Familien-Unternehmen: stabil, aber herausgefordert

Familien-Unternehmen: stabil, aber herausgefordert

Zürich – Die Schweizer Familienunternehmen haben ein herausforderndes Jahr hinter sich, mit hartem Preiswettbewerb, Wechselkursproblematiken und einem starken Schweizer Franken. Ihre Wachstumsaussichten schätzen sie deshalb deutlich konservativer ein als ihre weltweiten Pendants. Jedem zweiten Unternehmen macht der Fachkräftemangel zu schaffen. Die Unternehmer wünschen sich weniger Bürokratie, eine kleinere Steuerbelastung und einfachere Finanzierungsmöglichkeiten. Dies sind Erkenntnisse aus der aktuellen PwC-Studie «Family Business Survey 2012», für die PwC weltweit Führungspersonal von 1952 Familienunternehmen in 30 Ländern befragte, darunter über 250 aus der DACH-Region Deutschland, Österreich und Schweiz.

Zwei Drittel der Familienunternehmen weltweit konnten ihren Umsatz im letzten Jahr steigern. In der Schweiz ist es die Hälfte der Unternehmen. Bei 26 Prozent sank aufgrund der Wechselkursthematik, des starken Schweizer Frankens und des harten Preiswettbewerbs der Umsatz. International gehen die meisten Familienunternehmen davon aus, dass sie ihre ambitionierten Wachstumsziele in den nächsten fünf Jahren erreichen können. In der Schweiz dagegen erwarten 57 Prozent der Befragten ein Wachstum in den nächsten 12 Monaten – verglichen mit 85 Prozent in Deutschland und 92 Prozent in Österreich eine deutlich zurückhaltendere Zukunftssicht.

Fehlende Talente
«In der Schweiz steht nicht mehr die Frage der Nachfolgeregelung auf Platz eins der Herausforderungen. Neu ist die Verfügbarkeit von Fachpersonal das grosse Thema», betont Stefan Gerber, Leiter der Geschäftsbereichs KMU bei PwC Schweiz. Jedes zweite Unternehmen ist vom Fachkräftemangel betroffen: Vor zwei Jahren wurde dieses Thema nicht einmal als Priorität angesehen. Im Kampf um die besten Mitarbeiter fühlen sich Familienunternehmen häufig den Grosskonzernen unterlegen. Hier sehen die Unternehmer einen Handlungspunkt für die Schweizer Politik, um mit entsprechenden Ausbildungsmassnahmen Personalengpässe zu entschärfen.

«Bei der Nachfolgeregelung fällt auf, dass in 43 Prozent der Schweizer Familienunternehmen die nächste Generation gar nicht an einer Übernahme des eigenen Unternehmens interessiert ist», sagt Marcel Widrig, Leiter Privat Clients bei PwC Schweiz. Der Verkauf oder Börsengang der Unternehmen ist dadurch ein deutlich wichtigeres Thema als in Deutschland oder Österreich, wo über die Hälfte der Unternehmen an die nächste Generation geht. Musterschüler weltweit, was den Umgang mit Familienkonflikten betrifft, sind die Familienunternehmen in der DACH-Region: 86 Prozent haben entsprechende Strukturen und Prozesse eingeführt.

Weniger Bürokratie gewünscht
Die Familienunternehmen fordern Steuererleichterungen, eine Reduktion der Bürokratie und einen einfacheren Zugang zu Kapital. In der Schweiz sehen sie der bevorstehenden Abstimmung zur Erbschaftssteuer zudem kritisch entgegen: Die Übergabe des Unternehmens an die nächste Generation sollte erleichtert und nicht erschwert werden. (PwC/mc/pg)

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