Die Schweizer Wirtschaft hat Netto-Null-Bock

Die Schweizer Wirtschaft hat Netto-Null-Bock
CKW-Solaranlage Dreilinden. (Bild: CKW)

Zürich – Die hiesige Wirtschaft scheint Bock zu haben: Innert Jahresfrist hat sich die Anzahl Unternehmen mehr als verdoppelt, welche sich der «Science Based Targets Initiative» (SBTi) angeschlossen und sich damit wissenschaftsbasierte Reduktionsziele im Klimaschutz gesetzt haben oder dies zumindest beabsichtigen. Der WWF zeigt sich im neuen Faktenblatt «Science Based Targets Initiative: Schweiz 2022» erfreut über die Entwicklung. Doch damit die Ziele des Pariser Abkommens erreicht werden, braucht es noch viel mehr Engagement von Grossunternehmen und KMU gleichermassen.

  • Klimabestrebungen wie Netto-Null-Ziele nehmen vermehrt Einzug in die globale Wirtschaft. Die SBTi unterstützt Unternehmen dabei, wissenschaftlich fundierte Klimaziele für den Treibhausgasausstoss über die ganze Wertschöpfungskette hinweg zu setzen.
  • 2021 war sowohl in der Schweiz wie auch weltweit ein Rekordjahr für die SBTi, 2022 wird das Vorjahr überbieten können. Mit der Initiative werden so bereits über 360 Millionen Tonnen CO2 von Schweizer Unternehmen verursachten Emissionen abgedeckt.
  • Global haben sich bereits über 1’600 Unternehmen der SBTi angeschlossen. Im Vergleich zum Juli 2021 mit 35 Unternehmen haben bis Ende Juli 2022 88 Schweizer Unternehmen bei der SBTi eine Absichtserklärung abgegeben oder bereits Ziele gesetzt. Seit Publikation des neuen Netto-Null-Standards der SBTi sind viele Zielankündigungen hinzugekommen.

Zitat Lene Petersen, Klimaschutzexpertin beim WWF Schweiz:
«Die Wirtschaft spielt eine massgebliche Rolle bei der Reduktion von Emissionen und dem Aufbau einer widerstandsfähigen, emissionsarmen Wirtschaft. Mit einer wirksamen Klimaschutzstrategie sind Unternehmen besser für die Zukunft gerüstet und damit langfristig erfolgreicher als Unternehmen ohne glaubwürdiges Engagement.»

Die Grossen gehen voran, aber noch längst nicht alle
Das neue Faktenblatt des WWF zeigt, bis Ende Juli 2022 haben sich 88 Schweizer Unternehmen aus 10 verschiedenen Wirtschaftssektoren der SBTi angeschlossen. Von diesen 88 Unternehmen haben 39 validierte Ziele mit entsprechendem Emissionsreduktionspfad: 28 davon sind kompatibel mit maximal 1.5°C Erwärmung, 7 Ziele sind deutlich unter 2°C und ein Unternehmen ist auf 2°C-Kurs. Ein Blick auf den Swiss Market Index (SMI) zeigt, dass sich 11 von 20 gelisteten Firmen in der SBTi engagieren und sich 8 davon konkrete Ziele gesetzt haben. Auch 10 der 15 Schweizer Fortune 500 Firmen sind der Initiative beigetreten, wovon sich 5 Unternehmen bereits Ziele gesetzt haben. Hier ist klares Engagement von den verbleibenden Grossen gefordert. Aber nicht nur die Grossen sind gefragt, auch viele KMU werden sich in den nächsten Jahren stärker engagieren müssen, um wettbewerbsfähig zu bleiben. Das ist enorm wichtig, machen sie doch 60% der Wertschöpfung aus. Ihnen wird vermehrt auch Hilfestellung geboten, zum Beispiel mit dem «SBTi-Projekt von go for impact», welches u.a. von economiesuisse und dem WWF Schweiz unterstützt wird.

Kein Greenwashing: Netto-Null-Zustand als Ziel
Immer mehr Unternehmen preisen ihre Produkte oder Dienstleistungen als klima- oder CO2-neutral an. Dies sind sie aber erst, wenn der Netto-Null-Zustand erreicht ist. Davon sind wir aktuell noch weit entfernt, aber eine entsprechende Zielsetzung ist der erste Schritt. 2021 hat die SBTi den global ersten Netto-Null-Standard publiziert und seitdem können sich Unternehmen wissenschaftsbasierte Netto-Null-Ziele setzen: Dies sind langfristige Ziele, welche mit kurzfristigeren Zwischenzielen ergänzt sein müssen. Hier beginnt glaubwürdiger Klimaschutz von Unternehmen, der nur dann wirksam wird, wenn die konkreten Ziele auch konsequent umgesetzt werden. (WWF/mc/ps)

Download: WWF-Faktenblatt «Science Based Targets Initiative: Schweiz 2022«

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