Greenpeace findet Pestizide im Schweizer Weinbau

Greenpeace findet Pestizide im Schweizer Weinbau
(Foto: Pixabay)

Zürich – Wein, Weintrauben und Weinberge in der Deutschschweiz, der Romandie und dem Tessin sind häufig mit Pestiziden belastet. Das zeigen neue Greenpeace-Analysen. Bodenproben konventioneller Betriebe enthielten bis zu 18 verschiedene Pestizide gleichzeitig. Und: Sie enthielten auch mehr Kupfer als die Bodenproben aus Bio-Parzellen.

Greenpeace Schweiz hat zehn Schweizer Weine (acht konventionell, zwei Bio) aus den wichtigsten Rebbauregionen (Bielersee, Graubünden, Genfersee, Schaffhausen, Tessin, Wallis, Zürichsee) sowie sechs Rebberge (Bielersee, Genfersee, Schaffhausen, Zürichsee) durch ein unabhängiges Labor auf Pestizide untersuchen lassen. In den Rebbergen wurden Proben der (noch unreifen) Trauben sowie Bodenproben genommen, um ein Bild der Belastung der Umwelt zu erhalten.

Insgesamt wurden 33 verschiedene Pestizide gefunden, wie der Bericht «Pestizide im Schweizer Weinbau» zeigt: http://bit.ly/2dlDAJZ. Viele der gefundenen Stoffe sind auf der Greenpeace-Blacklist[1] oder würden die Kriterien für diese erfüllen. So stehen vier gefundene Pestizide im Verdacht, krebserregend zu sein, und sechs gefundene Wirkstoffe sind giftig für Bienen und Nützlinge. Pestizide, die in der Blacklist aufgeführt sind, sollten prioritär verboten werden, da sie eine zu hohe Toxizität für den Menschen und/oder die Umwelt aufweisen.

Pestizide sind zugelassen und überschreiten keine Grenzwerte
In allen acht konventionellen Weinen wurden Rückstände von mindestens zwei Pestiziden gefunden, die beiden Bio-Proben sind ohne Befund. Am stärksten belastet sind ein Merlot aus dem Tessin, ein Hallauer Blauburgunder sowie ein Pinot Noir aus Maienfeld. In sieben der acht konventionellen Weine wurden Spuren des umstrittenen Herbizids Glyphosat gefunden. Alle gefundenen Pestizide sind zugelassen und überschreiten keine Grenzwerte.

Alle konventionell angebauten Weintrauben waren sehr hoch mit Pestiziden belastet. Es wurden zwischen 4 und 13 Wirkstoffe gefunden, und dies in teilweise sehr hohen Konzentrationen. Für den Konsum wären diese Trauben nicht zugelassen, es gilt jedoch zu beachten, dass die Traubenproben im unreifen Zustand genommen wurden. Es ist damit zu rechnen, dass bis zur Ernte ein Grossteil der Pestizide ausgewaschen bzw. abgebaut werden. Eine Bio-Probe war komplett befundfrei, bei der anderen konnten Spuren zweier Wirkstoffe nachgewiesen werden. Es ist davon auszugehen, dass es sich dabei um Abdrift benachbarter konventioneller Parzellen handelt.

Pestizide teilweise persistent und im Boden angereichert
In den Bodenproben aus konventionell bewirtschafteten Parzellen konnten zwischen 10 und 18 Pestizide nachgewiesen werden, teilweise auch Substanzen, die in den Trauben oder im Wein nicht gefunden wurden. Dies zeigt, dass Pestizide teilweise persistent sind und sich im Boden anreichern können. In den Proben aus Bio-Parzellen konnte ausschliesslich Kupfer gefunden werden. Interessant ist, dass der Kupfergehalt der Bio-Parzellen unter demjenigen konventioneller Parzellen liegt. Somit scheint das oft angebrachte Argument, dass Bio-Weinbauern mehr Kupfer einsetzen, zumindest fragwürdig.

Philippe Schenkel, Leiter der Landwirtschaftskampagne bei Greenpeace Schweiz, sagt dazu: «Wieder einmal zeigt sich die Pestizid-Intensität der Schweizer Landwirtschaft. Die in grossen Mengen in den Weinbergen ausgebrachten Pestizide schädigen Nützlinge, gefährden unsere Gewässer und landen schliesslich in unseren Weingläsern. Die untersuchten Bio-Parzellen zeigen, dass ein anderer Weg möglich ist. Wir fordern die Politik auf, endlich mutige Schritte für eine Pestizidreduktion zu unternehmen.»

Diese neueste Untersuchung bestätigt frühere Studien und bezeugt den hohen Einsatz von Agrochemikalien in der Schweizer Landwirtschaft. Greenpeace fordert einen grundsätzlichen Wandel in der Schweizer Agrarpolitik: weg von einer auf synthetische Inputs angewiesenen industriellen Landwirtschaft hin zu einer echten Agrarökologie, welche die Produktion gesunder Lebensmittel und den Schutz der Biodiversität unter einen Hut bringt. Dazu braucht es einen Ausstiegsplan für chemisch-synthetische Pestizide, Investitionen in die Bio-Forschung, die Förderung der Umstellung sowie ein Umdenken bei Grossverteilern, KonsumentInnen und Bäuerinnen und Bauern. Der sich in Arbeit befindende «Aktionsplan zur Risikoreduktion und nachhaltigen Anwendung von Pflanzenschutzmitteln» ist eine grosse Gelegenheit, diesen Wandel anzustossen. (Greenpeace/mc)

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