Greenpeace: Schweizer Atomstrom wird immer dreckiger

Greenpeace: Schweizer Atomstrom wird immer dreckiger

Greenpeace-Strahlungsexperte Heinz Smital beim Messen in der Region der Wiederaufbereitungsanlage Majak.

Zürich – Schweizer Atomstrom wird immer dreckiger. Nachdem Greenpeace vor zwei Jahren enthüllt hatte, dass die Axpo ihre Brennelemente in der atomaren Dreckschleuder Majak produzieren lässt, wurde nun gestern in einem Rundschau-Bericht bekannt, dass der AKW-Betreiber einen neuen Vertrag für Uranlieferungen aus der sibirischen Produktionsanlage Seversk abgeschlossen hat – obwohl die Umgebung in Seversk wie bei Majak weiträumig radioaktiv verseucht ist.

Dies ist skandalös, hatte doch die Axpo versprochen, ihre Brennstofflieferungen besser zu überprüfen. Greenpeace fordert von der Axpo, endlich aus den  Uran-Geschäften mit Russland auszusteigen. Die Rundschau des Schweizer Fernsehens wartete gestern mit erschreckenden Bildern auf: Ein Kalb mit zwei Köpfen und schwerst behinderte Kinder zeugten von der radioaktiven Verseuchung rund um die russische Atomanlage Seversk. Dort bezieht die Axpo und ihr Atomkraftwerk Leibstadt seit einem Jahr Uran für die Brennelementproduktion. Nach etlichen schweren Unfällen in der Vergangenheit setzt dieses Werk auch heute noch täglich Radioaktivität in die Umwelt frei.

Versprechungen nicht gehalten
Besonders stossend: Seit zwei Jahren erklärte die Axpo gegenüber der Öffentlichkeit, man wolle die Brennstofflieferungen besser überprüfen. Dies, weil der Stromkonzern nach langem Zögern Greenpeace hatte recht geben und einräumen müssen, dass der Brennstoff nicht – wie in der eigenen Ökobilanz fälschlicherweise deklariert – aus der Abrüstung stammt, sondern aus der Wiederaufarbeitung im berüchtigten Atomkomplex in Majak. Auch über die Herkunft des Brennstoffs für das AKW Leibstadt stelle die Axpo Nachforschungen an, wurde versprochen. Denn, so die Axpo auf ihrer Website: „Als führendes Energieunternehmen der Schweiz ist Axpo besonders verpflichtet, Ökologie, Wirtschaftlichkeit und soziale Verantwortung in Einklang zu bringen“ und „Der Axpo Konzern sagt, was er tut – und tut, was er sagt“.

«Leere Worte»
Dies sind leere Worte, denn in den vergangenen zwei Jahren ist nichts passiert. Im Gegenteil: Wie in der gestrigen Rundschau bekannt wurde, hat die Axpo offenbar nur ein Jahr nachdem sie beteuert hatte, ihre Russlandgeschäfte zu überprüfen einen 15-Jahres-Vertrag für Uran-Lieferungen aus Seversk abgeschlossen zur Herstellung von Brennelementen für das AKW Leibstadt. Dies im Wissen darum, dass die Umgebung von Seversk ebenso wie jene von Majak weiträumig radioaktiv verseucht ist.

Bedenkliche Umweltsituation
Wie erschreckend die Situation in Seversk – auch bekannt als Anlage Tomsk-7 – ist ,  zeigte der gestrige Rundschau-Beitrag in aller Deutlichkeit. Eine 2008 publizierte Studie* , an der Wissenschafter des Paul-Scherrer-Instituts in Würenlingen mitgewirkt hatten, dokumentiert die bedenkliche Umweltsituation rund um das Werk. Die Entsorgung der Flüssigabfälle erfolgt durch Injektion in den Boden – eine absolut untolerable Methode. «Beim neuen Vertrag für Brennstofflieferung aus Seversk kann sich die Axpo nicht mehr herausreden und behaupten, der Zwischenhändler habe nicht informiert, wie das im Fall Majak der Fall war. Hier handelt es sich um einen direkten Vertrag zwischen AXPO und der russischen TENEX, einer Staatsfirma der Rosatom-Gruppe. Und die Situation um das Werk Tomsk-7 in Seversk war bekannt», so Stefan Füglister, Atomexperte für Greenpeace.

Die Zeit der Plattitüden und Beschwichtigungen seitens der Axpo ist definitiv abgelaufen. Greenpeace fordert die Axpo auf, jetzt endlich zu handeln und die Verträge mit russischen Zulieferern zu künden. (Greenpeace/mc/ps)

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