkilometer oder 31 Prozent der Landesfläche bewaldet. Die Mehrheit der Befragten findet, die bestehende Waldfläche sei entweder gerade richtig oder es gebe eher zu wenig Wald.

Die gesetzlich verankerte Pflicht zur Erhaltung des Waldes in seiner Fläche und räumlichen Verteilung stösst in der Bevölkerung auf breite Akzeptanz: 85 Prozent der Befragten stimmen dem Rodungsverbot zu. Allerdings wissen 70 Prozent der Leute nicht, dass die Waldfläche in der Schweiz insgesamt seit Jahrzehnten zunimmt.

Die früher vorherrschende Angst, der Wald könnte bald grossflächig absterben, ist mittlerweile einer eher optimistischen Einschätzung gewichen: Den Zustand des Waldes beurteilt 77 Prozent der Bevölkerung als eher gut. Bei der ersten Umfrage, 1997, waren noch rund 65 Prozent der Ansicht, der Zustand des Waldes habe sich in den vorangegangenen 20 Jahren verschlechtert. (BFU/mc/pg)

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