Bund will Kraftwerkbetreiber für den Hochwasserschutz einspannen

Bund will Kraftwerkbetreiber für den Hochwasserschutz einspannen

Bern – Das Bundesamt für Umwelt (BAFU) arbeitet an zusätzlichen Massnahmen für den Hochwasserschutz. So sollen die Betreiber von Stauseen dabei helfen, Überschwemmungen wie in den letzten Tagen zu vermindern. So sollen die Kraftwerkbetreiber in Zukunft auch den Hochwasserschutz berücksichtigen. Das Bundesamt für Umwelt (BAFU) bestätigte entsprechende Aussagen des Abteilungsleiters Gefahrenprävention im BAFU, Hans Peter Willi, in der «NZZ am Sonntag».

So soll es etwa möglich sein, den Abfluss aus den Stauseen am Grimsel bei Hochwassergefahr in der Stadt Bern zu drosseln. Analysen zeigten, dass sich durch Massnahmen bei den Stauseen die Wasserspitzen generell um 10 bis 15 Prozent brechen liessen, sagte Willi.

Der Einbezug der Stauseen in den Hochwasserschutz ist Teil eines Berichts zu Naturgefahren, den das BAFU im Frühling 2015 vorlegen will. Zu klären ist dabei insbesondere die Frage, wie die Kraftwerkbetreiber für ihren Beitrag zum Hochwasserschutz entschädigt werden sollen.

Schutz vor Überschwemmungen abseits von Flüssen
Das BAFU arbeitet zudem an einem Berechnungsmodell, das aufzeigen soll, welche Gebiete des Landes durch sogenannte Oberflächenabflüsse gefährdet sind – also durch Überschwemmungen abseits von Gewässern. BAFU-Sprecherin Eliane Schmid bestätigte eine entsprechende Meldung in der «SonntagsZeitung».

Gemäss BAFU-Vizedirektor Josef Hess nehmen solche Hochwasserereignisse abseits von Bächen und Flüssen durch die immer intensiveren Gewitter zu. Bislang seien die Gefahrenprognosen aber auf Gewässer ausgerichtet, ein wirksamer Schutz vor Oberflächenabflüssen existiert nicht.

Gemäss Hess soll 2015 damit begonnen werden können, jene Gebiete zu identifizieren, welche durch Hochwasser auf offenem Gelände gefährdet sind.

Umsiedlung als letzte Massnahme
Doch nicht überall können Schutzmassnahmen der Behörden die Bevölkerung ausreichend vor Naturgefahren schützen. Könnten besonders gefährdete Gebäude auch mit baulichen Massnahmen nicht geschützt werden, müssten Umsiedlungen wie jüngst in Weggis LU ins Auge gefasst werden, sagte Hans Peter Willi in der Samstagsrundschau von Schweizer Radio SRF.

Welche Gebäude in der Schweiz besonders von Hochwasser, Erdrutschen oder Felsstürzen gefährdet sind, zeigen die kantonalen Gefahrenkarten. Im Kanton Bern beispielsweise leben rund 2000 Personen in roten Zonen – gemäss Willi sind diese Personen einer erheblichen Gefahr ausgesetzt.

Das Problem sei aber nicht nur die Gefährdung des Lebens, sondern auch die Entwertung des Bodens: Land in einer roten Zone sei «kein Bauland mehr», sagte Willi. Das Ziel müsse sein, dass diese Wertverluste sowie die durch Objektschutzmassnahmen entstehenden Kosten solidarisch getragen würden.

Wieder Unwetter in Schangnau
Im Unwettergebiet von Schangnau und Bumbach im Kanton Bern blieb die Situation auch am Wochenende angespannt. Nach einem heftigen Gewitter am frühen Samstagmorgen trat der Bumbach erneut über die Ufer, setzte Keller unter Wasser und beschädigte Strassen.

Bereits abgeschlossene Aufräumarbeiten von den früheren Unwettern wurden wieder weitgehend zunichte gemacht. Vorübergehend wurde auch für die Emme Hochwasseralarm ausgelöst. Die Lage beruhigte sich dann im Verlauf des Samstags wieder. (awp/mc/ps

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