Danke Oswald Grübel!

Danke Oswald Grübel!

Oswald Grübel.

Kommentar von Helmuth Fuchs

Der Verwaltungsratspräsident Kaspar Villiger hat Oswald Grübel laut «NZZ am Sonntag» «bekniet», dass er noch bleibt. Ein würdevolles Bild. Also muss man Oswald Grübel von Herzen für seine grossartige Leistung bei der UBS danken. Nur: Wofür genau?

Nach dem Debakel der UBS, die mit staatlichen Garantien gerettet werden musste – was sich im Nachhinein zumindest bis jetzt auch für den Staat gerechnet hat – hätte man eigentlich irgendwie einen fundamentalen Umbau der Bank erwartet unter Oswald Grübel. Das Gegenteil ist eingetreten:

  • Das wenig prestigeträchtige, dafür um so stabilere und für die Schweiz bedeutende Retail & Corporate Geschäft wird bezüglich Personal abgebaut von 12’187 auf 11’586 Personen*
  • In derselben Zeit wächst das Investment Banking von 16’130 auf 17’776 Personen.
  • Während Retail & Corporate in der Zeit von Q2 2009 – Q2 2011 einen Beitrag vor Steuern von 4’324 Millionen Franken leistete, kam das hochgelobte Investment Banking gerade einmal auf 465 Millionen Franken.
  • Retail & Corporate benötigte operative Ausgaben von 6’375 Millionen CHF (wovon alleine 2’023 im Q2 2009 mit dem Wealth Management zusammen), während in derselben Zeit im Investment Banking operative Ausgaben von 21’343 Millionen CHF anfielen.
  • Der Netto Geldabfluss in Grübels Ära betrug 204’300 Millionen (204 Milliarden) CHF.
  • Den Aktionären wurde in dieser Periode 9’222 Millionen CHF zugewiesen.
  • Bis Ende Jahr dürften alleine in den Bonus Pool der UBS etwa geich viel geflossen sein, wie allen Aktionären zusammen zugewiesen wird.
  • Vom Höchstkurs von fast 19 CHF sind aktuell noch 9.66 CHF geblieben.

*Nach der Umstrukturierung im Q3 2009. Zuvor wurde im Geschäftsbericht der Bereich «Wealth Management & Swiss Bank» ausgewiesen, ab Q4 2009 «Retail & Corporate»

Schon Marlene Dietrich stellte die entscheidende Frage
Da das Investment Banking also

  • weder finanziell Sinn macht,
  • ein fast unkalkulierbares Risiko darstellt und
  • die Schweiz politisch dauernd in Notsituationen manövriert,

würde man annehmen, dass nach Grübel, der Ikone des Bankings vergangener Tage, jetzt eine neue Zeit anbrechen wird. Weit gefehlt. Mit Sergio P. Ermotti wird einer der erfolgreichsten Schweizer Wall Street Investment Banker als Nachfolger von Oswald Grübel positioniert. Kaspar Villiger rutscht also nicht nur vor Oswald Grübel auf den Knien rum, sondern huldigt weiterhin dem Mythos des unabdingbaren Investment Bankings und dem Diktat der Wall Street. Echte Zukunft, vor allem für ein unabhängiges, dem Schweizer Standort verpflichtetes Banking, sieht anders aus. Die Frage von Marlene Dietrich (und später Pete Seeger) bleibt also unbeantwortet: When will they ever learn?

Symbolbild UBS Zahlen unter Grübel

Zahlen zusammengestellt vom Autor, Quelle UBS Quartals- und Jahresabschlüsse.

Kursentwicklung der UBS-Aktie in der Zeit von Oswald Grübel.

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