Doris Leuthard: «Die Schweiz ist top of the top»

Doris Leuthard: «Die Schweiz ist top of the top»

Impulsgespräch mit Prof. Dr. Wolfgang Franz, BR Doris Leuthard, Philipp Hildebrand und Moderatorin Christina Maier. © SEF 2012

Interlaken – «Die Untergrenze des Euro ist für unser Land überlebenswichtig.» Mit diesen Worten eröffnete Bundesrätin Doris Leuthard das 14. Swiss Economic Forum in Interlaken, an dem überraschend auch Philipp Hildebrand, der frühere Präsident der Nationalbank auftrat.

Ohne die 1.20-Untergrenze müssten viele Betriebe den Werkplatz Schweiz aufgeben, erklärte Leuthard. Sie dankte der Nationalbank im Namen des Bundesrates für ihre Unterstützungspolitik. Unser Land schlage sich trotz der weltweiten Turbulenzen «einigermassen wacker». Die Schweiz sei «top of the top», dies, weil sie in der Krise viele ihrer bewährten Mittel nicht ausgehebelt, sondern weitergeführt hat. «Andere Staaten sollten unsere Rezepte studieren».
Philipp Hildebrand war seit seinem Abgang im Januar nicht mehr öffentlich aufgetreten. Griechenland sei wichtig, aber «viel wichtiger ist, dass das Bankensystem in den nächsten Wochen stabilisiert und rekapitalisiert wird». Die EZB sei in der Lage, das zu tun. «Tut sie das nicht, kommen wir in einen Teufelskreis.» Über seine Zukunft befragt, sagte Hildebrand, er werde «irgendwo auf der Welt meine Erfahrung wieder in die Privatwirtschaft einbringen». Und: Man könne «einen Schweizer aus der Schweiz nehmen, aber nie die Schweiz aus einem Schweizer».Für das jetzige Chaos gebe es eine «kollektive Schuld». Alle seien daran beteiligt: die Finanzmärkte, die Banken, die Politik, die Medien, die Wissenschaft.

Fallhöhe für Griechenland tiefer
Wolfgang Franz, der Vorsitzende der deutschen Wirtschaftsweisen und Präsident des Zentrums der europäischen Wirtschaftsforschung, erklärt, im Zweifelsfall müssten die Griechen freiwillig aus dem Euro aussteigen. Diese Frage hänge von den Wahlen ab, die faktisch eine Abstimmung über den Verbleib in der Eurozone seien. Bei negativem Ausgang erfolge ein Stopp der Zahlungen. Das sei nicht mehr ganz so schlimm wie vor zwei Jahren. Es sei vergleichbar mit einem Sprung aus dem ersten oder zweiten Stockwerk gegenüber dem zehnten vorher. Denn die Kapitalisierung der Banken sei inzwischen besser. Aber das Risiko der Ansteckung bleibe: Spekulationen gegen einzelne Länder.

Monika Walser, CEO von Freitag lab. erklärte: «Wir möchten um zwanzig Prozent wachsen und wir schaffen das». Vor allem in Asien sieht das Unternehmen eine Chance. Das in Zürich geborene Unternehmen wolle in Zürich bleiben. «Freitag gehört zu Zürich. Nostalgie und Wirtschaftlichkeit – beides hat bei uns Platz».

Oskar Schwenk, CEO und Chairmann der Pilatus Flugzeugwerke lässt die Kritik an Flugzeugverkäufen an Indien und Saudiarabien «kalt». Flugzeuge seien grundsätzlich für alles verwendbar. Schwenk sagt, er sei «sehr fordernd». Verwaltungsrat und Geschäftsleitung müssten 100-prozentig übereinstimmen. Sein Nachfolger muss seine Strategie nahtlos umsetzen, «sonst geht das Ganze gar nicht. Unter den Managern gibt es viele Warmduscher, die den ganzen Tag nur darauf achten, keine Fehler zu machen.»

Hansjörg Wyss: Chefs «im Übergwändli»
Hansjörg Wyss, Gründer und Chairman des Medizinalunternehmens Synthes ist überzeugt, dass Innovation Chefsache sei. Consultants würden zur Führungsstrategie «sehr wenig beitragen». Es sei wichtig, dass die Generaldirektion und der Verwaltungsrat die Produkte, die man produziere, genau kennen. «Der Verwaltungsrat soll sich nicht nur mit Finanzen befassen. In vielen Firmen, fahren die obersten Gremien in schönen Autos herum, aber wissen nicht, was sie produzieren.» Wyss plädiert dafür, dass die Chefs «im Übergwändli» die Produktion immer hinterfragen, immer verbessern.

Richard Wiseman, Psychologe, Verhaltensforscher und Autor zeigte Beispiele aus dem «Glückslabor». Sie deuten darauf hin, dass Menschen ihr Glück oder Unglück durch ihr Wirken und ihr Denken selbst schaffen. «Es gibt jene, die Chancen haben und jene, die ihre Chancen verpasst haben. Alle unglücklichen Menschen haben ihre Chancen verpasst. Die Glücklichen waren entspannter, sie sahen die Chancen.» Die Glücksforschung zeige, dass die Vergangenheit keinen Einfluss auf die Zukunft habe, wenn es ums Glück geht. Veränderungen seien möglich.

Den Abend beschliessen die 1250 Teilnehmenden am Swiss Economic Forum 2012 nun mit dem Networking-Abend an kulinarisch reizvollen Marktständen und bei verschiedenen Show-Darbietungen. Morgen Freitag um 7.30 Uhr beginnt der zweite Tag am Swiss Economic Forum 2012. Höhepunkte sind die Auftritte von Steve Forbes, Oskar Lafontaine und Paul Bulcke. Ein weiteres Highlight stellt die Verleihung des Swiss Economic Award dar. (SEF/mc/ps)

Das Schweizer Fernsehen überträgt die gesamte Veranstaltung live. Sendetermine SF ECO Spezial:
Freitag, 8. Juni, 8.30 Uhr – 13.00 Uhr, SF info Freitag, 8. Juni, 13.00 – 17.30 Uhr, SF 1

Das Schweizer Radio ist für die Live-Berichterstattung mit einem Studio vor Ort. Sendetermine Radio:
DRS 3 sendet täglich von 10.00 – 12.00 Uhr DRS 4 News sendet täglich von 14.00 – 16.00 Uhr

Partner
Das Swiss Economic Forum wird von den Premium-Partnern Allianz Suisse, AMAG, BKW, IBM, PwC, Swisscom und UBS massgebend unterstützt. Weitere wichtige Partner sind die SBB, Swiss, USM, die Wirtschaftsförderung des Kantons Bern und die Tourismusregion Interlaken. Medienpartnerschaften bestehen mit dem SRF Schweizer Radio und Fernsehen und der NZZ.
Bildmaterial

Web-Cast der Referate
Web-Casts mit Video und Powerpoint-Präsentationen werden wo möglich ca. 15 Minuten nach dem jeweiligen Referat auf der Website aufgeschaltet: http://www.swisseconomic.ch/sef-2012/live-2012

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