Des chinesischen Yuan Afrikalandung

Des chinesischen Yuan Afrikalandung

Von Dr. Edoardo Beretta. (Foto: zvg)

Dass der Yuan, nämlich die chinesische Währung, seit Jahren auf dem Vormarsch zur international brauchbaren Reservewährung ist, gilt als unbestritten. Der Weg dahin hat zunächst über die Schliessung regionaler Währungsbündnisse mit strategischen Handelspartnern im asiatischen Raum bis zur kürzlichen Neugewichtung der Sonderziehungsrechte (SZR) des Internationalen Währungsfonds (IWF) hingeführt, der die chinesische Geldeinheit ab dem 30. September 2016 in seinen Währungskorb aufnehmen wird. Der letzte Schachzug auf dem Spielbrett internationaler Währungsverhältnisse scheint nun Simbabwes Übernahme des Yuan als nationalen Geldes zu sein, mit der China in Afrika nicht nur kommerziell (wie bereits), sondern nun auch finanziell Fuss fassen könnte.

Wie höchste Regierungsvertreter des afrikanischen Staats vor einigen Tagen verkündet haben, würde die Einführung des Yuan infolge eines parziellen Schuldenerlasses seitens Chinas hervorgehen. Wenn im Falle Panamas, das den US-Dollar schon seit 1904 zur (parallelen) nationalen Geldeinheit gemacht hat, von „Dollarisierung“ (dollarization) – bei Anwendung des Euro hingegen von „Euroisierung“ (euroization) – die Rede ist, könnte bald auch dem (zugegebenermassen gewöhnungsbedürftigen) Begriff „Yuanisierung“ der Durchbruch gelingen. Aber welche Ziele könnte China über seine Währung eigentlich verfolgen? Zum einen spielt die internationale Anerkennung, die damit einhergeht, über eine Reservewährung zu verfügen, eine besonders wichtige Rolle, um die chinesische Nation immer mehr auf höchster globaler Ebene zu etablieren. Zum anderen sind mit so genannten Schlüsselwährungen (z. B. dem US-Dollar, Euro usw.) nicht zu vernachlässigende Privilegien verbunden, die sich vor allem mit der direkten Anwendbarkeit der eigenen Währung bei der Abwicklung von kommerziellen und finanziellen Auslandstransaktionen zusammenfassen lassen. Reservewährungsnationen befinden sich auch bei der Rückerstattung von Auslandsanleihen, die China aufgrund seiner milliardenschweren Devisenbestände zurzeit bei weitem nicht nötig hat, in der vorteilhaften Stellung, sich keine Auslandsgelder (wie im Falle von Schwachwährungsländern) besorgen zu müssen.

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Was offen bleibt, ist, ob eine „Yuanisierung“ der simbabwischen Wirtschaft, die von dramatischer Hyperinflation und Wechselkursabwertung geplagt ist, auch zugute kommen würde. Eine entscheidende Frage ist dabei, wie der afrikanische Staat die nötigen Yuan zur Abwicklung der täglichen Geschäfte beschaffen wird. Wird es wegen der vollständigen Integration des lokalen mit dem chinesischen Banken- und Finanzsystem kostenfrei erfolgen? Oder wird Simbabwe seine neue Währung nur über regelmässige Leistungsbilanzüberschüsse oder Auslandsanleihen – sprich: durch kostenträchtige Anzapfung der eigenen Devisenreserven – erwirtschaften müssen? Der potenzielle Ausgang der simbabwisch-chinesischen Währungsliaison hängt jedenfalls auch von der Beantwortung dieser Fragen ab. Was man schon jetzt weiss, ist, dass die Ersetzung der eigenen Währung durch eine ausländische von Währungsexperten meistens nur dann empfohlen wird, wenn enge, territorial nahe Handelsbeziehungen zwischen zwei Ländern vorliegen, wovon eins zumeist klein und vom Nebenland wirtschaftlich abhängig ist. Solche Eigenschaften liegen im simbabwisch-chinesischen Fall allerdings nur bedingt vor, was die Erfolgsquote des Projekts nicht zwangsläufig steigert. Wahrscheinlicher ist dennoch, dass China vor allem an der Ausweitung seiner Marktposition in der internationalen Währungsarena interessiert ist und mit solchen Aktionen Zeichen setzen will.

Egal aber, wie weit der Yuan im globalen Gebrauch kommen wird. Der Verlierer steht allemal schon jetzt fest – und er ist beileibe nicht der US-Dollar. Er ist hingegen der Euro, der immer mehr – sei es wegen des schwächelnden Aufschwungs oder der Uneinigkeit bei der europäischen Wirtschafts- und Währungspolitik – ins Abseits gedrängt zu werden droht, während die amerikanische Währung (trotz zunehmender Konkurrenz und Reputationsschmälerung infolge der globalen Finanzkrise) mit Abstand immer noch „die Gejagte“ bleibt. Und das Rad wird sich allem Anschein nach auch nicht so schnell wieder drehen.

Über den Autor:
Dr. Edoardo Beretta ist promovierter Post-Doc Forscher an der Wirtschaftswissenschaftlichen Fakultät der Università della Svizzera italiana (USI).
Bisherige Publikationen: http://search.usi.ch/people/a332478da15cca587c46aad28af14814/Beretta-Edoardo/publications

1) http://databank.worldbank.org/data/reports.aspx?source=world-development-indicators#

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