EY: Korruption – Unternehmen und ihre Führungskräfte gefordert

EY: Korruption – Unternehmen und ihre Führungskräfte gefordert
(Foto: Bernad - Fotolia.com)

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Zürich – Der 14. Global Fraud Survey 2016 von EY mit dem Titel «Corporate misconduct – individual consequences» zeigt, dass grössere Transparenz in Zeiten vermehrter geopolitischer Spannungen und höherer Volatilität an den Finanzmärkten eine weltweite Forderung darstellt. Die immer stärkeren Bedrohungen durch Cyberkriminalität und Terrorismusfinanzierung sowie zuletzt die Enthüllungen eines weitverbreiteten möglichen Missbrauchs von Offshore-Ländern haben den Handlungsdruck auf die Regierungen sowie den Druck auf Unternehmen, Betrug, Bestechung und Korruption aufzudecken und zu bekämpfen, erhöht.

Die zwischen Oktober 2015 und Januar 2016 durchgeführte Umfrage bei fast 3’000 Geschäftsführern aus 62 Ländern (davon 50 Interviews in der Schweiz) zeigt, dass Unternehmen mit überwältigender Mehrheit eine grössere Tranparenz in Bezug auf die wirtschaftlichen Eigentümer fordern. Schweizer Führungskräfte (92%) liegen mit den weltweit Befragten (91%) auf einer Höhe, wie wichtig die Ermittlung des letztendlichen Eigentümers von Unternehmen, mit denen sie geschäftlich verkehren, ist.

Michael Faske, Leiter Fraud Investigation & Dispute Services von EY Schweiz, bemerkt: «Wir konstatieren nach wie vor, dass die Bekämpfung der Korruption weiterhin zu den weltweiten Prioritäten zählt. Angesichts des kontinuierlichen Schwerpunkt der aktiven Korruptionsbekämpfung auf dem Verhalten Dritter und der jüngsten Enthüllungen eines möglichen Missbrauchs von Offshore-Finanzstrukturen tun Unternehmenschefs gut daran, sich auf eine genaue Kenntnis ihrer Kunden, Partner und Lieferanten zu konzentrieren. Eine höhere Transparenz steht eindeutig mit im Zentrum eines breiten öffentlichen Interesses.»

Korruption in der Schweiz nur für 8 % der Befragten ein Problem
Eine grössere Transparenz ist jedoch nur eine Seite der Lösung eines Problems, bei dem es weltweit keinerlei Anzeichen einer Besserung gibt. Insgesamt glauben 39% aller Befragten, dass Bestechungs- und Korruptionspraktiken in ihrem Land weit verbreitet sind. Dies ist gegenüber 2014 (38%) und 2012 (38%) nur eine geringfügige Veränderung. Überraschenderweise sehen das nur 8% der Schweizer Befragten so. Während die Wahrnehmung in der Schweiz eindeutig eine andere ist, ist Korruption in der übrigen Welt immer noch weit verbreitet: 51% der Befragten in Schwellenländern glauben, dass Bestechung- und Korruption in Unternehmen gang und gäbe sind. Mag auch in der Schweiz das Gefühl herrschen, Korruption sei hier keine übliche Praxis, so räumen doch 38% der Schweizer Befragen ein, unethisches Verhalten zum Erreichen finanzieller Ziele rechtfertigen zu können.

Koordinierte Anstrengungen der Behörden zur Ausrottung von Korruption
Die Behörden haben die Bedrohung erkannt, dass Bestechung und Korruption Finanzsysteme bereits unter Druck setzen und arbeiten grenzüberschreitend immer enger zusammen, um kriminelle Aktivitäten von Einzelpersonen zu verfolgen. Derartige Durchsetzungsmassnahmen scheinen bei den Umfrageteilnehmern breiten Anklang zu finden: 80% der Schweizer Befragten bzw. 83% der weltweit Befragten teilen die Auffassung, dass eine strafrechtliche Verfolgung von Einzelpersonen dazu beiträgt, künftig von Betrug, Bestechung und Korruption abzuschrecken.

Die Umfrage ergab auch, dass in Schwellenländern (1) die Auffassung herrscht, Einzelpersonen, die sich der Korruption schuldig gemacht haben, würden nicht belangt: 70% der Befragten in Brasilien und 56% der Umfrageteilnehmer in Afrika und Osteuropa sind der Ansicht, der Staat sei zwar verfolgungswillig, aber es fehlten wirksame Verurteilungen.

Besserer Einsatz von Technologien eine Antwort
Faske merkt an: «Eine stärkere weltweite Zusammenarbeit der Vollzugsbehörden erschwert es Betrügern und Bestechungsgeldzahlern, einer Verfolgung zu entgehen. Da es jedoch den Antworten der Umfrageteilnehmer zufolge keine Anzeichen dafür gibt, dass ein solches Fehlverhalten abnimmt, sind Unternehmen weiterhin hohen Risiken durch kriminelle Aktivitäten einer kleinen Minderheit von Angestellten ausgesetzt. Ein besserer Einsatz von Technologien ist sicherlich eine Antwortmöglichkeit. Es kann noch mehr getan werden, um forensische Datenanalysen wie eine ständige Überwachungssoftware zu nutzen, um mit diesen Risiken umzugehen und die Compliance und allfällige Untersuchungsergebnisse zu verbessern.»

In Märkten, in denen Staat und Behörden Schritte unternommen haben, um hart gegen Unredlichkeit vorzugehen, gibt es einige positive Anzeichen. In Indien etwa wurden von der Regierung Massnahmen für eine höhere Transparenz und eine energische Bekämpfung der Korruption eingeleitet. Die Befragten aus diesem Land sind der Ansicht, dass die im Land weit verbreitete Korruption und Bestechung von 67% im Jahr 2014 auf 58% in diesem Jahr zurückgegangen sind. In China berichten 74% der dortigen Befragten von einer wirksamen Umsetzung. Dies belegt den offensichtlichen Erfolg der Korruptionsbekämpfung durch den chinesischen Staat.

Solide Compliance, solides Wachstum?
Eine Expansion in neue Märkte ist für die meisten Unternehmen wichtig, auch wenn eine solche Expansion neue und weniger bekannte Risiken mit sich bringt. Die Umfrage zeigt, dass Unternehmen es oft versäumen, geeignete Massnahmen zur Steuerung und Verringerung ihres Risikopotenzials zu ergreifen.

  • Jedes fünfte Unternehmen bezieht Dritte nicht in die Due Diligence bezüglich der Korruptionsbekämpfung mit ein
  • Jedes dritte Unternehmen beurteilt keine länder- oder branchenspezifischen Korruptionsrisiken, bevor es Investitionen tätigt
  • Nur jedes zweite Unternehmen nutzt Technologien wie forensische Datenanalysen, um Risiken zu erkennen und abzumildern

Innovation als zentraler Faktor bei der Bekämpfung neuer Risiken
Mitarbeiter, die Betrugsfälle melden, bleiben eine wichtige Informationsquelle für vermutetes Fehlverhalten. Laut der diesjährigen Umfrage verfügen 55% der Unternehmen über Whistleblower-Hotlines. Behörden begrüssen derartige Hinweise und in einigen Ländern wie etwa den USA erhalten Informanten erhebliche finanzielle Anerkennungen. Allerdings sind derartige Mechanismen nicht immer effektiv. Die Umfrageteilnehmer berichten über Hindernisse bei der Nutzung dieser Mechanismen: 10% der Schweizer Befragten (18% weltweit) führen an, ihre Loyalität gegenüber Kollegen würde sie davon abhalten, einen Betrugs-, Bestechungs- oder Korruptionsfall zu melden, und 12% (gegenüber 19% weltweit) geben die Loyalität gegenüber ihrem Unternehmen als Hemmnis an.

Faske bemerkt: «Wir wissen, dass vertrauliche Hinweise der üblichste Weg für die Aufdeckung von Betrug, Bestechung und Korruption sind. Aber noch nicht einmal die Hälfte der Unternehmen weltweit verfügt über Whistleblower-Hotlines. Zudem lässt sich recht eindeutig beobachten, dass einige Mitarbeitende – aus sehr unterschiedlichen Gründen – bereit sind, vertrauliche Daten ihrer Unternehmen zu missbrauchen oder anderen, Firmenfremden, den Zugriff auf diese Daten zu ermöglichen. Die Auseinandersetzung mit derartigen Cyber- und Insiderbedrohungen sollte für Geschäftsführer und Vorstände ganz oben auf der Agenda stehen. Ganze 41% der Schweizer Chief Financial Officer und 59% der CFOs weltweit sehen Cyberkriminalität als ein geringes Risiko an – eine Perspektive, die eine grosse Herausforderung darstellt.»

Zum 14. Global Fraud Survey von EY 2016: «Corporate misconduct – individual consequences»
Zwischen Oktober 2015 und Januar 2016 führten unsere Forscher des globalen Marktforschungsinstituts Ipsos MORI 2’825 Interviews in der Landessprache mit führenden Entscheidungsträgern aus einer Stichprobe der grössten Unternehmen in 62 Ländern.

(1) Für die Zwecke dieses Berichts umfasst der Begriff «Schwellenländer» Ägypten, Argentinien, Brasilien, Bulgarien, Chile, China (Festland), Estland, die SAR Hongkong, Indien, Indonesien, Israel, Jordanien, Kenia, Kolumbien, Kroatien, Lettland, Litauen, Malaysia, Mexiko, Nigeria, Oman, die Philippinen, Polen, Rumänien, Russland, Saudi-Arabien, Serbien, die Slowakei, Slowenien, Südafrika, Südkorea, Taiwan, Thailand, die Tschechische Republik, die Türkei, Ungarn, die Ukraine, die Vereinigten Arabischen Emirate und Vietnam.

 

Über die globale EY-Organisation
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