Frauenlohn-Report: Grossunternehmen missachten Lohngleichheit

Frauenlohn-Report: Grossunternehmen missachten Lohngleichheit
20 Prozent der Frauen und damit ein doppelt so grosser Anteil wie bei den Männern sind laut Unia zu tiefen Löhnen beschäftigt.

Bern – Die Gewerkschaft Unia hat bei der Vorstellung des Frauenlohn-Reports grosse Unternehmen angeprangert. Diese würden das Gleichstellungsgesetz ignorieren. Bürgerliche Parteien wollten gleichzeitig die Lohnanalysen schwächen oder abschaffen.

Gemäss dem Report zeigte sich, dass Mindestlöhne für Frauen wichtig sind. Frauen nämlich würden überdurchschnittlich oft in Tieflohnbranchen arbeiten, teilte Unia am Dienstag im Vorfeld des Frauenstreiktags vom 14. Juni mit.

20 Prozent der Frauen und damit ein doppelt so grosser Anteil wie bei den Männern sind zu tiefen Löhnen beschäftigt. Unter Immigrantinnen beträgt der Tieflohn-Anteil gar 30 Prozent. Ein Lohn muss gemäss der Gewerkschaft aber zum Leben reichen.

Darum engagieren sich die Gewerkschaften in der Schweiz seit den 1990-er Jahren für Mindestlöhne. In zwei grossen Kampagnen von 1998 bis 2004 und von 2009 bis 2014 forderten sie Mindestlöhne von 3000 respektive 4000 Franken im Monat. Während beider Kampagnen sank der Anteil der Frauen mit Tieflöhnen den Angaben zufolge um je 15 Prozent.

Mindestlohn gegen Armut
Im Hinblick auf die Absichten des Parlaments, allgemeinverbindlich erklärten Gesamtarbeitsverträgen über in kantonalen Abstimmungen gutgeheissene Mindestlöhne zu stellen, verwies die Unia auf Verbesserungen im Kanton Genf.

Zwei Jahre nach der Abstimmung 2020 verdienten nur noch 3,3 Prozent der Frauen weniger als 4000 Franken. Bei den Männern sank der Anteil auf 2,1 Prozent. Vor der Einführung der kantonalen Mindestlöhne erhielten 10,7 Prozent der Frauen weniger und 5,1 Prozent der Männer.

Nach offiziellen Zahlen verdienen Frauen weiterhin 17,5 Prozent weniger als Männer. 45 Prozent davon sind auf indirekte Diskriminierung wie Beruf, Branche oder Alter zurückzuführen. 55 Prozent gehen jedoch auf das Konto direkter Diskriminierung – sie seien anders nicht zu erklären, hielt die Unia fest.

Angriffe auf Lohnanalysen
Anstatt das zu beseitigen, würden die bürgerlichen Parteien die ab einer gewissen Unternehmensgrösse vorgeschriebenen Lohnanalysen angreifen. Jüngst nahm das Parlament einen Vorstoss an, der die Schichtzulagen in der Industrie von der Lohnanalyse ausnehmen will. Wie die Unia kritisiert, dient das der Schönung der Resultate.

Die Forderung der Unia sei klar, hiess es weiter: Gleichstellung ohne gerechte Löhne gebe es nicht. Es brauche mehr gesetzliche Mindestlöhne zur Sicherung des Existenzminimums. Löhne dürften nicht tiefer als 4500 Franken im Monat sein. Für Menschen mit Berufsabschluss müssten sie mindestens 5000 Franken betragen.

Dazu sei das Gleichstellungsgesetz verschärft anzuwenden mit flächendeckenden Lohnanalysen und Sanktionen für Unternehmen, die sich nicht daran halten. (awp/mc/ps)

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