Europas Unternehmen fürchten um ihre Wettbewerbsfähigkeit gegenüber Asien

Europas Unternehmen fürchten um ihre Wettbewerbsfähigkeit gegenüber Asien

Beatrix Morath, Managing Partner von Roland Berger Strategy Consultants in Zürich.

Zürich / München – Europas Wirtschaft stagniert, dennoch blicken europäische Unternehmen positiv in die Zukunft. Drei Viertel der Befragten erwarten 2015 wieder ein starkes Wirtschaftswachstum. Wenn es allerdings um die Wettbewerbsfähigkeit Europas geht, sind die Aussichten düster: 76 Prozent gehen davon aus, dass Europa seine Wettbewerbsfähigkeit verlieren wird – vor allem gegenüber Asien. Doch auch gegenüber Nord- und Südamerika werden europäische Unternehmen voraussichtlich ins Hintertreffen geraten. «Auch wenn Schweizer Unternehmen die Wettbewerbsfähigkeit der Schweizer gegenüber Europa als steigend einstufen, sehen sie eine Notwendigkeit zur fortlaufenden Optimierung/Restrukturierung. Es wird sogar mit einer Zunahme der erforderlichen Massnahmen gerechnet», sagt Beatrix Morath, Managing Partner von Roland Berger Strategy Consultants in Zürich. So lauten die Ergebnisse der internationalen Restrukturierungsstudie 2013 «Europe’s competitiveness» von Roland Berger Strategy Consultants.

«Europa sollte wirtschaftlich und politisch noch stärker zusammenwachsen. Ansonsten könnte sich die Lage für Unternehmen aus den angeschlagenen südeuropäischen Ländern weiter verschlechtern», erklärt Roland Berger-Restrukturierungsexperte Jakob Rüden. Doch bei den Unternehmen Skepsis herrscht hier: Über 60 Prozent der Befragten bezweifeln, dass die aktuellen politischen Massnahmen in den einzelnen Ländern das Vertrauen in Europa stärken können.

Unternehmen glauben an die europäische Währungsunion
Als einheitlicher Währungsraum ist Europa dennoch beliebt: So sehen fast 40 Prozent durch die Währungsunion grosse Vorteile für ihr Unternehmen und schätzen die Zukunft der EU positiv ein. Lediglich 12 Prozent der Umfrageteilnehmer glauben, dass es in den nächsten Jahren zu einer Auflösung der europäischen Währungsunion kommen wird. Entsprechend positiv sind auch die Erwartungen der meisten europäischen Firmen, was die Umsatzentwicklung bis 2014 betrifft. Doch immerhin gehen fast 40 Prozent von ihnen von stagnierenden oder sogar rückläufigen Umsätzen aus.

Um ihr Wachstum weiter voranzutreiben, plant daher die Mehrzahl der Befragten stärkere Investitionen in Westeuropa und Asien sowie Zentral- und Osteuropa. Ungeachtet der regionalen Expansion sind fehlende Fachkräfte (50%), eine rückläufige Nachfrage in einzelnen europäischen Ländern (48%) sowie mangelnde Risikobereitschaft des Managements (38%) problematisch für das künftige Wachstum.

Restrukturierung als Daueraufgabe
Aufgrund des volatilen Wirtschaftsumfelds planen bereits über 70 Prozent der europäischen Firmen mithilfe von Szenarien und führen regelmässig Restrukturierungsmassnahmen durch. Dabei stehen Kostensenkungen und Effizienzsteigerungen (77%), Wachstumsinitiativen (76%) sowie Anpassungen der Strategie und Geschäftsmodelle (69%) ganz oben auf der Agenda.

Damit diese Massnahmen tatsächlich erfolgreich sind, benötigen sie die wichtige Unterstützung des Top-Managements (89%) sowie eine offene Kommunikation der Ziele und Fortschritte (78%).

Finanzierung über Working Capital Management
Geht es um die Einschätzung der derzeitigen und künftigen Liquidität, so sind die Meinungen der europäischen Manager zwiespältig. Während Unternehmen in Südwesteuropa ihre Situation eher kritisch einschätzen, sind die anderen zufrieden. Um die Liquidität im Unternehmen zu sichern, haben interne Finanzierungsquellen im Vergleich zum Vorjahr nochmals an Bedeutung gewonnen und stehen weiterhin an oberster Stelle (79%).

Doch auch andere Working Capital-Massnahmen spielen eine wichtige Rolle. So optimieren viele europäische Firmen ihre Vorräte (56%), setzen auf ein schnelleres Forderungsmanagement (55%) und weiten ihre Zahlungsziele aus (44%). Unter den externen Finanzierungsquellen bevorzugen Firmen weiterhin die Bankkredite (54%). So planen die meisten Unternehmen bestehende Kreditlinien zu verlängern (44%) oder auszuweiten (35%). «Firmen sollten jedoch auch die Finanzierungsrisiken im Auge behalten», warnt Berger-Experte Rüden. «Denn verschlechtert sich plötzlich das wirtschaftliche Umfeld, so können Unternehmen schnell in Schieflage geraten, wenn sie ihre Finanzierung zu sehr auf Kante genäht haben.» (Roland Berger/mc/ps)

Über Roland Berger
Roland Berger Strategy Consultants, 1967 gegründet, ist eine der weltweit führenden Strategieberatungen. Mit rund 2.700 Mitarbeitern und 51 Büros in 36 Ländern ist das Unternehmen erfolgreich auf dem Weltmarkt aktiv. Die Strategieberatung ist eine unabhängige Partnerschaft im ausschliesslichen Eigentum von rund 250 Partnern.

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